Hamburg. Lange Wartezeiten vor Sicherheitskontrollen. Aber auch Anreisende müssen sich auf Durcheinander einstellen. Woran das liegen könnte.
Lange Schlangen bis weit in die Terminals hinein: Am Sonnabendvormittag kam es am Flughafen Hamburg erneut zu Wartezeiten vor der Sicherheitskontrolle. Auch die Stimmung bei den Reisenden vor Ort sei ziemlich angespannt, berichtete ein Fluggast dem Hamburger Abendblatt.
Bereits in den Pfingstferien hatte es erhebliche Verzögerungen bei der Abfertigung gegeben. Reisende brauchten zeitweise viel Geduld. Das nahm FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein nun zum Anlass und forderte den Senat zum Handeln auf. „Rot-Grün ignoriert die katastrophalen Wartezeiten am Hamburger Flughafen, indem man sich hinter Bundeszuständigkeiten versteckt. Das ist inakzeptabel, denn der Helmut Schmidt Airport ist Aushängeschild der Stadt, überdies hält der Senat eine starke Beteiligung an ihm“, sagte von Treuenfels-Frowein.
Flughafen Hamburg: Chaos vor Sicherheitskontrollen und mit Koffern
Auf eine Kleine Anfrage der FDP-Abgeordneten erklärte der Senat, dass für die Sicherheit am Flughafen die Bundespolizei zuständig sei. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) habe am 2. Juni mit Vertretern der Bundespolizei und der Flughafen Hamburg GmbH gesprochen. In einem Brief vom 10. Juni habe er Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) um Maßnahmen zur kurzfristigen Verbesserung der Situation gebeten. Einen weiteren Brief wollte Westhagemann an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) richten.
Doch nicht nur die Wartezeiten führen zu angespannter Stimmung bei den Fluggästen, auch die Situation der Gepäckausgabe ist chaotisch. Reisende warten derzeit häufig tagelang auf ihre Koffer. Am Freitagabend gab es in diesem Zusammenhang "völliges Chaos am Reklamationsschalter für verlorenes Gepäck", so ein Abendblatt-Leser. "An wirklich jedem der Gepäckbänder stehen Hunderte herrenlose Koffer, obwohl das Lager dafür in einem anderen Terminal ist." Auf Empörung stößt außerdem, dass das Gepäck nicht nach Hause gebracht werde, sondern Fluggäste nach einer Woche selbst zum Flughafen kommen müssen, um ihre Koffer abzuholen. "So was gibt es vermutlich weltweit nur in Hamburg", so der Leser.
Koffer-Chaos am Flughafen: Liegt das Problem in Hamburg?
Doch das Problem liege nicht in Hamburg, betont Stefanie Harder, Leiterin des Geschäftsbereiches Passenger Management vom Flughafen, im Abendblatt-Podcast "Check-in". Grund dafür seien die vielen Reisenden, die über Drehkreuze fliegen. "Wenn Sie nach New York fliegen, dann fliegen Sie zum Beispiel über Heathrow oder über Frankfurt. An diesen Drehkreuzen wird ihr Gepäck von einem Flugzeug in das andere verladen", so Harder. "Weil die Fluggesellschaften ihre Passagiere schnell ans Ziel bringen möchten, steigen die Fluggäste mit möglichst kurzem Zwischenstopp um. Aber es fehlen die Mitarbeiter, um auch die Koffer in der kurzen Zeit von einem Flugzeug in das nächste zu verladen. Die Koffer bleiben dann meist stehen und kommen entweder mit der nächsten Maschine oder am nächsten Tag nach Hamburg."
Das Passagieraufkommen am Hamburger Flughafen hat seit Aufhebung der Corona-Beschränkungen im Frühjahr stark zugenommen. In der Woche nach Pfingsten seien rund 270.000 Reisende gezählt worden, sagte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer. Das seien 71 Prozent des Vor-Corona-Niveaus im Jahr 2019 und der höchste Wochenwert seit Beginn der Pandemie gewesen.
Passagierzahl am Flughafen Hamburg hat sich verdreifacht
Von Anfang Februar bis Mitte Mai habe sich die Passagierzahl verdreifacht. Zu Beginn der Sommerferien in Hamburg und Schleswig-Holstein Anfang Juli erwartet der Airport rund 300.000 Reisende pro Woche und bis zu 56.000 pro Tag. Vor Corona seien an Spitzentagen bis zu 65.000 Passagiere gezählt worden.
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Niemeyer riet, mindestens zwei, besser zweieinhalb Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. Nach Auskunft der Bundespolizei müssen Reisende weiterhin mit erhöhten Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen rechnen. Passagiere sollten nach dem Check-in direkt zur Kontrolle gehen. Der Ablauf beschleunige sich, wenn Reisende ihre elektronischen Geräte wie Handy, Tablet oder Laptop gleich separat aufs Band legten. Die erlaubte Menge an Flüssigkeiten – jeweils maximal 100 Milliliter – sollte in einem wiederverschließbaren Plastikbeutel aufbewahrt werden.