Hamburg. Marktführer macht mit Highend-Kameras und Video-Equipment gute Geschäfte. Einstellung von 25 neuen Beschäftigten geplant.
Die ersten Kunden sind schon nach Geschäftsöffnung morgens um 10 Uhr da. Einer holt eine Bestellung ab, ein anderer interessiert sich für ein Secondhand-Angebot. Beschäftigte sprechen am Telefon oder beantworten Anfragen am Computer.
Auch wenn das Geschäft ein bisschen versteckt am Rande von Ottensen liegt, öffnen sich an diesem Dezembervormittag immer wieder die gläsernen Automatiktüren von Calumet Photographic. Neueste Kameras von Canon, Nikon, Sony, Leica & Co., Objektive von einfach bis extrem lichtstark, Blitzanlagen, Studio-Equipment, Fotodrucker, das gesamte Spektrum von Zubehör auf knapp 600 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Wir wollen alles abbilden“, sagt Frank Hasselmann, Deutschland-Chef des Fotofachhändlers mit Sitz in Hamburg.
Hidden Champion: Fotohändler Calumet sucht neue Standorte
Auch wenn der Name vor allem Kennern etwas sagt. Calumet ist inzwischen das, was als Hidden Champion bezeichnet wird: Deutschlands größter Anbieter im Foto- und Videohandel mit elf Geschäften zwischen Hamburg und München, einem Onlineshop mit 20.000 Artikeln, 240 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz in dreistelliger Millionenhöhe – und einer Wachstumsquote von 20 Prozent in den vergangenen Jahren. „Jede vierte High-End-Kamera geht über unseren Tisch“, sagt Geschäftsführer Hasselmann, der seit gut einem Jahr auf diesem Posten ist.
Auch in Europa spielt der Fotohändler mit der Muttergesellschaft European Imaging Group mit Standorten in den Niederlanden, Großbritannien und Polen in der Top-Liga. Dabei stehen weitere Expansionspläne der Gruppe, die zum Reich der börsenorientierten Aurelius-Gruppe gehört, ganz weit oben auf der Agenda.
2023 zwei neue Calumet-Filialen in Deutschland
Auch in Deutschland sollen im nächsten Jahr mindestens zwei neue Calumet-Filialen eröffnen. In Hamburg plant Hasselmann zudem die Eröffnung eines zweiten Geschäfts bis Ende 2024. „Ich kann mir einen Standort in Innenstadt-Nähe gut vorstellen“, sagt er. Erste Objekte hat er bereits im Blick.
Das mag erst mal verwunderlich klingen in einer Branche, die in den vergangenen Jahren vor allem durch immer bessere Smartphone-Kameras ordentlich durchgerüttelt wurde. Die einfachen, leicht zu bedienenden Kompaktkameras, die eine wichtige Rolle im Fotohandel ausgemacht haben, sind dadurch praktisch vom Markt verschwunden. Dazu kommt das wachsende Online-Angebot. Das trifft zum einen die großen Elektronikmärkte, die ihre Angebote in den Fotoabteilungen deutlich reduziert haben. Aber auch kleineren Fotohändlern macht die Entwicklung zu schaffen, wenn sie sich nicht spezialisiert haben.
In Hamburg gibt es noch knapp zwei Dutzend inhabergeführte Fachgeschäfte. Fotohändler wie PPS oder 1000 Töpfe, die früher den Markt für Profis und Laien dominiert haben, sind schon seit Jahren Geschichte. Foto Wiesenhavern, über die Stadtgrenzen hinaus bekannter Name mit Stammsitz in der Mönckebergstraße, wurde in den vergangenen Jahren mehrfach verkauft und gehört jetzt zum Calumet-Konkurrenten Kamera Express mit Sitz in den Niederlanden. Dazu kommen in der Hansestadt Spezialgeschäfte wie IPS oder Probis, die mit Angebot und Service in erster Linie auf die Bedürfnisse professioneller Fotografen ausgerichtet sind.
