Hamburg. Regale mit Nahrung für Hunde und Katzen in Lebensmittelgeschäften sind teilweise leer. Dahinter stecken massive Preissteigerungen.
Egal ob Trockenfutter, Nahrung aus der Dose oder Leckerli – wer einen Hund oder eine Katze zu Hause hat, steht gerade immer mal wieder vor leeren Regalen im Supermarkt, beim Discounter oder im Drogeriemarkt. Nachdem schon Nudeln, Mehl, Toilettenpapier und zuletzt Speiseöl knapp waren, ist jetzt das Tierfutterangebot teilweise sehr ausgedünnt.
„Wir haben schon seit Wochen Engpässe“, bestätigten mehrere Edeka-Kaufleute auf Anfrage. Betroffen sind bekannte Marken wie Pedigree, Frolic, Whiskas, Sheba und Kitekat. Herstellt werden sie vom US-Nahrungsmittelkonzerns Mars, der neben Schokoriegeln, Reis und Kaugummi auch ein umfangreiches Sortiment an Tiernahrung hat, aktuell aber die Handelsketten Edeka und Rewe mit den Discountertöchtern Netto und Penny nicht mehr beliefert. Der Grund: Mars versucht höhere Preise durchzusetzen, die die Händler nicht akzeptieren wollen.
Einzelhandel Hamburg: Zahl der Haustiere steigt weiter
Das erklärt die Situation in vielen Lebensmittelgeschäften. Tierbedarfsfachmärkte sind davon zur Zeit weniger betroffen. „Es gibt keinen Mangel“, bemüht sich Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf, die Aufregungswellen zu glätten. Heimtiernahrung werde weiter hergestellt wie eh und je. Allerdings kommt in der Branche mit einem Marktvolumen von sechs Milliarden Euro gerade einiges zusammen.
So steigt die Zahl der Haustiere in Deutschland seit Jahren und hat in der Corona-Pandemie nochmals zugenommen. 2021 wurden 34,7 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel hierzulande gezählt. Die Zahl der Hauskatzen stieg im Vergleich zum Vorjahr demnach um 1,4 Millionen. Entsprechend ist auch die Nachfrage nach Futter gewachsen.
Mars begründet höhere Preise mit Rohstoffmangel
„Für sich allein genommen macht dies bereits einen Teil der weiterhin anhaltenden strukturellen Belastung innerhalb der Branche aus“, sagte ein Sprecher von Mars Petcare auf Abendblatt-Anfrage. Zusätzlich stünden die regionalen und globalen Lieferketten, insbesondere für Packmaterialien und bestimmte Rohstoffe, unter Druck.
Unter anderem gebe es Engpässe bei Fleisch oder Getreide. „Im Gesamtgefüge kann dies daher zu Schwankungen in der Verfügbarkeit führen.“ Betroffen ist übrigens auch Weißblech für Tierfutter in Dosen, das bisher vor allem aus Russland kam. Damit erklärt der Hersteller unter anderem, warum fünf Dosensorten der vergleichsweise günstigen Katzenfuttermarke Kitekat jetzt eingestellt wurden.
Auch Fachmarkt Das Futterhaus erhöht Preise
Auch der größte Tierbedarf-Fachhändler im Norden, Das Futterhaus mit Sitz in Elmshorn, spürt die Auswirkungen im Angebot. „Wir sind zu 95 Prozent lieferfähig“, betont Geschäftsführer Kristof Eggerstedt. Aber auch der Fachhändler mit mehr als 420 Standorten und 67.000 Artikeln kämpft mit deutlich höheren Produktionskosten seitens der Hersteller von bis zu 40 Prozent beim Tierfutter, bei Katzenstreu sind sogar bis zu 70 Prozent.
Als Gründe nennt er neben der gesunkenen Verfügbarkeit von Fleischnebenprodukten, die für Tierfutter eingesetzt werden, vor allen höhere Energiekosten. Auch bei Das Futterhaus müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen. „Wir geben aber nicht alle Preiserhöhungen weiter“, sagt Eggerstedt. So werde eine Packung der Eigenmarke Feliton Katzenstreu für den Endkunden um lediglich 10 Prozent teurer, obwohl die Einkaufskosten in weitaus höherem Maß stiegen. Insgesamt rechnet er mit durchschnittlichen Preiserhöhungen von zehn Prozent.
Einzelhandel Hamburg: Einige können Preise nicht mehr zahlen
Für die Zukunft sieht Kristof Eggerstedt die Branche vor großen Veränderungen. „Es gibt jetzt schon Kunden, die die Preise nicht mehr zahlen können“, sagt er. Das könne im Einzelfall sehr schwierig sein, weil gerade Hunde sich bei Ernährungsumstellungen schwer täten.
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„Hunde brauchen Fleisch, aber die Frage ist, ob statt eines Anteils von 70 Prozent nicht auch 60 Prozent reichen.“ Schon jetzt gebe es Produkte mit mehr Gemüse und alternativen Proteinquellen. Eggerstedt sagt: „Das ist eine Chance.“