Neumünster. Die kleine Einkaufsstadt feiert zehnten Geburtstag. Hunderttausende Besucher kommen jährlich aus Hamburg. Die Pläne für die Zukunft.

Eine die Menschen überragende, übergroße Handtasche ist der neue Blickfang am Haupteingang des Designer Outlet Centers in Neumünster. Sie ist verziert mit rosa-, pink- und lilafarbenen Blumen und ersetzt am Dienstag die Geburtstagstorte. Auf Kopfhöhe der Besucher steht „10 Jahre“ in schwarzer Schrift auf weißem Schild.

Die kleine Einkaufsstadt an der A 7 feiert Jubiläum. Am 20. September 2012 wurde die Shoppingmeile auf der grünen Wiese, die auch bei vielen Hamburgern beliebt ist, eingeweiht – und nun stehen einige Veränderungen sowie mit Energiekrise und hohen Inflationsraten nächste Herausforderungen an.

Designer Outlet Center Neumünster: 130 Marken vertreten

„Wir haben mit circa 70 Marken im Jahr 2012 eröffnet und sind jetzt bei etwa 130 angekommen“, sagt Centermanagerin Carolin König. In den vergangenen eineinhalb Jahren eröffneten die Gastroketten Five Guys und Frittenwerk erstmals dort Restaurants sowie Labels wie WMF, Woolrich und Fred Perry neue Geschäfte. Adidas vergrößerte sich und bildet nach einem Umzug auf dem Areal zusammen mit Erzrivalen Nike auf der anderen Seite des Centers die Magneten an den linken und rechten Nebeneingängen.

Beim Rundgang durch die Einkaufslandschaft fallen allerdings ein paar leer stehende Flächen auf. Hinter den verklebten Schaufenstern tue sich aber schon etwas, heißt es. In den nächsten Wochen und spätestens bis zum Jahresende sollen vier neue Läden eröffnen.

Fünf Neueröffnungen sind in diesem Herbst geplant

Der US-Jeanshersteller Lee Wrangler gehört dazu, der schwedische Fußtextilienproduzent Happy Socks, der italienische Modekonzern Cinque und mit Hugo ein weiterer Shop aus dem Hause Boss mit Sitz in Metzingen – und ein Hamburger Klamottenlabel hat vor Kurzem die Türen erstmals aufgemacht, so König:. „Derbe hat schon vor einer Woche eröffnet.“ Fünf Neueröffnungen gibt es also in diesem Herbst.

Aber auch von den 70 Marken, die 2012 in Neumünster starteten, sei der große Teil noch da. Damals gab es 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. In den Jahren 2014/15 und 2019/20 wurden die vereinbarten Erweiterungsoptionen umgesetzt. Mit 20.000 Quadratmetern habe man nun die maximal zulässige Verkaufsfläche erreicht. Ein weiterer Ausbau ist nicht geplant.

Fast jeder fünfte Kunde ist Hamburger

Künftig wird es Veränderungen auf dem Gelände geben. „Es gibt Marken, die an uns interessiert sind und die wir auch gern noch unterbringen möchten“, sagt König. Man werde sich darauf konzentrieren, für die Kunden attraktive Labels zu holen.

Das Center habe sich zu einem „sehr großen Kundenmagneten mit überregionaler Strahlkraft“ entwickelt, so König. So kämen 18 Prozent der Besucher aus Hamburg, am Wochenende und in den Ferien seien es besonders viele. Aus dem Norden der Metropole kann man bei einer freien A 7 in 30 Minuten im Center sein. Seit die jahrelange Baustelle auf der Autobahn beendet worden sei, erlebe man einen „ungeheuren Aufwind“, sagt die 41-Jährige.

Es gibt 3000 Parkplätze zum Tagessatz von 3,50 Euro

Der Großteil der Kunden kommt mit 45 Prozent aus Schleswig-Holstein. Aber auch die Dänen spielen mit 15 Prozent eine große Rolle. In den Sommerferien läge die Quote aus dem nördlichen Nachbarland an manchen Tagen sogar bei bis zu 35 Prozent. Zudem sorgen Nord- und Ostsee-Urlauber für ein dichteres Gedränge auf den 800.000 Quadratmeter Grundstücksfläche mit 3000 Parkplätzen zum Tagessatz von 3,50 Euro.

