Hamburg. Bis zu 400 Hafenarbeiter kamen bei der Kundgebung von Ver.di in Barmbek zusammen, einige zündeten Bengalos.
Gewerkschaftler aus dem Kreis der norddeutschen Hafenarbeiter haben am Freitag damit gedroht, „Deutschland dichtzumachen“, wenn die Arbeitgeber auf ihrem aus Sicht der Arbeitnehmerseite völlig unzureichenden Tarifangebot beharren sollten. „Das war erst der Anfang“, sagte Malte Klingforth vom Betriebsrat des Gesamthafenbetriebs (GHB) bei der Kundgebung der Gewerkschaft Ver.di vor dem Intercity-Hotel in Barmbek zu Beginn der dort stattfindenden dritten Verhandlungsrunde mit Blick auf den Warnstreik vom Donnerstag, an dem sich allein in Hamburg mehr als 1000 Beschäftigte beteiligten.
An die Arbeitgeber gewandt sagte einer der Redner: „Ihr habt geschrieben, dass wir 100.000 Euro im Jahr verdienen. Die wollen wir jetzt haben.“ Tatsächlich liege das Jahresgehalt nach Gewerkschaftsangaben bei rund 60.000 Euro und damit etwa 10.000 Euro über dem deutschen Durchschnittseinkommen. Allerdings sind dort keine Zuschläge berücksichtigt.
Hafen Hamburg: Hafenarbeiter drohen mit Ausweitung des Streiks
„Ja, dies ist ein Hochlohnbereich“, sagte Klingforth, „aber wir sind auch hoch organisiert und wir werden zeigen, dass damit selbst eine hohe Forderung durchgesetzt werden kann.“ Ver.di verlangt für rund 12.000 Hafenarbeiter im Norden einen „tatsächlichen Inflationsausgleich“ und eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro, was eine Gehaltssteigerung um bis zu 14 Prozent bedeuten würde. Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hat zwei Erhöhungsschritte in diesem und im nächsten Jahr von 3,2 und 2,8 Prozent sowie Einmalzahlungen von 600 Euro angeboten.
Vor dem Barmbeker Hotel waren 300 bis 400 Hafenarbeiter in gelben und orangefarbenen Warnwesten zusammengekommen. Nachdem Teilnehmer mehrere Bengalos gezündet hatten, musste die Versammlungsleitung von Ver.di eindringlich dazu auffordern, keine Feuerwerkskörper mehr abzubrennen, weil die Polizei die Demonstration sonst abbrechen müsse.
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„Verantwortungslos – das ist das Wort, das den Arbeitgebern zum ersten Hafenarbeiterstreik seit 44 Jahren einfällt“, sagte Matthias von Dombrowski, Mitglied der Bundestarifkommission von Ver.di, "und das, wo ihr Tag und Nacht arbeitet.“ Nach den Worten von Dennis Askar-Dreyer, Containerbrückenfahrer und Sprecher der Eurogate-Vertrauensleute, hat der Warnstreik bei ihm ein „Gänsehautgefühl“ ausgelöst: „Wir haben gezeigt, was wir können – wir haben den Hafen lahmgelegt.“
Mehrere Arbeitnehmersprecher riefen andere Branchen dazu auf, bei anstehenden Tarifrunden einen echten Ausgleich zur Inflationsrate, die im Mai nach vorläufigen Daten auf 7,9 Prozent geklettert ist, durchzusetzen. Auch Norbert Hackbusch, der hafenpolitische Sprecher der Linken in der Bürgerschaft, sieht im Tarifkonflikt der Hafenbranche den Beginn einer „neuen großen sozialen Auseinandersetzung“. Die Hafenarbeiter seien eine mächtige Gruppe, die nicht nur den Ausgleich der Inflation fordere, sondern auch von den Milliardengewinnen der Reedereien als den Kunden der Umschlagbetriebe etwas abbekommen wolle.
Aus der Sicht des ZDS hingegen bewirkt schon das aktuelle Angebot einer Lohnsteigerung zwischen sechs und sieben Prozent zusammen mit dem Entlastungspaket der Bundesregierung einen Inflationsausgleich.