Hamburg. Stefan Ermisch habe darum gebeten, den Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Sein Nachfolger steht fest.
In vielen seiner Pressekonferenzen als Vorstandschef der Hamburg Commercial Bank (HCOB) in den vergangenen sechs Jahren hat Stefan Ermisch unpopuläre Entscheidungen bekannt geben müssen. Nachdem die harte Sanierung der einstigen HSH Nordbank nun abgeschlossen ist und das Institut in ruhigeres Fahrwasser gerät, hat der 56-jährige Ermisch in der Halbjahres-Pressekonferenz am Donnerstag über seinen eigenen Weggang informiert.
Hamburg Commercial Bank bekommt neuen Chef
Er habe den Aufsichtsrat gebeten, den zum Ende des Jahres 2023 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, und werde die HCOB bereits zum 30. September 2022 verlassen, hieß es. Der Aufsichtsratsvorsitzende Juan Rodríguez Inciarte sagte dazu, er habe „dem Wunsch von Herrn Ermisch mit Bedauern zugestimmt“, aber selbstverständlich respektiere man dessen Entscheidung. Ermisch werde der Bank noch bis zum regulären Ablauf seines Vertrages Ende 2023 für bestimmte Projekte „in beratender Funktion“ zur Verfügung stehen.
Neuer Chef wird zum 1. Oktober Ian Banwell, 58, der dem Vorstand seit April 2019 angehört und seit September 2020 das Finanzressort leitet. Der Amerikaner kam vom Finanzinvestor Cerberus, dem Hauptanteilseigner der HCOB, war zuvor aber unter anderem als Investment-Chef bei der Bank of America tätig. Banwells bisherige Funktion als Finanzvorstand der HCOB wird künftig Marc Ziegner, 46, derzeit Bereichsleiter für Banksteuerung, übernehmen.
„Wir haben ein Stück Bankengeschichte geschrieben“
Nach zehn „sehr ereignisreichen Jahren“ im Dienst der heutigen HCOB sei jetzt der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab als Vorstandschef in die Hände seines Nachfolgers zu legen, erklärte Ermisch selbst zu seiner Entscheidung. „Wir haben gemeinsam ein Stück Bankengeschichte geschrieben“, sagte er.
Tatsächlich ist die frühere HSH die erste und bis heute einzige deutsche Landesbank, die privatisiert worden ist. Seit Anfang 2022 gehört die HCOB der Einlagensicherung der privaten Banken an. Dies galt als letzter Meilenstein der langen und schmerzhaften Sanierungsphase. Mehr als 4000 Beschäftigte hatte die HSH Nordbank in früheren Zeiten, bei der heutigen HCOB sind es noch 862 Vollzeitarbeitskräfte, davon knapp 700 in Hamburg.
Allerdings seien im ersten Halbjahr bereits mehr als 80 Stellen unter anderem im IT-Bereich neu besetzt worden, teilte die Bank mit. Schließlich befinde man sich auf einem „moderaten und umsichtigen Wachstumskurs“. In den ersten sechs Monaten hat das Neugeschäft auf 2,9 Milliarden Euro gegenüber 1,8 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum kräftig zugelegt, vor allem in der Unternehmens- und der gewerblichen Immobilienfinanzierung.
Commercial Bank hebt Prognosen an
Trotz einer leicht geringeren Bilanzsumme verbesserte sich aufgrund des zunehmend profitablen Geschäfts der Zinsüberschuss der Bank. Während das Ergebnis vor Steuern auf 178 (168) Millionen Euro zunahm, lag der Gewinn nach Steuern infolge von Sondereffekten mit 207 (194) Millionen Euro sogar noch darüber.
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Angesichts des bisher „erfreulichen“ Geschäftsverlaufs hebe man die Prognosen für 2022 an, hieß es. Erwartet wird nun ein Ergebnis vor Steuern oberhalb von 300 (vorher: 280) Millionen Euro, der Nachsteuergewinn wird auf rund 350 (bisher: 250) Millionen Euro veranschlagt. 2021 erzielte die HCOB einen Gewinn vor Steuern von 299 Millionen Euro.