Hamburg. So vermeiden Sie Ärger am Airport: das Wichtigste zu Check-in, Sicherheitskontrollen, Ausweisen, Koffer-Chaos und Flugstreichungen.

Hamburgs Flughafen-Chef fasste die Situation der Luftfahrt vor einer Woche in acht Wörtern zusammen. „Die Lage ist im Moment sehr, sehr angespannt“, so Michael Eggenschwiler. Nach zwei Jahren Pandemie steigen die Passagierzahlen rapide an, aber das vernetzte System scheint weder national noch international darauf vorbereitet zu sein. Personalmangel heißt es an vielen Stellen von Airlines und Dienstleistern, Abläufe müssten sich erst wieder einspielen. Das Abendblatt gibt einen Überblick, was Passagiere bei der Abreise vom Helmut-Schmidt-Flughafen in den Sommerferien beachten sollten.

Flughafen Hamburg: Wie viele Passagiere werden erwartet?
Die Sommerferien sind Hochsaison am Airport. Am vergangenen Freitag war letzter Schultag in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, an diesem Mittwoch folgt Hamburg. In dieser und der nächsten Woche erwartet der Airport jeweils rund 280.000 Fluggäste. Das entspricht etwa 70 Prozent des Jahres 2019. Die Fluglinien haben zuletzt Flüge gestrichen, sodass die Zahl um je 20.000 Passagiere gesenkt wurde.

12.000 Flüge in den Sommerferien am Flughafen Hamburg

Der Airport rechnet am Donnerstag mit rund 37.000 Fluggästen bei 148 Starts und 148 Landungen. Am Freitag sollen es rund 43.000 Reisende bei je 155 Ankünften und Abflügen sein, am Sonnabend etwa 37.000 Fluggäste und je 119 Starts und Landungen, am Sonntag 40.000 mit jeweils 136 abhebenden und ankommenden Maschinen.

Wie groß ist das Angebot ab Fuhlsbüttel?
50 Fluglinien fliegen derzeit zu 115 Direktzielen. Insgesamt sollen rund 12.000 Flüge in den Sommerferien geleistet werden. Das sind mehr als 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Die Auslastung soll bei bis zu 80 Prozent. Beliebteste Urlaubsziele sind Mallorca mit 67 Abflügen pro Woche vor Antalya (35) und Kreta (14).

Wann sollte man in den Terminals sein?
Der Flughafen rät, mindestens zwei bis 2,5 Stunden vor Abflug. Zu Spitzenzeiten sollten es sogar drei Stunden sein. Die Auslastung schwankt über den Tagesverlauf. „Es wollen alle gleichzeitig los: Möglichst früh am Morgen. Dann habe ich die Chance, dass ich am Nachmittag am Strand liegen kann und mein Urlaub schon am ersten Tag beginnt“, sagte Eggenschwiler.

Michael Eggenschwiler ist Hamburgs Flughafen-Chef.
Michael Eggenschwiler ist Hamburgs Flughafen-Chef. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Flughafen Hamburg: Terminals öffnen früher

Stundenweise sei die Nachfrage größer als vor der Pandemie. So gibt es vor allem morgens zwischen 6 und 7.30 Uhr viele Abflüge. Entsprechend muss viel Gepäck in die Maschinen geladen werden. Das zweite Hoch liegt zwischen 9 und 11 Uhr. Um die Mittagszeit ist von 12.30 Uhr bis 15 Uhr viel los, am frühen Abend von 17.30 bis 19 Uhr. Von 21.30 bis 23 Uhr landen vor allem viele Maschinen. Von Freunden und Familie sollte man sich möglichst außerhalb der Terminals verabschieden, damit es drinnen durch Begleitpersonen nicht noch voller wird. Die Terminals öffnen nun früher, und zwar um 3.15 Uhr.

Wann öffnen die Check-in-Schalter?
Die Entscheidung darüber liegt bei den Airlines. In der Regel können Passagiere zwei bis drei Stunden vor Abflug einchecken, heißt es auf der Homepage des Flughafens. Der Check-in soll bei mehreren Airlines schon um 3.30 Uhr statt 4 Uhr öffnen. Häufig kann man von zu Hause online einchecken, ansonsten stehen Automaten im Flughafen bereit. Sechs Airlines bieten von 18 bis 20 Uhr einen Vorabend-Check-in an, um das Gepäck loszuwerden: Austrian und Brussels Airlines, Condor, Eurowings, Lufthansa und Swiss. Dies gilt für alle Flüge des Folgetags – Ausnahme: Bei Eurowings kann man nur für Flüge bis 12 Uhr am Folgetag einchecken. Während bei vier Airlines dieser Service kostenlos ist, verlangen Condor und Eurowings 5 Euro pro Flug und Passagier.

