Hamburg. HHLA-Chefin, Handelskammer-Präses und Bürgermeister üben bei Symposium Schulterschluss. Vertreterin des Bundes reagiert nicht.
Einen Tag vor Beginn der traditionellen Feierlichkeiten zum Hamburger Hafengeburtstag haben Experten bei einem internationalen Symposium in der Hamburger Handelskammer über die Zukunft des Hafens als Wirtschaftsraum diskutiert. Am Ende wurde eins deutlich: Will der Hamburger Hafen seine Bedeutung behalten und auch künftig seine Geburtstage angemessen feiern können, muss sich einiges ändern.
Denn der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen und der Deutschland-Chef der französischen Großreederei CMA CGM, Peter Wolf, merkten übereinstimmend in ihren Beiträgen an: „Hamburg wächst seit Jahren nicht. Hamburg hält nur sein Niveau.“
Hafen Hamburg vor großen Herausforderungen
Hinzu kommen große neue Herausforderungen: Dekarbonisierung, Automatisierung, Digitalisierung sind nur drei Schlagworte hinter denen große Erwartungen an alle Häfen der Welt stehen. „Am Ende werden diejenigen erfolgreich sein, die diese Herausforderungen am besten meistern“, sagte Tim Power, führender Manager des maritimen Beratungsunternehmens Drewry.
Die Hafenchefs aus Antwerpen, Göteborg und Tanjung Pelapas in Malaysia zeigten in Kurzvorträgen auf, wie weit sie in dem Transformationsprozess sind. Dabei kristallisiert sich heraus: der Hamburger Hafen muss sich sputen, wenn er im internationalen Wettbewerb weiter bestehen will.
HHLA hatte sich mit Cosco geeinigt
„Wir brauchen dringend auch in Deutschland eine Ermöglichungskultur, keine Kultur der Bedenken und des Zauderns“, mahnte der Präses der Handelskammer Norbert Aust. Das gelte auch für internationale Beteiligungen an Terminals: Wir fordern eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Terminalbeteiligungen durch Reedereien. Sie sind ein wichtiger Baustein zur Ladungssicherung.“ Die Bundesregierung solle daher das Signal senden, dass solche Beteiligungen ausdrücklich erwünscht und ermöglicht werden.“
Tatsächlich passiert im Moment das Gegenteil: Hamburgs größter Hafenkonzern HHLA hat sich mit der chinesischen Reederei Cosco auf eine Minderheitsbeteiligung am Containerterminal Tollerort geeinigt, mit dem Ziel den Hafenumschlag hier zu erhöhen.
Habeck will China-Deal verbieten
Doch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den Einstieg der Chinesen verbieten, weil er deren Einflussnahme fürchtet. Das wurde beim Symposium mehrfach kritisiert: „Inwieweit eine 35-prozentige Beteiligung an einem Terminal sicherheitsrelevante Probleme darstellen soll, ist mir nicht klar“, sagte Aust. Der Bund solle sich im Klaren sein was seine Verweigerung der Genehmigung für den Hamburger Hafen bedeute.
Die Vorstandsvorsitzende der HHLA, Angela Titzrath beklagte in ihrem Vortrag: „Seit einem Jahr warten wir jetzt auf die Genehmigung. Es geht doch nicht um den Verkauf des Hafens. Es geht auch nicht um den Zugang zu kritischen Daten.“ Es gäbe keinen Grund die Genehmigung zu verweigern. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erneuerte am Rande des Symposiums seine Befürwortung des Cosco-Einstiegs: „Der Minderheitsgesellschafter wird keinen strategischen Einfluss auf den Hafen haben.“
„Wir benötigen dringend einen Hafenentwicklungsplan"
Der Bund hatte die Chance, bei dem Symposium darauf zu antworten, verpasste diese aber. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Daniela Kluckert (FDP), hielt eher ein allgemeines Referat über die Bedeutung der deutschen Häfen.
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Strittiger Punkt war auch der Hafenentwicklungsplan, der eigentlich bereits fürs vergangene Jahr angekündigt war, dann für dieses Frühjahr. Zuletzt hieß es, er komme im dritten Quartal. „Wir benötigen dringend einen Hafenentwicklungsplan, keinen Hafenverwaltungsplan“, merkte Kammer-Präses Aust an. Tschentscher betonte, dass der Plan in der Erarbeitung sei und weckt Neugier: Der Hafenentwicklungsplan wird einen Impuls geben für die Transformation, die wir in der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität benötigen.“
Hafen Hamburg: LNG-Terminal wird weiter diskutiert
Zudem verteidigte er den Plan von Umweltsenator Jens Kerstan, ein schwimmendes Lagerterminal für Flüssiggas im Hafen zu installieren. „Wir sind vom Bund mehrfach aufgefordert worden zu prüfen, ob wir ein temporäres LNG-Terminal errichten können. Die Entscheidung darüber können wir aber erst treffen, wenn das nautische Gutachten vorliegt.“