Jork. Der eigene Apfelbaum, der nicht viel Arbeit macht, wird nur von wenigen Landwirten angeboten. Was Baumpaten wissen müssen.
Die Apfelblüte im Alten Land zieht in diesen Tagen viele Besucher an. Darunter sind einige Tausend, die auf Obsthöfen zielgerichtet nach ihrem Baum suchen. Manche zählen sogar die Blüten, um den künftigen Ertrag abzuschätzen, hat Obstbauer Axel Schuback beobachtet. Die Besucher, die meist am Wochenende durch die Baumreihen von Schubacks Hof streifen, sind Baumpaten. Davon gibt es im Alten Land inzwischen einige Tausend, obwohl nur wenige Landwirte Apfelbaumpatenschaften vergeben. Ideal für Hamburger und sehr beliebt als Geschenk: Ein Baum der keine Arbeit macht, aber mindestens 20 Kilogramm Äpfel zur Erntezeit bringt.
„Von Besuchern des Hofes bekam ich nicht selten zu hören: So einen Apfelbaum hätten wir gerne, aber es fehlt der Platz“, sagt Obstbauer Axel Schuback aus Jork. „So bin ich auf die Idee mit den Baumpatenschaften gekommen.“ Anfangs noch etwas zögerlich, doch sein Bruder Jürgen Schuback, der sich um die Vermarktung der Patenschaften und Betreuung der Baumpaten kümmert, ermunterte ihn. 2004 konnten die ersten Baumpaten ihre Äpfel ernten. „Inzwischen wurde die Idee von einigen anderen Obstbauern kopiert, so schlecht ist sie also nicht gewesen“, sagt Axel Schuback. „Wir waren die ersten, die das in Deutschland umgesetzt haben.“
Altes Land: Nur wenige Obstbauern bieten Baumpatenschaften an
Auch auf dem Herzapfelhof in Jork gibt es inzwischen Baumpaten. Die Spezialität des Biohofes sind eigentlich Äpfel, die mittels eines Lasers mit einem Logo oder mit einer Aufschrift versehen werden können. Dadurch hat der Hof auch viele Geschäftskunden. „Einer von ihnen hat mich auf die Idee mit den Baumpatenschaften gebracht“, sagt Obstbauer Hein Lühs, der zusammen mit seiner Frau den Herzapfelhof führt. „Vor allem die Corona-Pandemie hat uns einen großen Zustrom an Baumpaten gebracht“, sagt Tochter Meike Lühs. „So konnten wir die Baumpatenschaften auf 2500 verdoppeln.“ Sonst werden vielleicht eher Konzerttickets verschenkt, aber bei diesen Veranstaltungen war nicht klar, ob sie auch stattfinden, mutmaßt sie über die plötzliche Nachfrage.
Nur wenige Obstbauern im Alten Land bieten Baumpatenschaften an. Neben Schuback und Lühs gibt es solche Angebote auch von den Obsthöfen Bey und Köpke. „Die Anbieter kann man wahrscheinlich an den Fingern abzählen“, sagt Hein Lühs. Er vermutet, dass vielen der Aufwand zu groß ist und sie gesetzliche Bestimmungen fürchten, wenn den Paten auf dem Betriebsgelände, wozu auch die Apfelplantagen zählen, etwas passiert. Es dürfte auch vielen Obstbauern nicht gefallen, wenn die Paten durch die Baumreihen streifen, selbst pflücken und dabei möglicherweise Schäden an den Bäumen anrichten.
Meist kommen die Baumpaten selbst zum Apfelpflücken
Doch Hein Lühs hat Erfahrungen mit auch großen Besuchergruppen. Sein Hofcafé ist extra dafür ausgelegt. „Mein Sohn Rolf kümmert sich um den Obstanbau, ich kann mich ganz auf Hofführungen konzentrieren“, sagt Hein Lühs. Unabhängig von den Patenschaften ist auch das Selbstpflücken zur Apfelernte gefragt. „Wir haben den Vorteil, dass wir in Hofnähe so viele Sorten stehen haben und dazu noch Bio-Früchte.“ Auf insgesamt 40 Hektar baut er Obst an, vorwiegend Äpfel. Für die Baumpatenschaften stehen eigentlich 18 Apfelsorten zur Auswahl, vom säuerlich herben Boskop bis zum süß-säuerlichen Santana, der auch für Allergiker geeignet ist. Manche Sorten wie Jamba sind aber aktuell vergriffen. „Es dauert drei Jahre bis man einen Apfelbaum als Patenbaum vergeben kann“, sagt Hein Lühs.
