Berlin. Der Ukraine-Krieg verschärft die Hungersnot. Warum Getreide jetzt nicht in den Tank gehört – und Greenpeace das erklären genau kann.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert angesichts der Folgen des Ukraine-Kriegs einen sofortigen Stopp für die Herstellung von Biosprit. „Angesichts der weltweiten Hungersituation sollte der Pflanzenanteil in Benzin und Diesel komplett auf null Prozent heruntergefahren werden – und zwar am besten sofort“, sagte der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter dieser Redaktion. Die Ernten müssten jetzt sinnvoll verwendet werden.

Die Nutzung von Raps und Getreide im Tank sei in der heutigen Weltlage nicht sinnvoll – das sei schädlicher Luxus. „Aktuell versenken wir insgesamt 10 Millionen Tonnen Lebensmitteln pro Jahr in Kraftstoffen – und ersetzen damit gerade mal rund 4 Prozent des Sprits. Das ist Wahnsinn.“ Der in Deutschland angebaute Raps könnte sofort als Lebensmittel verwendet werden.

Die Umweltminister der Bundesländer hatten am Freitag beschlossen, den Biospritanteil zu reduzieren. Doch eine Reduzierung reiche nicht, so Hofstetter: „Die Regierung sollte den Anteil von Pflanzen im Biosprit nicht nur senken, sondern auf null absenken. Das kann über das Bundesemissionsschutzgesetz geregelt werden.“ Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas.

Ukraine-Krieg: Sonnenblumenöl gehört auf den Teller, nicht in den Tank

Zur Herstellung von Biodiesel würden Lebensmittel verwendet, die jetzt auf dem Weltmarkt am dringendsten benötigt werden – wie Getreide und Öle, sagte Hofstetter. „Weltweit fehlt durch den Ukraine-Krieg Rapsöl, Sonnenblumenöl und Sojaöl, gleichzeitig steigen die Preise. Diese Nährstoffe müssen schnellstmöglich dem dringendsten Zweck zur Verfügung gestellt werden – und zwar der Ernährung von Menschen.“ Der in Deutschland angebaute Raps könnte sofort als Lebensmittel verwendet werden.

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„Die Biokraftstoffe bringen auch nichts für den Klimaschutz“, sagte der Agrarexperte von Greenpeace. „Ernsthafte Berechnungen zeigen, dass Biosprit aufgrund des großen Flächenverbrauchs unterm Strich sogar klimaschädlicher ist als fossiles Öl. Ein Tempolimit ist da viel sinnvoller.“ Die Umweltminister der Bundesländer hatten sich auch für ein Tempolimit auf Autobahnen ausgesprochen. Eine Zahl wurde nicht genannt, favorisiert wurde Tempo 130.

Dieser Artikel ist zuerst auf abendblatt.de erschienen