Hamburg. Fitness First, McFit, Aspria und Primetime haben die Preise erhöht. Was sich noch für die Kunden verändert.

Wer sich in diesen Tagen im Fitnessstudio körperlich verausgabt, bekommt schon einmal einen Vorgeschmack auf die drohende Gaskrise im Winter. Nach dem Workout noch schnell in die Sauna, um die Muskeln zu lockern? Manche der Saunen sind bereits geschlossen, die Steine im Ofen kalt, Schilder weisen auf die Notlage hin.

„Ich bin in der Sommerpause und spare Energie“, steht an der Glastür, neben der sonst die Flipflops parken. Und in den Schwimmbädern der Studios ist jetzt aktiver Sport statt chillen angesagt. Denn wer am Poolrand sitzt und die Beine im Wasser baumeln lässt, dem wird es schnell zu kalt, schließlich wurde die Wassertemperatur oft schon um einige Grad gesenkt.

Erste Fitnessstudios in Hamburg erhöhen Beiträge

Diese Veränderungen gehen einher mit steigenden Rechnungen für die Kunden: Denn die ersten Studios in Hamburg erhöhen ihre Mitgliedsbeiträge. Darunter Fitness First, Aspria und Primetime. Die Kaifu Lodge und David Lloyd Meridian Spa schließen zudem einen Anstieg der Tarife nicht aus. Hier ist aber noch keine endgültige Entscheidung gefallen, hieß es von den Clubs auf Abendblatt-Anfrage.

Die fünf Standorte der David Lloyd Meridian Spa-Gruppe in der Hansestadt, die derzeit für die Trainierenden monatlich zwischen 69 Euro und 144 Euro kosten, durchlaufen aktuell ohnehin eine Phase der Veränderung – denn gerade ist der Hamburger Jens Heinze als Deutschlandchef beim britischen Mutterkonzern angetreten.

Angeheizt hatten die Teuerungen die Discount-Anbieter. So erhöhte McFit – mit einer guten Handvoll Studios in Hamburg – bereits im April den monatlichen Basic-Tarif von 19,90 Euro auf 24,90 Euro – ein Plus von 25 Prozent.

Bei Primetime mit Studios in der HafenCity und Winterhude sollen für neue Mitglieder höhere Tarife gelten. „Wir haben seit Beginn in Hamburg vor fünf Jahren noch nie die Preise für bestehende Mitglieder erhöht“, sagt Geschäftsführer Nils Kuprat. Der neue „Einstiegspreis“ liegt bei 59 Euro, bisher betrug dieser 48 Euro.

Der Kniff: Würden die Preise auch für die Bestandskunden angepasst, hätten diese ein Sonderkündigungsrecht. „Insgesamt bin ich sehr glücklich über die Preiserhöhungen im Markt“, bilanziert Kuprat, „die Branche hat einen höheren durchschnittlichen Monatsbeitrag als 42 Euro verdient“, blickt der Manager auf die vom Branchenverband DSSV veröffentlichten Daten für das laufende Jahr.

Wellness-Tempel besonders anfällig für Kostensteigerungen

„Wir müssen den Mitgliedsbeitrag zum 1. September mit 1,25 Euro beim wöchentlichen Beitrag und fünf Euro beim Monatsbeitrag anpassen“, sagt Johannes Maßen, Geschäftsführer bei Fitness First, der selber nicht nur im Studio anzutreffen ist, sondern auch beim Laufen um die Alster, denn der Deutschland-Chef der Marke aus dem Premiumsegment lebt in Hamburg. Mit den neuen Tarifen startet eine Mitgliedschaft bei Fitness First mit Standorten in Toplagen etwa am Jungfernstieg und am Stephansplatz für ein Jahr nun bei 56,30 Euro im Monat.

Bei Aspria, mit Anlagen in Poppenbüttel und auf der Uhlenhorst, wurden die Preise bereits im Mai angehoben. „Nachdem wir seit 2019 keinerlei Erhöhungen vorgenommen hatten“, sagte Geraldine Seibel-Lübbke, Geschäftsführerin bei Aspria in Hamburg. Nun kostet die Mitgliedschaft im Aspria Alstertal ab 87 Euro im Monat.

Insgesamt ergibt sich in den einzelnen Kategorien ein Preisplus von drei Prozent für die Standorte in Hamburg, die mit großzügigen Pools und Saunalandschaften längst nicht nur Krafttraining und Kurse, sondern auch Wellness und Massagen anbieten und auf diese Weise besonders anfällig für die aktuelle Teuerung sind. „Unsere Energiekosten haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt“, sagt Seibel-Lübbke über die ökonomische Lage bei Aspria.

