Hamburg. Optikerkette mit Sitz in Hamburg zu Halbjahreszahlen: Höherer Umsatz, aber auch die Kosten steigen. Aktie bleibt unter Druck.
Die Optikerkette Fielmann leidet unter einem starken Kostendruck. Zwar konnte der Brillenanbieter seinen Umsatz in den ersten sechs Monaten um acht Prozent auf 854,5 Millionen Euro erhöhen. Der Absatz von Brillen stieg von 3,9 Millionen im Vorjahreszeitraum auf 4,2 Millionen, wie der Konzern mitteilte und damit Angaben von der Hauptversammlung im Juni weitestgehend bestätigte. Doch zugleich hätten sich höhere Kosten für Material und Personal bemerkbar gemacht, hieß es.
Das belastet die Marge, die unter den längerfristigen Zielen des Konzerns liegt, wie ein Analyst einer Hamburger Bank dem Abendblatt vorrechnet: Für 2025 hat Fielmann bisher eine Ergebnismarge von 16 Prozent angestrebt, für 2022 wird nun ein Wert von elf Prozent erwartet.
Fielmann: Aktie seit Längerem unter Druck
Das weltwirtschaftliche Umfeld habe sich deutlich verschlechtert, seit der Krieg Russlands gegen die Ukraine im Februar begann, beschreibt die Kette ihre wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Sanktionen, unterbrochene Lieferketten, teurere Energie und Nahrungsmittel hätten negativen Einfluss. Andererseits könne die Marke, die seit dem „Nulltarif“-Slogan als günstiger Anbieter gilt, auch profitieren, hieß es: In unsicheren Zeiten kauften Menschen bei Firmen, die gute Produkte „zu günstigen Preisen anbieten“, sagte eine Sprecherin. „Von einer höheren Preissensitivität profitieren wir – darum sind wir zuversichtlich, dass wir in diesem Umfeld unsere Marktanteile ausbauen.“
Weniger optimistisch ist offenbar der Finanzmarkt. Die Aktie ist seit Längerem unter Druck und notierte am Donnerstag bei gut 38 Euro. Von früheren Höchstständen in Höhe von mehr als 70 Euro ist das Papier weit entfernt. „Fielmann muss das alte Margenniveau wieder erreichen“, sagte der Analyst. Der Konzern müsse bei den Kosten seine Hausaufgaben machen.
Fielmann leidet unter hohen Krankenständen
Die Expansion, etwa nach Italien, habe viel Geld gekostet, die Filialen müssten das erst wieder einspielen, und das in einem Markt, wo Fielmann längst nicht so bekannt sei wie hierzulande. Auch die Investitionen in Digitaltechnologie zahlten sich nicht direkt aus, sagte der Analyst. Noch immer müssten die Kunden individuell angepasste Brillen im Geschäft kaufen, Onlineshops rechneten sich höchstens bei Sonnenbrillen und Kontaktlinsen.
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Eine weitere Herausforderung für den Konzern mit 21.000 Mitarbeitern: Die Pandemie führt „zu vergleichsweise hohen Krankenständen bei den Beschäftigten“. Zugleich sind auch hier die Kosten stark gestiegen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, habe man die Gehälter erhöht, hieß es.