Hamburg. Große Feier mit Robert Habeck und Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Rathaus. Umweltschützer üben Kritik.

Hamburgs Kupferhütte Aurubis will unabhängig von Öl und Gas werden und setzt jetzt versuchsweise kohlenstoffarmen Ammoniak als Brennstoff ein. Bei der Verbrennung von Ammoniak entstehen nur Stickstoff und Wasser, kein CO2 und keine anderen klimaschädlichen Gase. Am Freitagnachmittag startete das Unternehmen einen Pilotbetrieb und erlangte maximale öffentliche Aufmerksamkeit. Denn zur feierlichen Eröffnung empfing Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Rathaus alle, die zum Gelingen des Pilotversuchs beigetragen haben.

Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) war Sultan Ahmed Al Jaber, VAE-Klimabeauftragter und Minister für Industrie und Hochtechnologie, mit einer Delegation angereist. Das Ammoniak für Aurubis stammt nämlich von der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). Die Reederei Hapag-Lloyd brachte es nach Hamburg. Die HHLA schlug die kostbare Fracht um. Deshalb wurde auch HHLA-Vorstand Torben Seebold im Rathaus begrüßt. Aurubis-Chef Roland Harings war als Abnehmer und Chef des Pilotversuchs anwesend.

Neuer Brennstoff für Aurubis – Habeck fädelte Deal ein

Besondere Beachtung fand der Besuch von Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er hatte den Deal zwischen den VAE und Aurubis nämlich mit seiner Delegationsreise in die VAE zur Wasserstoffkooperation in diesem März eingefädelt.

„Wir müssen jetzt mehr denn je den Hochlauf von Wasserstoffwirtschaft voranbringen. Hierzu bauen wir auch eine eigene Wasserstoffproduktion in Deutschland auf, aber natürlich brauchen wir vor allem auch Wasserstoff aus Importen“, sagte Habeck bei seiner Ankunft. Schließlich war auch Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) dabei. Er treibt die Umstellung der industriellen Fertigung auf Wasserstoff in Hamburg maßgeblich voran.

Das Ammoniak aus Abu Dhabi wird beim Hamburger Aurubis-Werk angeliefert.
Das Ammoniak aus Abu Dhabi wird beim Hamburger Aurubis-Werk angeliefert. © Aurubis

Nach einer Begrüßungsrunde im Rathaus zogen die Verantwortlichen zu einem nicht-öffentlichen Gespräch mit Unternehmen in die benachbarte Handelskammer um. Am frühen Abend wurde dann der Pilotbetrieb mit dem Ammoniak aus Abu Dhabi im Aurubis-Werk bei der Produktion von Kupferdraht gestartet. „Wir zeigen: Der Aufbau einer Ammoniak-Wertschöpfungskette ist nicht nur theoretisch möglich, sondern funktioniert auch praktisch“, sagte Aurubis-Chef Harings.

Aurubis testet Ammoniak als Brennstoff: Umweltschützer üben Kritik

Umweltschützer üben indes massiv Kritik. Der Hamburger Senat setze mitten in der Klimakrise auf fossil erzeugten Wasserstoff. Diese Technologie sei deutlich schädlicher als die direkte Verbrennung von Erdgas und sogar von Kohle und werfe ein verheerendes Licht auf die Energiewende in Hamburg, so der Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

„Die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas verbraucht enorme Mengen an Erdgas nicht nur für das Endprodukt, den Wasserstoff, sondern auch für den Herstellungsprozess unter hohem Druck und hoher Hitze. Dazu kommt der Energieverlust für die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport sowie für die CO2-Abscheidung und unterirdische Speicherung“, sagte Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Damit soll das CO2 zwar der Atmosphäre entzogen werden, letztlich sei die Nutzung von „blauem Wasserstoff“ aber ein technologischer Rückschritt, der die Ausbeutung fossiler Rohstoffe sogar noch beschleunige.