Hamburg. „Weniger drin, Preis rauf“ lautet das Motto. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt: Anstieg der Fälle in 2022 bisher bei 35 Prozent.
Angesichts steigender Preise für Gas und Sprit wollen immer mehr Verbraucher bei Lebensmitteln sparen. Doch das ist gar nicht so leicht, wie eine Untersuchung von Verbraucherschützern zeigt. Denn waren versteckte Preiserhöhungen nach dem Prinzip „Weniger drin, Preis gleich“ bisher vor allem ein Phänomen bekannter Markenartikel, werden diese Mechanismen inzwischen auch von Supermärkten und Discountern bei Eigenmarken genutzt, heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
Verbraucherzentrale: Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen
So gingen dort in den vergangenen Wochen deutlich häufiger Beschwerden zu Handelsmarken ein. Einige von zahlreichen Beispielen der Mogelpackungsliste, die Verbraucherinnen und Verbraucher gemeldet haben:
Lammsteaks der Marke Jack’s Farm von Aldi Nord und Süd enthalten statt 400 nur noch 300 Gramm. Der Preis von 6,99 Euro bleibt unverändert. Die versteckte Preiserhöhung beträgt 33 Prozent. Aldi rechtfertig sich mit „gestiegenen Marktpreisen, beispielsweise bedingt durch fehlende Transportkapazitäten und Lockdowns in den Erzeugerländern und stark gestiegene Rohwarenpreise bei Fleisch.“
Auch andere Discounter verteuern ihre Produkte: Die Naturgut Bio Steinofen-Pizza mit Mozzarella, Spinat & Feta von Penny kostet nun 2,99 Euro statt 2,49 Euro. Gleichzeitig sank das Gewicht der Pizza von 460 auf 410 Gramm. Kunden zahlen demnach 35 Prozent mehr für das Produkt.
Einen besonderen Fall meldeten Kundinnen und Kunden von Lidl. Bei der im Rahmen einer Aktion verkauften XXL-Packung Floralys Toilettenpapier blieb die Anzahl der Blätter pro Klopapierrolle mit 200 Stück zwar unverändert, doch tatsächlich schrumpfte das einzelne Blatt im Vergleich zur Normalpackung von Floralys. Das macht rund drei Meter weniger Papier pro Rolle.
Verbraucherzentrale registriert immer mehr Mogelpackungen
„Mit einem Anteil von rund 14 Prozent fanden sich in den vergangenen beiden Jahren nur vergleichsweise wenige Handelsmarken in unserer Mogelpackungsliste wieder“, berichtet Armin Valet von der Verbraucherzentrale der Hansestadt.
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„In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es bereits 25 Prozent, in den letzten Wochen haben wir überwiegend Produkte von Eigenmarken aufgenommen.“ Valet sieht hierin einen Trend für die kommenden Monate.
Gemeint sind damit Produkte, bei denen nicht nur die Füllmenge reduziert, sondern zusätzlich auch noch der Preis vom Handel erhöht wurde. Betraf das in den vergangenen zwei Jahren durchschnittlich 18 Prozent der aufgenommenen Artikel, so sind es im ersten Halbjahr 2022 bereits rund 35 Prozent.