Hamburg/Buchholz. Traceless gewinnt in der Kategorie Existenzgründer. Onlinehändler Otto will das umweltfreundliche Material für Versandtaschen testen.
Es gibt nicht wenige Menschen, die davon überzeugt sind, dass Anne Lamp und Johanna Baare auf dem Weg sind, wirklich Umwälzendes zu tun: Ihr Start-up Traceless arbeitet daran, eine umweltverträgliche Alternative zu herkömmlichem Plastik zu entwickeln. Verpackungsmaterial, Einweggeschirr sowie -besteck, Folien aus Getreideresten, die binnen weniger Wochen restlos verrotten, statt aus Kunststoffen, die jahrzehnte- oder gar jahrhundertelang die Umwelt belasten – das ist das Ziel.
Zwei Jahre nach der Gründung des Unternehmens namens Traceless (spurlos) steht ein wichtiger Schritt kurz bevor. Der Onlinehändler Otto will das Material für Versandtaschen testen. „Sie werden gerade produziert“, sagt Baare. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist die Frau für die Zahlen. Die promovierte Verfahrenstechnik-Ingenieurin Lamp hat an der Technischen Universität Hamburg die Technologie entwickelt, wie aus pflanzlichen Produktionsabfällen, die nurmehr als Tierfutter taugen, ein Stoff wird, der das Potenzial hat, eines der drängenden Probleme der Menschheit mindestens zu einem Teil zu lösen.
Hamburger Gründerpreis 2022: Ökoplastik gibt es schon
Ökoplastik gibt es zwar längst in vielen Varianten. Bislang aber sind diese Materialien den Beweis schuldig geblieben, dass sie wirklich die gleichen Eigenschaften haben wie herkömmliches Plastik, aber trotzdem in der Natur schnell und spurlos verrotten. Traceless – darauf deutet alles hin – hat die Lösung gefunden. Auch die Lufthansa ist auf das Unternehmen bereits aufmerksam geworden und denkt über Verpackungen für die Bordverpflegung aus dem Traceless-Material.
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Wobei Lamp und Baare nicht selbst Besteck, Essschalen und Verpackungsfolie herstellen wollen. Sie liefern den Produzenten den Grundstoff dafür, ein Granulat. „Es kann mit denselben Maschinen verarbeitet werden, die Kunststoffgranulat verarbeiten“, sagt Anne Lamp.
Hamburger Gründerpreis 2022: Standort im Norden geplant
Anwendungsforschung und Granulatproduktion in kleinem Maßstab laufen in einem Innovationspark in Buchholz. In zwei Jahren soll in einer neuen Anlage sehr viel mehr Granulat hergestellt werden. Aktuell läuft eine Finanzierungsrunde. Man muss die Gründerinnen so verstehen, dass sie sich die Geldgeber aussuchen können. Über den Standort soll bis Jahresende Klarheit herrschen. Lamp sagt: „In Norddeutschland.“