Hamburg. BMW, VW, Audi und Mercedes sind Kunden des Technologie-Unternehmens mit Sitz in Rahlstedt. Doch dann scheiterte der Produktionsstart.

Das Unternehmen mit Sitz in Rahlstedt sieht sich selbst als weltweiter Technologieführer bei der Entwicklung von Sensoren für autonom fahrende Autos und beliefert Hersteller wie BMW, VW, Audi und Mercedes mit Hard- und Software. Zuletzt hatte Ibeo Automotive mit hohem finanziellen Aufwand einen auf Lasertechnologie basierenden sogenannten Lidar-Sensor der nächsten Generation annähernd bis zur Marktreife entwickelt. Doch der Produktionsstart scheiterte daran, dass die Vorfinanzierung nicht sichergestellt werden konnte.

Insolvenz in Eigenverwaltung soll Unternehmen sanieren

Wichtige Anteilseigner, zu denen der deutsche Technologiekonzern ZF Friedrichshafen gehört, wollten kein Geld dafür bereitstellen. Die Folge: Bei Ibeo läuft ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung mit dem Ziel einer Sanierung und der Suche nach neuen Investoren. „Möglichst viele“ der weltweit mehr als 400 Arbeitsplätze, von denen die allermeisten in Rahlstedt angesiedelt sind, sollten erhalten bleiben, teilte das Hamburger Unternehmen mit, als das Verfahren vor gut zwei Monaten begann.

Gründer und Geschäftsführer Ulrich Lages betonte: „Wir glauben weiterhin an unsere marktführende Technologie, unsere hoch qualifizierten Mitarbeitenden sowie unser Geschäftsmodell.“Tatsächlich war die Suche nach einem neuen Geldgeber erfolgreich. Ibeo wird vom US-Konkurrenten Microvision übernommen, der ebenfalls Lidar-Sensoren entwickelt. „Der Großteil der Sanierung ist gelungen“, sagte Insolvenzverwalter Tjark Thies dem Abendblatt am Dienstag auf Anfrage.

US-Firma Microvision zahlt „bis zu 15 Millionen Euro“

Zuvor hatte Microvision mitgeteilt, dass man für „bis zu 15 Millionen Euro“ bestimmte Teile von Ibeo übernehmen werde. Welche Teile das genau sind, ließen die US-Amerikaner zwar offen, doch nach Abendblatt-Informationen geht es Microvision insbesondere um die Entwicklungsabteilungen der Hamburger. Die Ibeo-Entwicklerteams an den Standorten in Hamburg, Nürnberg sowie in Redmond (USA) würden weiterhin Hard- und Software entwickeln, hieß es.

Wie viele Beschäftigte vom künftigen Arbeitgeber übernommen werden, konnte Insolvenzverwalter Thies am Dienstag noch nicht beziffern. Er betonte aber: „Ein Großteil des Betriebs und der Beschäftigten werden übernommen.“ Nach Abendblatt-Informationen gilt das für etwa 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 280 Vollzeit-Arbeitsplätze. „Hamburg bleibt ein wichtiger Standort für die zukunftsweisende Technologie für das autonome Fahren“, sagte Thies. Für diejenigen Ibeo-Beschäftigten, die nicht von Microvision übernommen werden, „sind wir dabei, ebenfalls Lösungen zu finden“.

Das Bundeswirtschaftsministerium muss der Übernahme zustimmen

„Wir glauben, dass dies eine erfolgreiche Kombination ist“, sagte Microvision-Vorstandschef Sumit Sharma über die Zusammenführung der Technologien beider Unternehmen. Die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Ibeo-Anteilseigner ZF Friedrichshafen wollen die Amerikaner beibehalten und möglichst noch ausbauen. Allerdings muss die Übernahme von Ibeo erst noch vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigt werden.