Wie lange muss man an den Sicherheitskontrollen warten?
Zuletzt war die Kontrolllinie häufig das Nadelöhr. Im Mai war von 90 Minuten Wartezeit die Rede, Passagiere sollen deswegen mitunter ihre Flüge verpasst haben. Schuld ist ein Personalmangel beim zuständigen Dienstleister FraSec. Nach früheren Angaben beschäftigt die Tochter des Frankfurter Flughafens etwa 570 Luftsicherheitsassistenten in Fuhlsbüttel, 50 weitere sollen 2022 eingestellt werden. Vor Corona waren es allerdings mehr als 1000 Kräfte vom FraSec-Vorgänger I-Sec. FraSec hatte zum Februar vom Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums den Zuschlag für die nächsten vier Jahre erhalten. Die Bundespolizei ist nur formal zuständig für die Kontrollen, stellt normalerweise aber kein Personal.

Bundespolizei hilft an Sicherheitskontrollen aus

Das ändert sich gerade. Zunächst in dieser Woche sollen täglich 15 bis 20 Bundespolizisten als Krisenreaktionskräfte an der Sicherheitskontrolle helfen. Sie bringen beispielsweise Wannen zurück oder beraten Passagiere, was sie an der Kontrolle beachten müssen. Die Abläufe seien so erheblich beschleunigt worden, zog die Bundespolizei ein erstes Fazit. Passagiere hätten rechtzeitig die Möglichkeit gehabt, versehentlich mitgeführte gefährliche Gegenstände und Flüssigkeiten vor der Kontrolle zu entsorgen. Das Begutachten von Röntgenbildern dürfen Bundespolizisten übrigens nicht übernehmen, weil die dafür zuständigen Luftsicherheitskräfte mehrwöchige Schulungen absolvieren müssen.

Wie lange der Einsatz der Bundespolizisten anhält, werde in täglichen Lagebesprechungen analysiert. FraSec entsendet zudem 30 Mitarbeiter zumindest über die Sommerferien von anderen Standorten an die Elbe, um das Personal vor Ort zu stärken. Diese Maßnahmen sorgten in den vergangenen Tagen dafür, dass die Wartezeiten bei maximal 60 Minuten lagen. Die Höchstdauer wurde jeweils in den frühen Morgenstunden erreicht, ab 5.30 Uhr baute sich die Schlange ab. Die Fastlanes, die Vielfliegern und Ticketbesitzern der Business Class einen schnellen Zugang verschaffen soll, sind derzeit geschlossen. Die (begrenzten) Kapazitäten der Kontrolleure sollen allen Reisenden zugutekommen.

Was darf mit ins Handgepäck?
Vor Corona wurden jährlich rund 38.000 gefährliche Gegenstände in Hamburg aus dem Verkehr gezogen – Flüssigkeiten nicht eingerechnet. Täglich wurden also mehr als 100 Sachen konfisziert. Das kostet Zeit. „Wenn jemand Flüssigkeit in der Kontrollstelle hat, blockiert er diese für mindestens eine Minute“, sagte Michael Schuol, Vizepräsident der zuständigen Bundespolizeidirektion Hannover. Bezogen auf die derzeit niedrigere Passagierzahl sei das Niveau an herausgezogenen Gegenständen schon wieder erreicht.

Medikamente vor dem Flug anmelden

Ins Handgepäck dürfen Flüssigkeiten, flüssigkeitsähnliche Stoffe und Gase nur, wenn die Behälter maximal 100 Milliliter umfassen und in einem transparenten, wiederverschließbarem und maximal einen Liter fassenden Plastikbeutel verpackt werden. Pro Person ist ein Feuerzeug oder eine Schachtel Streichhölzer erlaubt, die nicht im Handgepäck verstaut werden sollen. Wer Medikamente an Bord braucht, sollte vorab seine Fluglinie kontaktieren, bei Spritzen zum Beispiel ein Rezept mitführen.

Es dürfen weder lose Rasierklingen noch Rasiermesser oder Taschenmesser und Nagelscheren mit einer Klingenlänge von mehr als sechs Zentimetern in die Kabine – am besten spitze und scharfe Gegenstände ins aufzugebende Gepäck. Jeder sollte möglichst wenig und maximal eine Bordtasche mitnehmen. Der Beutel mit den Flüssigkeiten soll ebenso wie Tablets oder Kameras aus der Tasche genommen und separat in die Wanne gelegt werden. Mäntel, Uhren, Gürtel und Schmuck sind kurz vor der Kontrolle abzulegen.

