Hamburg. Zumindest für einen Teil des Geschäftsmodells geht es weiter. Eine andere Hamburger Filiale schließt. Was wird aus dem Namen?

Monatelang war unsicher, wie es für den Hamburger Unverpackt-Pionier Stückgut weitergeht. Der Händler mit Standorten in Ottensen und auf St. Pauli hatte im Juli Insolvenz angemeldet, inzwischen ist das Verfahren eröffnet. Jetzt ist klar, dass es zumindest für einen Teil des Geschäftsmodells weitergeht.

Das Unternehmen SeeSource ebenfalls aus Hamburg, das unter dem Markennamen Muttels zwei Unverpacktläden auf der Uhlenhorst und in Winterhude betreibt, hat die Stückgut-Filiale in der Rindermarkthalle vom Insolvenzverwalter übernommen. Der Betrieb dort läuft weiter, alle verbliebenen zwölf Beschäftigte werden übernommen, heißt es in einer Mitteilung vom Freitag. Der Standort in Ottensen läuft noch bist zum 15. Oktober und wird dann geschlossen.

Eine Stückgut-Geschäftsführerin scheidet aus

„Ich freue mich, dass alle Arbeitsplätze erhalten werden konnten und das unverpackte Einkaufen als zukunftsweisendes Konzept am Standort weiter möglich ist“, erklärte Insolvenzverwalter Joachim Büttner von BRRS Rechtsanwälte.

Insa Dehne, Mitgründerin und Geschäftsführerin des Unverpackt-Händlers Stückgut wechselt unter das neue Firmendach. „Ich bin sehr erleichtert, es ist eine gute Lösung“, so die 39-Jährige. Sonja Schellbach, ebenfalls Mitgründerin und bislang Geschäftsführerin, scheidet den Angaben zufolge aus.

Hilferuf der Stückgut-Chefinnen

Ende Mai hatten die Stückgut-Chefinnen erstmals öffentlich gemacht, dass sich das 2016 gegründete Unternehmen in ernsthaften wirtschaftliche Schwierigkeiten befindet. Seit Beginn der Corona-Pandemie hatten sich die Umsätze mehr als halbiert. Damals waren die Händlerinnen noch voller Hoffnung, die Kehrtwende mit einem Sparprogramm und neuen Angeboten zu schaffen.

Einen Monat später starteten sie mit einem dramatischen Appell einen weiteren Rettungsversuch für ihr Unternehmen in Not: „Bitte komm zu uns Einkaufen. Allein geht uns die Puste aus“, schrieben sie in ihrem Newsletter. Kein Einzelfall. Auch andere Unverpackt-Läden kämpfen um die Existenz oder haben bereits aufgegeben. Dabei machen sich auch die Preissteigerungen für Lebensmittel und die Kaufzurückhaltung vieler Kunden bemerkbar.

Umbau in der Rindermarkthalle im Januar 2023

Victoria Seidel, die mit ihrem Ehemann Guy die Muttels-Läden gegründet hat und die Geschäfte führt , sieht gute Chancen in der größeren Konstellation. Erst Ende Juni war Laden Nummer 2 eröffnet worden. „Zusammen werden wir neue Schritte gehen“, sagte sie jetzt angesichts des dritten Standorts in der Rindermarkthalle. Erste konkrete Pläne für eine Neuausrichtung gibt es bereits.

So ist eine Erweiterung des Produktsortiments vorgesehen, auch ein Gastronomiebereich nach dem Vorbild des Muttels in Winterhude soll integriert werden. Der Umbau startet Anfang nächsten Jahres. Auch danach soll Stückgut über der Eingangstür stehen. Der Name ist Teil der Übernahme. Mitgründerin Dehne sagte dazu: „Wir haben das Thema ,Unverpackt’ nach Hamburg. Das bleibt.“