Calumet: Nachfrage bei Fotoprofis ist konstant
Auch Calumet lebt hauptsächlich vom Profibereich. Zwei Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen mit hochwertigen Digitalkameras und Zubehör zu Preisen, die auch schon mal bei mehreren Tausend Euro liegen können. „Die Nachfrage in dem Bereich ist stabil“, sagt Deutschland-Chef Hasselmann. Wachstum verzeichnet der Händler im Bereich der „Highend-Enthusiasten“, wie er sie nennt, und im Bewegbildbereich vor allem bei einer jungen Kundengruppe, aber auch in Unternehmen. „Die Anforderungen für Videos in den sozialen Medien und bei YouTube werden immer professioneller. Dazu gehört auch eine entsprechende Studio-Ausrüstung mit Kameras und Licht“, sagt der 44-Jährige, der lange beim Industriekonzern Linde gearbeitet und in den vergangenen Jahren das Deutschlandgeschäft des Schweizer Onlinehändlers Galaxus aufgebaut hat.
Ein weiteres wichtiges Standbein ist der Gebrauchtmarkt. In allen Filialen nimmt Calumet gebrauchte Kameras und Zubehör in Zahlung. Insgesamt etwa 5000 Artikel sind bundesweit online verfügbar – alle technisch geprüft und mit einem Jahr Gewährleistung. Allein in Hamburg arbeiten im Secondhand-Bereich zehn Beschäftigte. 600 Fotoapparate werden hier pro Jahr durchgecheckt. Zum Serviceangebot des Händlers gehören auch der Verleih von Fotoausrüstungen, eine Reparaturwerkstatt sowie ein Workshop-Programm. „Der wichtigste Erfolgsgarant bleibt aber die Beratung durch unsere Fachleute“, sagt Geschäftsführer Hasselmann. Zwei Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen über den stationären Handel, aber der Onlinehandel wachse aktuell stark.
Calumet kommt aus Chicago
Angefangen hat die Erfolgsgeschichte von Calumet in Deutschland vor mehr als 30 Jahren. Im Jahr der deutschen Wiedervereinigung 1990 hatte das 1939 in Chicago gegründete Unternehmen den ersten Laden außerhalb der USA in Hamburg eröffnet – in einem Hinterhof am Eppendorfer Weg. Als 2004 der renommierte Foto-Händler PPS mit Sitz im Bunker an der Feldstraße Insolvenz anmelden musste, übernahm Calumet Teile des Geschäfts – und eine Reihe von hoch qualifizierten Mitarbeitern, die teilweise bis heute im Unternehmen sind. Im Folgejahr zog Calumet mit der Deutschlandzentrale und dem Hamburger Ladengeschäft an den heutigen Standort in dem leer stehenden Einkaufszentrum Vivo an der Bahrenfelder Straße in Ottensen. Seitdem ist viel passiert. Allein im vergangenen Jahr hat der Händler einen neuen Standort in Hannover eröffnet und ist mit der Übernahme des Traditionsgeschäfts Fotohaus Klinger in Leipzig präsent.
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Auch im nächsten Jahr will Calumet-Geschäftsführer Frank Hasselmann weiter expandieren – sowohl online als auch mit neuen Filialen. In Dresden soll Standort Nummer zwölf dazukommen. „Der Mietvertrag ist unterschriftsreif“, sagt er. Zudem ist mindestens eine weitere Neueröffnung bis Ende 2023 vorgesehen. Dafür würden unterschiedliche Option geprüft, heißt es. Auch die Zahl der Beschäftigten soll noch mal deutlich steigen. 25 Stellen will Calumet neu besetzen. „Wir suchen immer gutes Fachpersonal“, sagt Hasselmann.
Calumet: Neue Räume in Hamburg gesucht
Große Veränderungen zeichnen sich auch in der Hamburger Zentrale ab. Calumet muss den bisherigen Firmensitz bis Ende 2024 verlassen. Die Stadt will die Immobilie, die einst als Bio-Einkaufszentrum geplant war, von 2025 an zu einer Schule umbauen. „Wir sind auf der Suche nach neuen Flächen für die Verwaltung und für unseren Hamburger Flagshipstore“, sagt Hasselmann, der gerne in Ottensen bleiben möchte. Dass der Fotohändler mit stationären Läden und dem Online-Angebot eine Zukunft hat, ist für ihn klar. „Für Menschen, die wenig Ansprüche an Fotografie haben, reicht heute das Handy“, sagt er. „Aber diejenigen, die mehr wollen, die brauchen den Fachhandel mit der fundierten Beratung.“