Hamburg. Konjunkturflaute trifft den Handelskonzern aus Hamburg mit aller Wucht. Steigende Kosten belasten das Ergebnis. Was Hoffnung macht.

Nach mehreren guten Jahren bekommt die Otto Group die aktuelle Konsumflaute jetzt deutlich zu spüren. Der Handels- und Dienstleistungskonzern mit Sitz in Hamburg meldet massive Rückgänge der Nachfrage. Sorgen macht den Hamburgern vor allem die Entwicklung auf dem deutschen Markt. Dort sind die Umsätze im ersten Geschäftshalbjahr 2022/23 um 13,5 Prozent auf vergleichbarer Basis zurückgegangen, teilte das Unternehmen mit. Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum März bis August.

Otto Group: International läuft es besser

Unter dem Strich fällt das Minus mit weltweit 5,6 Prozent allerdings etwas weniger dramatisch aus. Die Gruppe mit 30 Firmen, darunter Otto.de, Bonprix, Hermes, EOS oder der US-Einrichter Crate and Barrel, war in den internationalen Märkten erfolgreicher als im Stammland und verzeichnete dort ein Wachstum von 8,2 Prozent.

Insgesamt liegt das Umsatzminus daher bei 5,6 Prozent. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Den Angaben zufolge liegen sie aber „klar über den Vergleichswerten aus dem Vor-Corona-Zeitraum“. 2021 hatte die Gruppe eins der besten Geschäftsjahre in der Firmengeschichte verzeichnet. Der schon im ersten Pandemie-Jahr 2020 deutlich gestiegene Umsatz war erneut um 12,9 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro gewachsen.

Weniger Bestellungen bei Otto, weniger Paket bei Hermes

Als Gründe für die Rückgänge der Nachfrage nannte der Konzern das schwierige makroökonomische Umfeld, insbesondere die durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärfte Inflation. Dabei ist die Otto Group doppelt getroffen. Einerseits sinkt die Zahl der Bestellungen im Handelssegment etwa bei Otto.de oder Bonprix, mit Folgen für den zum Konzern gehörenden Paketdienst Hermes, der weniger Bestellungen ausliefert. „Wir befinden uns im vielzitierten perfekten Sturm“, erklärte Vorstandschef Alexander Birken. „Wie die gesamte Handelslandschaft stehen auch wir vor der großen Herausforderung, die Balance zwischen Kaufzurückhaltung, steigenden Kosten und notwendigen Investitionen zu meistern.“

About You mit steigenden Verlusten

Die gestiegenen Beschaffungs- und Energiekosten belasten die Otto Group. Da diese nicht 1:1 an Kunden und Kundinnen weitergegeben werden könnten, habe sich das operative Ergebnis nach den ersten beiden Quartalen des Geschäftsjahres 2022/23 verschlechtert, hieß es. Bereits Anfang der Woche hatte der Online-Modehändler About You, an dem die Gruppe mit mehr als 30 Prozent größter Anteilseigner ist, Halbjahreszahlen vorgelegt, die für wenig Grund zur Freude sorgen.

Das börsennotierte Unternehmen setzt bei gleichzeitig massiven Investitionen weniger um als erwartet. Die Verluste waren im ersten Halbjahr auf mehr als 60 Millionen Euro gestiegen. Die Aktie hat seit dem Börsengang im Juni 2021 mehr als 70 Prozent verloren – und pendelt rund um sechs Euro. Mit einem Sparplan soll die Plattform jetzt auf Kurs gebracht werden. Ziel ist bis zum Geschäftsjahr 2023/24 – zehn Jahre nach der Gründung – die Gewinnschwelle zu erreichen.

Otto Group hofft auf einen kalten Winter

Für die nächsten Monate hofft die Otto Group, nach Amazon Deutschlands zweitgrößter Online-Händler, auf eine Erholung der Nachfrage. Im September sei in einigen Geschäftsmodellen eine leichte Tendenz nach oben zu beobachten, hieß es. Sehr positiv entwickeln sich die Umsätze mit warmer Kleidung und allen Artikeln, die die Verbraucher über einen möglicherweise kalten Winter bringen – von der Decke über Heizstrahler und Radiatoren bis hin zu Kaminöfen.