Hamburg. Bei den großen Paketdiensten herrscht zwei Wochen vor Weihnachten Hochbetrieb. Doch nicht nur die Preise unterscheiden sich.
Jahrelang ging es für den Onlinehandel in Deutschland steil bergauf – und damit auch für die großen Paketdienste. Die Folgen der Pandemie trieb die Zahl der Sendungen nach oben. Doch nun hat sich der Trend gedreht.
Gleichwohl hat die Branche in den Wochen vor Weihnachten reichlich zu tun. Wie haben sich die großen Paketdienstleister auf die Hochsaison am Jahresende vorbereitet? Was sollten Privatkunden wissen? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Paketdienste: Wie läuft es aktuell in der Region Hamburg?
Bereits gut zwei Wochen vor Heiligabend herrscht Hochbetrieb bei den Paket-Dienstleistern. „Seit Mitte November haben wir enorm hohe Paketmengen“, sagt ein Sprecher von Deutsche Post DHL über die aktuelle Situation in der Niederlassung Hamburg. Die hat für gewöhnlich etwa 7000 Mitarbeiterinnen. Jetzt sind es etwa 400 mehr. 270 Beschäftigte zusätzlich werden in der Zustellung eingesetzt, 130 im Paketzentrum. „Hier arbeiten wir jetzt in drei Schichten im 24/7-Betrieb und schaffen damit maximale Sortierkapazitäten“, sagt Niederlassungsleiter Stefan Eckelmann über das zentrale Paketzentrum in Allermöhe.
Für gewöhnlich werden dort knapp 300.000 Sendungen pro Tag umgeschlagen, nun sind es bis zu 500.000 binnen 24 Stunden. 200 Zustellfahrzeuge wurden zusätzlich angemietet. Niels Sander, der DPD-Qualitätsbeauftragte für die Region Hamburg-Schleswig-Holstein, sagt: „Die Paketsortieranlage in unserem Hamburger Depot läuft auf Hochtouren. Uns stehen aber ausreichend Reservekapazitäten zur Verfügung, um auf steigende Paketmengen unserer Kunden kurzfristig reagieren zu können.“
Bis wann müssen Weihnachtspakete auf den Weg gebracht werden?
Damit eine Sendung einen Privatempfänger innerhalb Deutschlands spätestens am Vormittag des Heiligabend erreichen kann, sollte das Paket spätestens am Dienstag, 20. Dezember, in einer Postfiliale oder in einem der Paketshops von Hermes und DPD abgegeben werden, raten die Unternehmen. Der Versand ist zumeist teurer als 2021. Die drei großen Dienste haben im Laufe des Jahres zumindest einen Teil ihrer Preise angehoben.
Was kostet der Versand eines Pakets innerhalb Deutschlands?
Die Preislisten der Paketdienste sind nicht einfach zuüberblicken. Außer Größe und Gewicht spielen viele weitere Faktoren eine Rolle. Gibt der Versender das Paket selbst auf oder wird es vom Paketdienst abgeholt, wird der Paketschein selbst oder in der Abgabestelle ausgedruckt, soll an die Privatadresse oder an eine Paketstation oder -shop gesendet werden – all dies bestimmt den Preis ebenfalls.
DHL gibt für das besonders häufig gewählte Fünf-Kilo-Paket mit Lieferung an die Haustür des Empfängers inklusive Haftung, klimaneutralem Transport und Sendungsverfolgung einen Preis von 6,99 Euro an. Bei Hermes kostet ein vergleichbares und von Kunden besonders oft gewähltes Paket der Größe M ab 5,95 Euro, DPD berechnet Privatkunden für die Haustürlieferung eines M-Pakets ab 6,40 Euro.
Wie entwickelt sich der Paketversand in Deutschland?
