Hamburg. Lange Wartezeiten für Schiffe und Chaos beim Transport: Um die Lage im Hamburger Hafen zu entspannen, sei konzertierte Aktion vonnöten.

Schiffe stauen sich in der Deutschen Bucht, Containerlager laufen über und beim Warentransport ins Hinterland gibt es Probleme – immense Herausforderungen für den Hamburger Hafen. Wie berichtet liegen derzeit bis zu 20 Schiffe in der Nordsee, weil sie in Hamburg nicht abgefertigt werden können. Die Wartezeit beträgt zum Teil zwei Wochen und mehr. Jetzt meldet sich der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, im Abendblatt zu Wort. Er fordert eine konzertierte Aktion, um die Lage beim Im- und Export zu entspannen. „Die Terminals tun, alles was möglich ist. Sie werden das Problem aber nicht allein lösen können“, sagte Bonz.

Eine große Belastung für die Seehäfen seien unzählige Baustellen, die den Abtransport von Ware ins Hinterland erschwerten. „Das betrifft insbesondere die Bahn, die derzeit sehr viele Baustellen eingerichtet hat, aber auch die Straßenbaustellen sind ein Problem.“ Bonz fordert die Bahn und die Straßenbaubehörden dazu auf, die Häfen bei der Bewältigung der Staus zu unterstützen, indem keine weiteren Baustellen rund um Hamburg eingerichtet werden. „Zudem benötigen wir einen runden Tisch, an dem alle Akteure, Reeder, Terminalbetreiber, Bahnoperateure und Speditionen zusammenkommen. Jeder versucht allein in seinem Bereich die massiven Behinderungen zu verringern, aber das wird nur gemeinsam gelingen“, so der Hafenpräsident.

Hamburger Hafen: Forderung nach rundem Tisch wegen Problemen bei Abfertigung

Unterstützung erhält Bonz aus der Schifffahrt. „Wir haben einen ähnlichen runden Tisch der HHLA vorgeschlagen“, sagt Jan Holst, Deutschland-Chef der singapurischen Reederei One. „Deshalb unterstützen wir diesen Vorschlag.“ Die Reederei One fährt Hamburg mit wöchentlich zwölf Diensten an. Drei Schiffe des Unternehmens dümpeln seit Tagen westlich von Helgoland vor sich hin und warten auf ihre Abfertigung in Hamburg. 70 Prozent der Schiffsfahrpläne seien aus dem Takt geraten, sagt Bonz. „Und das nicht erst seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine.“ Das Problem betrifft nicht nur Hamburg: In allen Seehäfen Nordeuropas kommt es derzeit zu Staus und langen Wartezeiten für Schiffe.

Meldungen, wonach die Hafenkonzerne Eurogate und HHLA ihre Fusionsgespräche unterbrochen haben, rufen bei der Opposition in der Hamburger Politik positive Reaktionen hervor. „Ein Stopp der Fusionsgespräche ist folgerichtig“, sagte der hafenpolitische Sprecher der CDU, Götz Wiese. „Eine Zusammenlegung der Containersparten hätte weniger Wettbewerb bedeutet, aber nicht mehr Ladung für Hamburg.“ Und Michael Kruse von der FDP ergänzte: „Der Stopp der Fusionsgespräche kommt nicht überraschend. Bedauern braucht man das nicht, denn die maritime Logistikkette braucht mehr Wettbewerb und nicht weniger.“