Was sollten Passagiere zudem wissen?
Bereits vor der Reise wird empfohlen, die Gültigkeit von Reisedokumenten zu prüfen. Täglich würden sich Passagiere bei der Bundespolizei melden und wegen abgelaufener Ausweise um die Ausstellung von Ersatzdokumenten bitten. Diese Prüfungen kosten Zeit. Teilweise würden die Ersatzdokumente, die die Bundespolizei ausstellt, auch nicht in allen Ländern anerkannt. Die Anreise sollte möglichst mit Bahn, Bus oder Taxi erfolgen. Wer mit dem Auto fährt, sollte einen Parkplatz online reservieren. In den Terminals sollte man nach Check-in und Gepäckaufgabe zügig zur Sicherheitskontrolle gehen.

Welche Rechte haben Passagiere bei Flugstreichungen?
In den vergangenen Tagen sind viele Flüge auch kurzfristig gestrichen worden. Lufthansa dünnt die Frequenzen nach Frankfurt und München aus. Eurowings streicht Nürnberg ganz und kappt Flüge nach Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart, München, Budapest, Oslo und Göteborg, teilweise kamen weitere Städte hinzu. Easyjet nahm Manchester aus dem Programm, Air Baltic ab Ende August Vilnius. Zudem dünnt die lettische Airline jetzt schon die Strecken nach Vilnius und Riga aus, KLM nach Amsterdam, Turkish Airlines reduziert ebenfalls für wenige Ziele.

Bei gestrichenen Flügen sind Airlines in der Verantwortung

Passagiere werden gewöhnlich von den Airlines auf andere Flüge umgebucht oder können innerdeutsch die Bahn nutzen. Wenn ein Flug bei einer Pauschalreise storniert wird, ist der Reiseveranstalter in der Pflicht, sagt Julia Rehberg von der Hamburger Verbraucherzentrale. Er muss für eine Ersatzbeförderung sorgen, die nicht teurer werden darf. Kommt der Urlauber später an, kann er Ansprüche gegen den Veranstalter prüfen. Müssen Verbraucher selbst neue, teurere Flugtickets buchen, weil ihnen keine vergleichbaren Beförderung angeboten wird, können sie gegebenenfalls Schadensersatz gegen die Fluglinie geltend machen und die Differenz des Ticketpreises verlangen.

„Der Verkauf von Flügen, ohne dass genügend Personal für deren Durchführung zur Verfügung steht, fällt in den Risikobereich der Airline. Sie muss also dafür geradestehen, wenn es zu Problemen kommt“, sagte Rehberg. Wenn der Flug mindestens 14 Tage vorher gestrichen wurde, können einige Urlauber schlechte Karten haben. „Wenn man keine Pauschalreise, sondern das Flugticket unabhängig von Unterkunft und Mietwagen gebucht hat, hat man gegenüber der Airline keine Ansprüche, auch diese Kosten erstattet zu bekommen“, sagte EUclaim-Geschäftsführer Hendrik Noorderhaven.

Das Flugrechteportal vertritt die Rechte der Geschädigten gegen eine Provision. Betroffene können sich aber auch an Verbraucherzentralen oder die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr wenden.

Wie lange muss man bei der Rückkehr auf Koffer warten?
Derzeit liegen die Wartezeiten im Schnitt bei zwölf Minuten für das erste Gepäckstück und 35 für das letzte. Selbst bei großen und voll ausgelasteten Flugzeugen soll der letzte Koffer laut Flughafen nach maximal 45 Minuten auf dem Band liegen. Bei Verspätungen, Wettereinflüssen oder Gepäckkontrollen könne es in Ausnahmefällen etwas länger dauern. Die Flughafen-Tochter HAM Ground Handling litt auch unter personellen Abgängen, stellte aber auch 80 Mitarbeiter neu ein und sieht sich mit 800 Beschäftigten solide aufgestellt für den Sommer – auch wenn weiter Beschäftigte gesucht werden.

Flughafen Hamburg: Was passiert, wenn Koffer weg sind?
In der Spitze bis zu 2000 verlorene Koffer sollen am Hamburger Flughafen zeitgleich gelagert worden sein. Dabei handelt es sich um sogenanntes Rush-Gepäck, das in späteren Maschinen als der Passagier an seinem Ziel ankommt, zum Beispiel weil es bei Umsteigeverbindungen nicht schnell genug umgeladen wurde. Grundsätzlich sind dafür die Airlines verantwortlich, sie sollen Koffer und Taschen eigentlich den Passagieren nach Hause liefern.

Die Aufgabe lagern sie an Dienstleister aus. Die Gepäckermittlung sei in Hamburg personell unterbesetzt, und es werde mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet, heißt es von Lufthansa. Bei einigen Airlines kann man den Verlust online oder per E-Mail melden, bevor man sich selbst zum Flughafen begibt. Die Gepäckermittlung sitzt in der Airport Plaza auf Ebene 0. Es gibt mehrere Zugänge und Firmen, die die Gepäckermittlung für die Airlines übernehmen. Weitere Infos gibt es unter auf der Website des Hamburger Flughafens.