Hamburg. Die Verhandlungen am Montag sind die letzten vor dem Ende der Friedenspflicht. Doch nichts deutet auf einen raschen Erfolg hin.
Hatten Äußerungen der Gewerkschaft Ver.di am vergangenen Freitag noch Anlass zur Hoffnung gegeben, der Tarifstreit über die künftigen Löhne und Gehälter der rund 12.000 Hafenarbeiter in den deutschen Seehafenbetrieben könnte nun rasch beigelegt werden, so sah dies am Montagabend wieder anders aus.
Stundenlang hatten sich die Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einem Hotel in Bremen verbarrikadiert, um in der zehnten Verhandlungsrunde endlich zu einem Ergebnis zu kommen. Doch bei Redaktionsschluss wurde immer noch verhandelt.
Hafen Hamburg: Kein neues Angebot der Arbeitgeber?
Mehr noch: Wie aus dem Umfeld der Verhandlungskreise zu erfahren war, überlegten die Verhandlungsführer des Zentralverbands der deutschen Seehäfen (ZDS), ob sie der Gegenseite überhaupt ein neues Verhandlungsangebot unterbreiten sollten, weil sie die Ernsthaftigkeit des Verhandlungswillens der Gewerkschaftsvertreter bezweifelten.
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Dabei hatte deren Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth am Freitag noch einmal bekräftigt, dass Ver.di einen Tarifabschluss auf Verhandlungswege wolle. Sie forderte den ZDS dazu auf, ein neues Angebot zu machen. „Wir erwarten nach wie vor, dass die Arbeitgeberseite die gerichtlich verordneten drei Verhandlungstermine nutzt, um einen Tarifabschluss voranzubringen und entsprechende Angebote zu unterbreiten“, sagte sie.
Hafen Hamburg: Wenn die Verhandlungen scheitern, drohen neue Streiks
Wie berichtet, kommt den Verhandlungen am Montag eine besondere Bedeutung zu: Es waren die dritten im Rahmen einer Friedenspflicht, zu der sich beide Seiten in einem gerichtlichen Vergleich bereit erklärt hatten. Diese Friedenspflicht endet am kommenden Freitag. Die großen Hafenbetriebe rechnen schon wieder mit Streiks, wenn zuvor keine Einigung erzielt wird.
Streitpunkt ist die Laufzeitlänge des Tarifvertrags, verbunden mit einer Kompensation der Inflation. In den bisherigen Verhandlungen sei deutlich geworden, dass der ZDS größten Wert auf eine Tariflaufzeit von zwei Jahren lege, sagte Schwiegershausen-Güth. Die aktuelle Preissteigerungsrate mache deutlich, dass eine längere Tariflaufzeit entweder höhere prozentuale Anpassungen auch im zweiten Jahr bedeute oder mit einer Inflationsklausel ausgestattet werden müsse, die bei einer Preissteigerungsrate über einen bestimmten Prozentsatz hinaus eine weitere Erhöhung der Einkommen zur Folge habe. Ver.di will die Vertragslaufzeit eigentlich auf ein Jahr begrenzen und dann neu verhandeln. Am Dienstag wird die Bundestarifkommission der Gewerkschaft zusammentreten.