Hamburg. Öko-Anbieter begründet den Schritt mit den Einkaufskosten. Welche Konsequenzen eine verärgerte Lichtblick-Kundin zieht.

Ob Kunden die Preiserhöhung leichter schlucken, wenn sie von ihrem Anbieter geduzt werden? Der Hamburger Energieanbieter Lichtblick versucht es jedenfalls auf diesem Weg und schreibt Christiane R. „dass wir leider deinen Tarif zum 1.1.2023 erhöhen müssen“. Die Ankündigung gilt sowohl für Gas als auch Strom.

So steigt der Preis für Ökogas mit Biogasanteil um 86 Prozent auf 22 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Damit liegt der Preis fast auf Neukundenniveau mit 22,56 Cent/kWh. Der Grundpreis wird um 33 Prozent auf 185,85 Euro erhöht. „Das ist die vierte Preisanpassung innerhalb von zwölf Monaten“, ärgert sich Christiane R., deren Abschlag nach der Erhöhung auf 335 Euro im Monat steigen soll. Vor einem Jahr lag er noch bei 73 Euro.

Lichtblick erhöht Gaspreis – aus diesem Grund

Lichtblick verweist auf die enorm gestiegenen Einkaufspreise. „Durchschnittlich kostet eine Megawattstunde Gas in diesem Jahr 350 Prozent mehr als 2020“, sagt eine Firmensprecherin. Angesichts dieser Relationen sei auch Lichtblick – trotz eines nachhaltigen, vorausschauenden Energieeinkaufs – gezwungen, diese gestiegenen Kosten weiterzugeben.

„Die Erhöhung der Grundgebühr ergibt sich darüber hinaus aus gestiegenen Entgelten für die Netznutzung und Messung“, so die Sprecherin. Aus der Preisinformation für die Kunden ergibt sich, dass der Preis für die Durchleitung des Gases (Netznutzung) um 7,4 Prozent gestiegen ist und die Vertriebs- und Abrechnungskosten sogar um rund 37 Prozent.

Lichtblick empfiehlt Umstieg auf günstigeren Tarif

Als Entlastung empfiehlt Lichtblick seinen Kunden auf einen rund 1 Cent günstigeren Tarif umzusteigen. Der Arbeitspreis beträgt 21 Cent/kWh, der Grundpreis bleibt unverändert. Für diesen Tarif gibt es eine Preisgarantie von 24 Monaten, also bis Ende 2024. Die von der Bundesregierung geplante Gaspreisbremse von 12 Cent/kWh für 80 Prozent des Verbrauchs ist nur von März 2023 bis Ende April 2024 geplant.

„Die langfristigen Gaspreise für die Jahre 2023 und 2024 am Terminmarkt bewegen sich weiter auf einem extrem hohen Niveau – hier ist keine Entspannung absehbar“, sagt die Lichtblick-Sprecherin. Denn der Ausfall der russischen Gaslieferungen könne nur schrittweise kompensiert werden.

Lichtblick: Auch Strom wird 2023 teurer

Auch die Stromkunden von Lichtblick müssen sich mit Beginn des nächsten Jahres auf höhere Preise einstellen, kündigte das Unternehmen auf Anfrage des Abendblatts an. Details könne man noch nicht nennen, weil es sich um einen komplexen Vorgang handelt.

Doch Christiane R. erhielt schon jetzt die Ankündigung der Strompreiserhöhung zum 1. Januar 2023. Danach verteuert sich die Kilowattstunde Strom bei Lichtblick um 102 Prozent auf 52,87 Cent und auch beim Grundpreis gibt es eine drastische Erhöhung. Er steigt um 82 Prozent auf 195,73 Euro pro Jahr.

Lichtblick-Kundin wechselt zu Stadtwerken Norderstedt

In den letzten Monaten hätten sich insbesondere die Energiebeschaffungskosten erhöht, schreibt das Unternehmen seinen Kunden. Die Kosten für Vertrieb und Abrechnung seien um 66 Prozent gestiegen.

Wie bei Lichtblick üblich, wird auch diese Botschaft in der Du-Form überbracht. "Wir duzen unsere Kunden, weil wir sie als Teil einer Gemeinschaft sehen, die sich für die ökologische Energieerzeugung einsetzt", sagt eine Firmensprecherin. Christiane R. reicht es jetzt, sie will nicht länger Teil dieser Gemeinschaft sein und zu den Stadtwerken Norderstedt wechseln.