Das Konzept der Baumpatenschaft ist bei allen Anbietern ähnlich. Für 44 Euro (Köpke) bis 55 Euro (Schuback) im Jahr gibt es eine Baumpatenschaft, die sich in der Regel auch nicht selbst verlängert. Wer verlängern möchte, bekommt das zweite Jahr etwas günstiger. Dafür wird eine Erntemenge von mindestens 20 Kilogramm im konventionellen Anbau garantiert, beim Herzapfelhof sind es wegen des Bio-Anbaus nur zehn Kilogramm. Fällt die Ernte geringer aus, wird die Menge von anderen Bäumen aufgestockt. Meist kommen die Baumpaten selbst zum Pflücken, aber Pflicht ist das nicht.
Manche Baumpaten kommen schon mehr als ein Jahrzehnt
Die Äpfel können auch nur abgeholt werden, wenn man die Ernte verpasst. Der Herzapfelhof schickt die Früchte auch per Post. Die Bäume werden namentlich gekennzeichnet und über die Patenschaft gibt es eine Urkunde. „Wir informieren die Baumpaten regelmäßig per Mail darüber, was rund um den Baum passiert, etwa zum Baumschnitt oder ob die Frostschutzberegnung zum Schutz der Blüten angestellt werden muss“, sagt Jürgen Schuback. „Auch per Webcam lässt sich ein Blick auf die Apfelbäume werfen.“ Ähnlich verfahren die anderen Höfe.
Die Konzepte sind ähnlich, doch die Baumpaten unterschiedlich. Der Herzapfelhof gewinnt jedes Jahr viele neue Baumpaten. „Nur etwa 20 Prozent verlängern ihre Patenschaft“, sagt Meike Lühs. Ganz anders sieht es auf dem Obsthof Schuback aus. „Wir haben sehr treue Baumpaten, manche kommen schon mehr als ein Jahrzehnt. Drei Viertel der Baumpaten sind Wiederholungstäter“, sagt Axel Schuback.
- Bio-Hofgemeinschaft steigt ins Seminargeschäft ein
- Jurist tauscht Job und Villa in Hamburg gegen Demeter-Hof
- Im Alten Land wachsen jetzt auch Aprikosen
Apfelbaum: Wer jetzt nach der Blüte schauen will, muss sich beeilen
„Die Baumpaten entwickeln ein Verhältnis zu ihrem Baum, erleben die Schwankungen der Natur und gewinnen ein Verständnis dafür“, ergänzt Schuback. „Wir tun zwar mit Schnitt, Pflege und Bewässerung alles, um den Ertrag zu steigern, aber natürlich kann es sein, dass die Blüten Frost bekommen oder schlecht befruchtet werden und die Erntemenge geringer ausfällt. Aber mit der garantierten Menge ist die Fallhöhe begrenzt.“ Für manche ist ein Ausflug in die Natur durch eine Baumpatenschaft auch aus ganz anderen Gründen angeraten. „Wir hatten schon Kunden, die zur Blütezeit ernten wollten“, sagt Meike Lühs.
Wer jetzt nach der Blüte schauen will, muss sich beeilen. Spätestens Anfang nächster Woche wird sie vorbei sein. Die Voraussetzungen für eine gute Ernte sind vorhanden. „Bisher haben wir in diesem Frühjahr nur vier Mal die Frostschutzberegnung eingeschaltet“, sagt Axel Schuback. „Das Wetter für die Blüte war gut und lässt auf eine ordentliche Ernte hoffen.“
Baumpaten, die die Blüten an ihrem Baum zählen, sollten wissen: Vier Prozent der Blüten reichen für eine gute Ernte aus. Der Rest wird nicht bestäubt und fällt bei Regen oder Wind ab. Im Juni kommt es dann noch zu einem Fruchtfall. Das ist eine natürliche Auslese. Die Obstbäume werfen dabei alle Früchte ab, die im Frühling nicht genug befruchtet wurden.