Hamburg. Frist für Einigung bereits abgelaufen. Es wird weiter verhandelt. Hamburger Hafenkonzern rechnet aber mit raschem Abschluss.

Der Einstieg der chinesischen Reederei Cosco beim Containerterminal Tollerort im Hamburger Hafen ist noch nicht in trockenen Tüchern. Während der Hafenkonzern HHLA bereits einen Abschluss der Vereinbarung erwartet, haben die Chinesen noch Gesprächsbedarf. In einer Pflichtmitteilung an der Börse in Hongkong teilte Cosco Shipping Ports Limited (CSPL) kurz nach Handelsschluss mit, dass man mit der HHLA und dem Bundeswirtschaftsministerium weiterhin über die Bedingungen der Transaktion verhandele und die Erfordernisse für eine Unbedenklichkeit noch nicht erfüllt seien. Wörtlich heißt es: „Es gibt keine Zusicherung, dass die Transaktion stattfinden wird oder wann sie stattfinden kann.“ Eigentlich war das Enddatum für einen Abschluss am 31. Dezember vergangenen Jahres abgelaufen.

Wie berichtet, hatten sich HHLA und Cosco bereits im September 2021 auf den Einstieg der Chinesen verständigt. Damals wurde vereinbart, dass Cosco für umgerechnet 65 Millionen Euro 35 Prozent am HHLA-Terminal Tollerort erwerben soll und dafür im Gegenzug den Hamburger Hafen zu einem bevorzugten Umschlagort machen wird. Doch kurz vor Abschluss der Transaktion im Herbst vergangenen Jahres grätschte das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) dazwischen. Er befürchtete, dass die Beteiligung zu einseitigen Abhängigkeiten von China führen könnte und versagte seine Zustimmung.

Hafen Hamburg: Cosco darf nur eine Minderheitsbeteiligung am Terminal erwerben

Nach tagelangem Streit in der Bundesregierung und nachdem sich Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) klar zu dem Geschäft bekannt hatte, erteilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Druck des Bundeskanzleramtes eine Teilgenehmigung, die die geplante strategische Zusammenarbeit zu einer reinen Finanzbeteiligung herabstufte: Cosco darf bis zu 24,9 Prozent der Anteile an Tollerort erwerben, womit das Unternehmen keine Sperrminorität erhält.

Zudem wurden Sonderrechte versagt, wie ein Vetorecht bei strategischen Geschäfts- oder Personalentscheidungen. Einen eigenen Geschäftsführer soll das chinesische Unternehmen ebenfalls nicht erhalten, obgleich das Geschäftsmodell des Containerterminals als GmbH zwei Geschäftsführer vorsieht.

HHLA zeigt sich deutlich optimistischer als Cosco

Kurz nachdem Cosco am Freitagmorgen seine verhaltene Äußerung verbreitet hatte, vermeldete die HHLA hingegen, dass man vor einem Abschluss der Transaktion stehe. „Wir können bestätigen, dass es in sachlich, konstruktiven Gesprächen zwischen der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), CSPL und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gelungen ist, sich auf konkrete Voraussetzungen für eine Beteiligung von CSPL an der HHLA Container Terminal Tollerort GmbH zu verständigen“, sagte eine Sprecherin.

Gleichzeitig räumte das Hafenunternehmen aber ein, dass es noch offene Fragen gebe: „Zur Klärung letzter Details führen HHLA und CSPL derzeit Gespräche und streben eine zeitnahe Finalisierung der Transaktion an.“ Zu den vertraglichen Inhalten sei Stillschweigen vereinbart worden.

Cosco ist seit 40 Jahren fester Kunde der HHLA

Zumindest eines scheint damit gesichert: Cosco hat sich mit der Reduzierung seiner Anteile am CTT auf weniger als 25 Prozent grundsätzlich einverstanden erklärt. Die HHLA glaubt nicht mehr daran, dass die Chinesen noch einen Rückzieher machen. Aber eine Reihe von Fragen sind nicht geklärt. Dem Vernehmen nach gibt es beispielsweise noch keine Entscheidung über die Kaufsumme, die in dem Fall natürlich geringer ausfallen wird.

