Hamburg. Aktienkurse befinden sich im freien Fall, und die Börse nimmt wirtschaftliche Entwicklungen meist vorweg. Es könnte also düster werden.

Aktien zu besitzen ist derzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig. An den Börsen herrscht seit Monaten eine extreme Nervosität. Seit Jahresbeginn hat der Deutsche Aktienindex (DAX) mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Die Papiere von vielen heimischen Konzernen mit einem hohen internationalen Bekanntheitsgrad haben seit einem Jahr Sturzflüge hinter sich. 

Wirtschaft und Börse: VW, BASF und Adidas stützen ab

BASF: minus 37 Prozent. Volkswagen: minus 38 Prozent. Adidas: minus 47 Prozent. Angenommen ein Privatanleger hat von diesen drei Unternehmen vor zwölf Monaten für jeweils 10.000 Euro Anteile erworben, so ist der Wert seines Depots von einst 30.000 auf aktuell 17.800 Euro geschmolzen. Dabei war die Börse vor einem Jahr von nahezu allen Bankern, die ihre Kunden flächendeckend mit Negativzinsen aus dem Sparbuch trieben, doch als lohnende Alternative empfohlen worden.

Keine Frage: Aktien sind langfristige Anlageobjekte. Eine Regel besagt, man sollte möglichst nur mit Geld an der Börse spekulieren, das man zehn Jahre nicht anderweitig benötigt. Aber wer weiß, was in der kommenden Dekade noch alles passiert: persönlich wie volkswirtschaftlich? Sicherlich konnte kein Banker den Krieg in der Ukraine – mit allen seinen negativen Folgen – voraussagen.

Kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Und wer besonders gute Nerven sowie Rücklagen hat, könnte das unmenschliche Gebaren der russischen Soldaten in der Ukraine sogar als Chance begreifen. Denn eine weitere Börsenweisheit besagt: Investieren, wenn die Kanonen donnern! Bleibt die Frage: Wann hören sie auf zu donnern und was kommt dann? Wieder viel Gas aus Russland? Die nächste Corona-Variante? Ein neuer militärischer Konfliktherd? Die Weltlage ist so angespannt wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und die Börse nur ein Abbild dieser nervösen Stimmung.

Auch deshalb sind Prognosen – für Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt, Inflation und DAX – aktuell nicht mehr wert als ein Münzwurf. Fließt längerfristig gar kein Gas mehr aus Russland nach Deutschland, droht eine schwere Rezession. Denn trotz der großen Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Energie aus anderen Quellen zu beziehen und zu sparen, dürfte dieses Engagement nicht ausreichen, um die Wirtschaft wie bisher am Laufen zu halten. Das russische Gas ist noch zu bedeutend für den Erhalt unseres Wohlstandes – leider. Wird es noch knapper, noch teurer, dann stehen wir vor schwierigen Monaten, womöglich Jahren.

Wirtschaft und Börse: Startet der DAX ein Comeback?

Die hohe Inflation könnte sich verfestigen, der Konsum weiter sinken. Auf den Corona-Nachholsommer bei Reisen und Restaurantbesuchen folgt womöglich eine lange Zeit der Entbehrung, des Sparens. In nicht wenigen Branchen könnte aus Personalnot ein Zuviel an Beschäftigten werden – Jobabbau inklusive.

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Die Börsenkurse nehmen normalerweise Entwicklungen für vier bis sechs Monate vorweg. Schaut man auf den DAX, erwartet uns somit wenig Gutes. Aber auch zu Beginn der Pandemie waren die Aktienkurse dramatisch abgerutscht – und starteten dann ein kaum für möglich gehaltenes Comeback. Es kann also noch ganz anders kommen. Hoffentlich!