Finanzielle Belastungen kommen zur Unzeit

Die neuen finanziellen Belastungen kommen für die Branche zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn Corona hat die Zahl der Bewegungswilligen, die bei Bauch-Beine-Po etwas für ihre Bikini-Figur tun wollen, zuletzt drastisch einbrechen lassen. Theodor Stemper, Vorsitzender des Bundesverbands Gesundheitsstudios Deutschland (BVGSD), blickt eher pessimistisch in die Zukunft: Während der Pandemie seien den Studios „im Schnitt 20 bis 25 Prozent der Mitglieder weggebrochen. Die Gefahr ist da, dass es jetzt noch mal deutlich mehr werden. Wir spüren neue existenzielle Nöte.“

Ein weiteres Problem: Die Onlineangebote etwa für Yogakurse, bei denen der „herabschauende Hund“ daheim im Wohnzimmer geübt werden kann, verleiten viele Hamburger dazu, die eigenen vier Wände für Sport kaum noch zu verlassen. Jeder Vierte trainiert heute ausschließlich zu Hause, nachdem Corona den gemeinsamen Sport zeitweise unmöglich gemacht hatte.

Inwieweit sich speziell in Hamburg die Kunden von den Ketten verabschiedet haben, ist schwer zu ermitteln, diese Zahlen werden unter Verschluss gehalten. Generell werden Details in dem umkämpften Markt mit international aufgestellter Konkurrenz ungern genannt.

Einige Fitnessstudio-Betreiber warten noch auf Corona-Hilfen

Nur so viel: Hamburg gilt als die Fitnesshochburg Deutschlands mit besonders vielen Mitgliedern in den Studios. Teilweise haben die Anbieter hier sogar während der Pandemie auf Expansion gesetzt. Gegen den bundesweiten Trend, wonach die Zahl der Standorte seit 2019 rückläufig ist, sind in der Hansestadt neue Räume mit Laufbändern oder Langhanteln entstanden. So haben Primetime und der Sports Club des Fitness-Unternehmers Alexander Sosa in den vergangenen Monaten an Alster und Elbe in neue Standorte investiert.

Doch auch diese müssen nun mit jedem Cent rechnen, zumal ja die zahlenden Kunden gemessen an der steigenden Zahl der Studios abgenommen haben. „Finanziell ist das ein Desaster“, sagt Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV. „Viele Fitness- und Gesundheitsanlagen haben nicht die Margen und auch nicht die Rücklagen, um auf Dauer mit diesem Mitglieder- beziehungsweise Umsatzniveau wirtschaftlich zu überleben.“ Bis heute warteten einige Betreiber immer noch auf die als ‚unbürokratisch‘ angekündigten Überbrückungshilfen. Dazu kämen die Inflation und eine fehlende Planungssicherheit für den Herbst hinsichtlich weiterer Corona-Maßnahmen.

Viele Mitglieder spüren bereits, dass sich der Kostendruck auch auf das von ihnen genutzte Studio auswirkt. So wurden in den Aspria-Clubs nicht nur wassersparende Duschköpfe und LED-Beleuchtung installiert. „Wir haben auch die Pooltemperatur leicht verändert und schalten jetzt in den Sommermonaten bestimmte Saunen zu weniger frequentierten Zeiten aus, ebenso gasbetriebene Kamine“, sagt Geraldine Seibel-Lübbke.

Hamburg bleibt für Fitnessunternehmen attraktiv

Bei der Kaifu-Lodge wurde bereits die Energiequelle umgestellt. „Um den steigenden Preisen entgegenzuwirken und den Verbrauch zu optimieren, haben wir in eine neue Klimatechnikanlage mit Kälte- und Wärmerückgewinnung investiert, die dem neuesten Stand der Technik entspricht“, sagte Marketingchefin Carola Kippenberger. Zudem habe man von Gas auf Fernwärme umgestellt – und es sei sogar ein Blockheizkraftwerk vorhanden. Die Saunen sind aufgrund eines Umbaus ohnehin gerade geschlossen und sollen ab der Neueröffnung „den Stoßzeiten entsprechend“ betrieben werden, heißt es von der Anlage in Eimsbüttel.

Übrigens bleibt Hamburg als Standort für die Branche trotz aller Hürden offenbar attraktiv: Primetime verhandelt über einen weiteren Standort. Nahe der Alster wolle man schon in wenigen Wochen den Mietvertrag für ein neues Studio unterschreiben, verrät Geschäftsführer Kuprat erste Details der Pläne.