Die Zeit der massiven Zuwächse in den ersten Corona-Jahren ist vorbei. 2020 war die Zahl der Pakete um 20 Prozent nach oben geschnellt, 2021 um drei Prozent gewachsen. Doch in diesem Jahr kaufen Verbraucher wieder häufiger in Geschäften statt online. Und sie halten sich wegen hoher Inflation bei Anschaffungen zurück.
Die Folge: Im ersten Halbjahr wurden hierzulande 11,4 Prozent weniger Pakete transportiert und zugestellt als von Januar bis Ende Juni 2021. Der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek) rechnet für das gesamte Jahr mit einem Rückgang in vergleichbarer Größe.
Was erwartet die Branche für das Weihnachtsgeschäft?
November und Dezember sind die Monate , in denen die Paketzusteller am meisten zu tun haben. Das ist trotz allem auch 2022 so – doch im Vergleich zu 2021 sinkt die Zahl der Sendungen, prognostiziert eine aktuelle Studie im Auftrag des Branchenverbands Biek.
Demnach werden im Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr etwa 415 Millionen Pakete von Onlinehändlern an Verbraucher geschickt. Im Vorjahr waren es noch fast 450 Millionen gewesen. Inklusive der Sendungen von privat zu privat rechnet die Branche mit 750 Millionen Paketen. Auch das sind weniger als 2021 (790 Millionen).
Welche Herausforderungen müssen die großen Dienste bewältigen?
Der Marktführer Deutsche Post DHL rechnet damit, dass er im Weihnachtsgeschäft bis zu 70 Prozent mehr Pakete pro Tag transportieren, sortieren und zustellen wird als im September. An einzelnen Tagen vor Heiligabend könnten es bis zu elf Millionen Pakete sein. Beim Konkurrenten DPD heißt es, die Tageshöchstwerte würden voraussichtlich bei zwei Millionen Sendungen liegen.
Bei Deutschlands zweitgrößtem Paketdienst Hermes hält man sich mit Prognosen zurück. Sie seien aufgrund der aktuellen Lage nicht möglich, heißt es bei dem zur Otto-Gruppe gehörenden Unternehmen mit Sitz in Hamburg. „Einmal mehr wird das Weihnachtsgeschäft geprägt von außergewöhnlichen externen Einflüssen“, sagt Olaf Schabirosky, der Hermes-Chef in Deutschland.
Paketdienste: Wie haben sich die Unternehmen vorbereitet?
Schon kurz nach den Rabattaktionstagen Black Friday und Cyber Monday Ende November steigt die Zahl der Pakete erfahrungsgemäß sprunghaft an, müssen die Zusteller ähnlich viele Sendungen pro Tag zu den Kunden bringen wie einige Wochen später kurz vor Heiligabend. Die Paketdienste versuchen deshalb frühzeitig, Aushilfskräfte für ihre Logistikzentren und zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer zu rekrutieren und ihre Fahrzeugflotten zu vergrößern. DHL hatte angekündigt, bundesweit mehr als 10.000 Aushilfskräfte für Zustellung, Sortierung und Verladung einstellen zu wollen.
Die Bestandsflotte solle um rund 4000 angemietete Zustellfahrzeuge erweitert werden – „die meisten davon mit Elektroantrieb“, so das Unternehmen. Hermes kalkuliert mit 3000 zusätzlichen Arbeitskräften allein für den Umschlag der Sendungen in seinen Logistik-Centern und -Depots. Angestellt würden sie „mit befristetem Arbeitsvertrag oder über tarifgebundene Zeitarbeitsfirmen“.
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Der Fuhrpark werde um 3000 Fahrzeuge aufgestockt, so dass vor Weihnachten in ganz Deutschland täglich bis zu 13.000 Zustellerinnen und Zusteller für Hermes unterwegs seien. Bei DPD kämen zu den 12.000 Stammzustellern in der Vorweihnachtssaison rund tausend weitere und die gleiche Anzahl Fahrzeuge hinzu, sagt ein Unternehmenssprecher.