Hamburg. Das Unternehmen soll den klimaneutralen Stoff zur Kupferdrahtproduktion verwenden. Langfristig soll Wasserstoff Erdgas ersetzen.

Nach der ersten Wasserstoff-Testlieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sollen heute in Hamburg weitere Schritte auf dem Weg zu angestrebten klimaneutralen Industrieproduktion gegangen werden. In Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dem Industrieminister der Emirate, Sultan Al Jaber, sowie Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wird beim Kupferhersteller Aurubis ein Container mit der ersten Testlieferung übergeben.

Wasserstoff wurde aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geliefert

Der von der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) gelieferte Wasserstoff wurde in Form des Wasserstoffderivats Ammoniak verschifft und war im September von der Hamburger Hafen und Logistik AG umgeschlagen worden. Das gelieferte Ammoniak wird Aurubis für Testläufe zur klimaneutralen Umstellung der Kupferdrahtproduktion einsetzen, um den fossilen Brennstoff Gas langfristig zu ersetzen.

Deutschland will die Umstellung von konventionellem Erdgas auf mit Ökostrom hergestellten "grünen" Wasserstoff beschleunigen und mit den Lieferungen den wachsenden Bedarf decken. Habeck hatte Mitte März während seiner Reise in die Golfregion mehrere Kooperationen zum Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den VAE unterzeichnet. Die VAE verfügen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums über sehr gute Voraussetzungen für die kostengünstige Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und wollen diesen nach Deutschland liefern.

Wasserstoff: Projekt wird von der Stadt Hamburg unterstützt

Bei den Vereinbarungen geht es den Angaben zufolge zunächst um „blaues“ Ammoniak, das als klimaschonend gilt, aber anders als „grünes“ Ammoniak nicht aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarenergie gewonnen wird. Deutschland und die VAE arbeiten im Rahmen der 2017 initiierten Emiratisch-Deutschen Energiepartnerschaft in den Bereichen Wasserstoff und erneuerbare Energien zusammen. Die Pilotlieferung legt laut Ministerium einen „wichtigen Grundstein für die mittelfristigen Importe von dann auch grünem Wasserstoff“.

Die Freie und Hansestadt Hamburg begleitet und unterstützt das Projekt der Testcargo-Lieferung. Zwischen der Hamburger Hafen und Logistik AG und ADNOC wurde nach Ministeriumsangaben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um die Transportkette für Wasserstoff aus den VAE nach Deutschland zu testen.

BUND kritisiert Nutzung von "blauem Wasserstoff"

Auf wenig Begeisterung stößt die Testlieferung beim BUND Hamburg. Er kritisiert, dass der Senat mitten in der Klimakrise auf fossil erzeugten Wasserstoff setzt. Diese Technologie sei deutlich schädlicher als die direkte Verbrennung von Erdgas und sogar von Kohle und werfe ein verheerendes Licht auf die Energiewende in Hamburg.

„Die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas verbraucht enorme Mengen an Erdgas nicht nur für das Endprodukt, den Wasserstoff, sondern auch für den Herstellungs­prozess unter hohem Druck und hoher Hitze. Dazu kommt der Energieverlust für die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport sowie für die CO-Abscheidung und unterirdische Speicherung“, so Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Die Nutzung von „blauem Wasserstoff“ sei ein technologischer Rückschritt, der die Ausbeutung fossiler Rohstoffe sogar noch beschleunige.Außerdem zeigen laut BUND Studien der Universität Stanford, dass bei der Herstellung von „blauem Wasserstoff“ bis zu 3,5 Prozent klimaschädliches Methan entweichen.

Der BUND fordert eine konsequente Beschränkung der Wasserstofftechnologie auf wirklich „grünen“, aus erneuerbaren Energiequellen hergestellten Wasserstoff. „Aber erst wenn alle Möglichkeiten der Einsparung sowie der effizienten Nutzung ausgeschöpft sind und ausreichend Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, ist die sündhaft teure Verwendung von Wasserstoff vertretbar“, so Schäfer.