Hamburg. Über Whyzzer können Nutzer ähnlich wie in den Sozialen Medien Erfahrungen teilen. Mitgründerin ist ein bekannter Hollywoodstar.
Was hat Hollywoodstar Kelly Rutherford mit zwei jungen Gründern aus Hamburg zu tun? Mehr, als man meinen könnte. Vor einem Jahr ist die Schauspielerin, vielen bekannt aus der Kultserie „Gossip Girl“, in das Start-up Whyzzer eingestiegen. „Wir haben ihr eine E-Mail geschrieben und unser Projekt vorgestellt“, sagt Benjamin Buthmann. Gemeinsam mit Eric Garsleitner hatte er die Idee für eine neue Social-Media-App, die sich auf Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch spezialisiert hat. Rutherford war interessiert.
„Wir haben unser letztes Geld zusammengekratzt und sind nach St. Moritz gefahren, um sie zu treffen“, sagt Garsleitner. Seitdem gehört die 55-Jährige, deren deutscher Ex-Mann und Vater ihrer beiden Kinder aus Itzehoe kommt, zum Gründungsteam. „Wir haben doch alle Lust, neue Dinge zu lernen. Es gibt so vieles, das uns interessiert, nach dem wir aber nicht gezielt suchen würden“, sagt Kelly Rutherford zu ihrem Neustart als Unternehmerin.
Soziale Medien: Wissen kann auf Whyzzer geteilt werden
„Im Alltag ist Lernen oft etwas, das anstrengend ist“, sagt Garsleitner. Mit Whyzzer wollen die Gründer ein Angebot schaffen, auf das jeder jederzeit zugreifen und sein Wissen oder seine Erfahrungen teilen kann. Ein bisschen erinnert die Idee an das Online-Lexikon Wikipedia, aber ist doch anders. Nach dem Motto „Wischen und Lernen“ soll Whyzzer ähnlich wie die sozialen Medien Instagram, Facebook oder TikTok funktionieren.
„Nur, dass es nicht um Unterhaltung geht, sondern um relevante Inhalte“, sagt Buthmann. Die Konstruktion einer Rakete, das Pflanzen eines Baums oder Tipps für eine Bewerbung – den Fachgebieten und Themen seien keine Grenzen gesetzt, so die Unternehmer zu ihrer Vision von einem sich potenzierenden Wissensschatz.
Gründer-Duo startete 2019
„Das Entscheidende ist, dass es einen Ort gibt, wo sich Anbieter und Nutzer treffen können“, sagt Buthmann. Das fehle bislang. Inzwischen steckt ein mittlerer sechsstelliger Betrag in Whyzzer. Seit Anfang Juli läuft die Testphase der Smartphone-App, im Herbst dieses Jahres soll es richtig losgehen.
Gestartet war das Gründer-Duo schon 2019. Damals war Eric Garsleitner nach einem Studienaufenthalt im Silicon Valley nach Deutschland zurückgekommen, um sein Betriebswirtschaftsstudium in Marburg abzuschließen. „Ich habe in den USA viel und mühelos von Menschen mit Erfahrungen gelernt und habe mich gefragt, warum es so etwas bei uns nicht gibt?“, sagt der 25-Jährige. Mit seinem ein Jahr älteren Cousin Benjamin Buthmann, ebenfalls Betriebswirt, fing er an, „eine Lösung für das Problem zu suchen“, wie er es nennt.
Kelly Rutherford hilft dabei, Reichweite aufzubauen
Gemeinsam mit einem Investor, der die erste Finanzierung sicherte, entwickelten die beiden zunächst eine Streaming-Plattform für Onlinekurse und nannten sie „Whyzzer“. Der Firmenname ist Kunstbegriff, abgeleitet aus dem englischen Wort „wiser“, ins Deutsche übersetzt „klüger“ oder „weiser“. 2021 erweiterten sie das Konzept in Richtung einer Social-Media-Plattform. „Wir haben festgestellt, dass der direkte Austausch wichtig ist“, sagt Garsleitner. „Man verbindet sich, weil man wissen will, was der andere weiß.“
Nach dem Einstieg von Kelly Rutherford nahm das Projekt Whyzzer weiter Gestalt an. „Sie hat ein großes Netzwerk. Das hilft uns dabei, Reichweite aufzubauen“, sagt Buthmann. Über die private Jacobs University in Bremen bekamen die Gründer Kontakt zu Informatik-Studenten, mit denen sie in den vergangenen Monaten gemeinsam die Plattform entwickelt haben. Inzwischen sind in der Testphase die ersten Angebote auf Englisch und Deutsch im Netz, in den Videos geht es unter anderem um Pferde und Reiten, die Arbeit der Umweltschutzorganisation Sea Shepherd oder Themen und Fragen bei einer Firmengründung – von Whyzzer-Mitgründer Eric Garsleitner persönlich.
Bewerbungen werden zuerst geprüft
„Im Prinzip hat bei uns jeder die Möglichkeit, sein Wissen weiterzugeben“, sagt Buthmann. Der erste Schritt ist eine Bewerbung als sogenannter Creator mit einem ausführlichen Profil und Beispielen. „Das prüfen wir oder unsere Experten aus dem Moderatoren-Team. Erst danach werden die Inhalte freigeschaltet“, erklärt das Gründer-Duo.
So soll verhindert werden, dass unseriöse Anbieter oder Fake News auf der Plattform veröffentlicht werden. Im Laufe der Zeit soll das Netz der Moderatoren und der Creatoren wachsen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Bewertungen der Nutzer. Darüber werde schnell sichtbar, wenn die Qualität von Inhalten nicht ausreichend sei. „Unser Ziel ist es, hoch qualifizierte Menschen aus der ganzen Welt für Whyzzer zu gewinnen“, sagt Garsleitner.
Premium-Inhalte sollen Geld generieren
Natürlich steht hinter dem neuen Bildungsportal auch ein Businessmodell. Sogenannte EdTech-Firmen liegen nicht erst seit der Schließung von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen im Corona-Lockdown im Trend. Für die Nutzer sowie die Creatoren ist die Whyzzer-App zunächst kostenlos. Geld verdient werden soll über Premium-Inhalte, die nur in geschlossenen Gruppen hinter der Bezahlschranke angeboten werden.
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„Wir nennen das Circle“, sagt Buthmann. Die Gründer stellen sich darunter mehrteilige Online-kurse zu speziellen Themen vor oder auch Livediskussionen. Whyzzer bekommt in den Fällen eine Provision. „Wir glauben, dass Nutzer inzwischen bereit sind, für Wissen zu bezahlen“, sind die Whyzzer-Gründer optimistisch.
15 Mitarbeiter arbeiten für Whyzzer – noch nicht in Hamburg
Ob aus dem Projekt tatsächlich ein Geschäft wird, dürfte sich in den nächsten Monaten zeigen. Inzwischen sind nach eigenen Angaben 15 Mitarbeiter im Team. Gearbeitet wird weltweit aus dem Homeoffice. „Wir suchen aber gerade Büroräume in Hamburg“, sagt Buthmann. Im Moment verhandeln die Gründer mit Investoren über die weitere Finanzierung. „Die Resonanz ist gut.“