Hamburg. Der Klimawandel und die maritime Energiewende stehen im Fokus der Veranstaltung. Reedereien stellen technologischen Innovationen vor.
Das Ziel ist klar: Die Schifffahrt muss bis 2050 klimaneutral werden. Nur so lassen sich die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens erfüllen, mit denen die Erderwärmung auf 1,5 Prozent begrenzt werden soll. Und es fehlt in der Branche auch nicht an Ideen. Ein Rundgang auf der Schiffbaumesse SMM in den Messehallen zeigt, dass praktisch alle Aussteller auf die große Herausforderung reagiert haben. An den Ständen der großen Unternehmen geht es um Nachhaltigkeit, Effizienz und nicht-fossile Treibstoffe.
Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd will bereits 2045 klimaneutral wirtschaften. Vorstandschef Rolf Habben Jansen sagte bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag, dass beispielsweise der Einsatz von Biokraftstoffen eine Schlüsselrolle bei der Umstellung auf Nachhaltigkeit spielen werde. Auf dem Weg zur Klimaneutralität steigere das Unternehmen zunächst einmal die Effizienz der eigenen Flotte und drücke den Treibstoffverbrauch.
SMM Hamburg mit technologischen Innovationen des Schiffbaus
Mehr als 150 Schiffe sollen dazu modernisiert werden. 86 erhalten neue Propeller, 36 eine neue Bugnase, weitere neue Anstriche – alles mit dem Ziel, den Treibstoffverbrauch zu senken. Sogar die Erweiterung der Kapazität der einzelnen Schiffe ist im Gespräch. Mit neuen Laschsystemen könnten pro Frachter mehr Container transportiert werden. Damit man über die höheren Containerstapel hinweggucken kann, müssten dann auch die Kommandobrücken auf den Schiffen erhöht werden, sagte Habben Jansen. Bereits bis Ende 2023 würden alle Hapag-Lloyd-Büros weltweit klimaneutral arbeiten, fügte er hinzu.
Auch andere Reedereien haben viele Ideen. Doch das wird nicht reichen, um die Pariser Vorgaben zu erfüllen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die der Motorenhersteller MAN auf der SMM präsentierte. Demnach werden die Schiffskapazitäten innerhalb der nächsten 30 Jahre um 60 Prozent zulegen. CO2-freie Kraftstoffe wie Methanol, Ammoniak und Wasserstoff würden dabei mehr und mehr eingesetzt, sodass die Emissionen trotz eines Flottenwachstums von 60 Prozent nur um zehn Prozent über das folgende Jahrzehnt steigen werden.
Schifffahrt überzieht ihr CO2-Budget
Danach nehmen sie wieder ab. Doch der Umschwung findet zu langsam statt. Die internationale Schifffahrt überzieht ihr CO2-Budget so stark, dass sie die Null-Emissionen im Jahr 2050 kaum mehr erreichen kann. Der Ausstoß wird zwar von aktuell mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 auf 400 Millionen Tonnen sinken, aber eben nicht auf null.
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Um dem 1,5-Grad-Ziel gerecht zu werden, müsste die Schifffahrtsindustrie bereits jetzt besser reguliert werden. Dabei schließt MAN auch eine höhere Bepreisung des CO2-Ausstoßes nicht aus. Der Motorenbauer fordert zudem ein Schiffsneubauprogramm und eine Umrüstung der bestehenden Flotte.
SMM Hamburg: "Wir haben das Know-how"
Letzteres könnte auch eine Chance für die Industrie hierzulande sein, sagte der Chef von MAN Energy Solutions, Uwe Lauber. „Die bestehende Ausrüstung zu modifizieren, das ist die Herausforderung, und hier kommt Europa ins Spiel. Denn wir haben die guten Ingenieure, wir haben das Know-how, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch die Werften haben, die die Modifikationen durchführen können“, sagte Laube zum Auftakt der Messe. Die SMM geht bis Freitag.