Die Schwierigkeiten für den Handel nehmen allerdings nicht ab. Die Preise für Strom und Gas vervielfachen sich, und die Inflationsraten von acht Prozent merken viele Bürger beim Einkauf für den täglichen Bedarf wie Brot, Mehl, Öl, Fleisch und Käse.

Inflation – Rabatte bis zu 70 Prozent als Erfolgsrezept?

Inwieweit die Teuerung den Absatz der Geschäfte im Center belaste, sei noch zu früh zu beurteilen, sagt die Handelswirtin. Viele der Kunden würden die Konsequenzen für das eigene Portemonnaie erst in den nächsten Wochen und Monaten spüren.

Das Konzept mit Rabatten bis zu 70 Prozent auf Waren von Markenherstellern aus vorangegangenen Saisons sei aber „ein sehr gutes Erfolgsrezept in Zeiten, wo es um Ersparnisse geht. Und dementsprechend glaube ich fest daran, dass wir auch durch diese Phase sehr positiv durchgehen werden“, sagt König. Derzeit sei man nahe dran an den Besucherzahlen von 2019, dem mit mehr als zwei Millionen Gästen besten Jahr in der Geschichte – dann kam Corona.

Betreiber McArthurGlen ist mit Standort sehr zufrieden

Im Lockdown waren natürlich auch in Neumünster monatelang die Geschäfte geschlossen und die Umsätze bei null. Die Mieten wurden vom Betreiber McArthurGlen, der 1993 gegründet wurde und heute gut 700.000 Quadratmeter Verkaufsfläche in Europa hat, gesenkt.

Wegen Personalmangels mussten auf dem Höhepunkt der Corona-Welle mit vielen Krankheitsfällen die Öffnungszeiten einiger Läden auch mal reduziert werden. „Wir können trotzdem sagen, dass wir sehr, sehr zufrieden mit dem Standort sind“, sagt König. Neumünster sei bis zur Pandemie jedes Jahr zweistellig gewachsen und genieße im Konzern eine hohe Wertschätzung.

Ex-Handelskammer-Präses Bergmann gratuliert in neuer Rolle

Auch in der Politik ist das offenbar nicht anders. Tobias Bergmann war der Einladung des Centermanagements gefolgt, zu dem Pressetermin hinzuzustoßen. Viele Hamburger werden ihn noch als einstigen „Rebellen“ erinnern, der mit seiner Gruppierung die Handelskammerwahl 2017 gewann. Bergmann wurde anschließend Präses, trat nach vielen Querelen aber Ende 2018 zurück.

Seit einem Jahr ist der 51-Jährige Oberbürgermeister von Neumünster. „Die Erwartungen, die in der Stadt vorhanden waren, sind erfüllt worden“, sagt der SPD-Politiker. Das Center bringe viele Besucher in die Stadt, die Schwierigkeiten in der Innenstadt seien ein Problem, das „alle anderen Städte auch“ haben. Das Center arbeite im Citymanagement mit, man fände gemeinsam stets gute Lösungen. „Wir freuen uns, dass sie an unseren Standort gekommen sind“, sagt Bergmann und gratuliert.

Designer Outlet Center Neumünster: Beleuchtung wird auf LED umgestellt

Trotz der Energiekrise blickt die Centermanagerin positiv ins nächste Jahr. Um Strom zu sparen, soll beispielsweise bis zum Jahresende die Beleuchtung vollständig auf LED umgestellt werden. Derzeit seien es rund 85 Prozent. Bei der Weihnachtsbeleuchtung habe man dieses Ziel schon erreicht. Sie soll wohl etwas in Umfang und Dauer reduziert werden, aber nicht ausfallen, so König: „Ich glaube, dass ein bisschen Licht in dieser dunklen Jahreszeit Freude und Hoffnung gibt und zu dieser Zeit dazugehört.“