Cosco ist seit 40 Jahren fester Kunde der HHLA und bringt regelmäßig Ladung in den Hamburger Hafen. Die Cosco Shipping Port Limited (CSPL) ist ein Tochterunternehmen des staatseigenen Reedereikonzerns. Nach Angaben des Branchendienstes Drewry war Cosco 2019 bereits bei der Umschlagkapazität der weltgrößte Terminalbetreiber. Nach eigenen Angaben verfügt CSPL über Beteiligungen in 37 Häfen weltweit und schlägt etwa 122 Millionen Standardcontainer (TEU) jährlich um. Das Unternehmen ist auch in den nordeuropäischen Häfen fest verankert mit eigenen Beteiligungen an einzelnen Terminals in Rotterdam (35 Prozent), in Antwerpen (20 Prozent) und im mit Antwerpen fusionierten Hafen von Zeebrügge, wo es sogar 85 Prozent sind.

China-Geschäft macht fast ein Drittel des Umschlags im Hamburger Hafen aus

Wegen dieser Machtfülle von Cosco ist eine weitere Beteiligung höchst umstritten. Insbesondere die Grünen und FDP-Politiker im Bund halten die Beteiligung neben der CDU weiter für einen strategischen Fehler und warnen vor einem Teilverkauf des Hamburger Hafens. Auch mehrere Ministerien hatten sich dagegen ausgesprochen. In Hamburg stehen die Grünen hingegen an der Seite der SPD und haben den Kompromiss befürwortet.

Im Falle einer Ablehnung des Geschäfts befürchtet die HHLA , dass Cosco Ladung abzieht, was Arbeitsplätze kosten könnte und zu einer Schwächung des Hamburger Hafens führen würde. Das gesamte China-Geschäft macht annähernd ein Drittel des Umschlags im Hamburger Hafen aus. Das Land ist mit Abstand Hamburgs wichtigster Handelspartner. Im vergangenen Jahr wurden 2,6 Millionen Container (TEU) aus oder nach China über die Kaikante gehoben. Das bedeutete im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,5 Prozent. Nicht nur Cosco versorgt den Hafen mit Ladung aus China. Insgesamt 17 Liniendienste laufen den Hamburger Hafen an.

Hafen Hamburg: Partnerschaft für die Hamburger von immenser Bedeutung

Zuletzt machten Gerüchte die Runde, basierende auf der Kooperation zwischen der HHLA und Cosco könnten weitere Projekte in anderen Häfen folgen. Doch HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath dementierte kürzlich, dass es konkrete Pläne gebe. Der „Welt am Sonntag“ sagte sie: „Es gab vor einiger Zeit Überlegungen, ob unser Tochterunternehmen HPC, das weltweit Hafenanlagen entwickelt, einen Beratungsauftrag für ein Hafenprojekt in China annimmt. Aber dieses Projekt wurde nicht realisiert.“

Gleichwohl ist die Partnerschaft für die Hamburger von immenser Bedeutung. Die HHLA kommt beim Containerumschlag seit Jahren nicht voran, während die Rivalen in Antwerpen und Rotterdam eine Wachstumsgeschichte schreiben. Das Containerterminal in Odessa ist infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine seit bald einem Jahr geschlossen. Das am stärksten automatisierte und effizienteste HHLA Container Terminal Altenwerder kann nur von mittelgroßen Schiffen angelaufen werden. Die wirklich großen Frachter passen nicht unter der Köhlbrandbrücke hindurch. Weil die Elbe nach der Fahrrinnenvertiefung schneller wieder verschlickt als erwartet und die Behörden beim Ausbaggern nicht hinterherkommen, gibt es zudem neue Tiefgangsbeschränkungen auf der Elbe. Deshalb setzt der Hafenkonzern große Hoffnung darauf, dass Cosco im Rahmen der Beteiligung künftig mehr Ladung nach Hamburg bringt. Das Geschäft ist für die Hamburger nahezu existenziell

Hafen Hamburg: HHLA zeigt sich deutlich optimistischer als Cosco

Kurz nachdem Cosco am Freitagmorgen seine verhaltene Äußerung verbreitet hatte, vermeldete die HHLA hingegen, dass man vor einem Abschluss der Transaktion stehe. „Wir können bestätigen, dass es in sachlich, konstruktiven Gesprächen zwischen der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), CSPL und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gelungen ist, sich auf konkrete Voraussetzungen für eine Beteiligung von CSPL an der HHLA Container Terminal Tollerort GmbH zu verständigen“, sagte eine Sprecherin.

Gleichzeitig räumte das Hafenunternehmen aber ein, dass es noch offene Fragen gebe. „Zur Klärung letzter Details führen HHLA und CSPL derzeit Gespräche und streben eine zeitnahe Finalisierung der Transaktion an.“