Hamburg. Die monatliche Kreditrate der Hamburger legt seit Jahresanfang um die Hälfte zu. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Der Zinsanstieg beim Baugeld erfolgt schneller als von vielen Experten zunächst erwartet. Erstmals seit elf Jahren steht jetzt bei einer zehnjährigen Zinsbindung wieder eine Drei vor dem Komma – das verteuert die Finanzierung von Immobilien enorm. Zinsen zwischen drei und vier Prozent gab es zuletzt im Jahr 2011. Seit 2012 sanken die Baugeldzinsen unter leichten Schwankungen und erreichten im März 2020 mit 0,62 Prozent ihren Tiefpunkt.
Immobilien Hamburg: Steiler Zinsanstieg beim Baugeld
Seit Jahresanfang 2022 gibt es einen steilen Anstieg der Zinsen, der die Immobilienfinanzierung deutlich verteuert, wie eine Studie des Immobilienportals Immowelt zeigt. „Nachdem die Zinsen für zehnjährige Baudarlehen bereits im März die Zwei-Prozent-Marke erreicht hatten, sind sie im April auf 3,05 Prozent geklettert. Im Januar wurden die gleichen Baukredite noch zu einem Zinssatz von 1,38 Prozent angeboten“, heißt es in der Untersuchung. „Eine solche Geschwindigkeit bei Zinserhöhungen hat es seit dem Jahr 1980 nicht mehr gegeben“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.
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Für Hamburger ergeben sich daraus aktuell Mehrbelastungen von 710 Euro monatlich im Vergleich zu einem Kreditabschluss zu Beginn des Jahres. Die monatliche Rate aus Zins und Tilgung beträgt jetzt 2150 Euro, im Januar hätte sie noch bei 1440 Euro gelegen. Damit steigt die monatliche Belastung um rund 50 Prozent.
Hauptursache der Zinswende bleibt die Inflation
„Eine Hauptursache der Zinswende bleibt die Inflation, die unter anderem durch corona- und kriegsbedingte Produktions- und Lieferengpässe sowie Rohstoffknappheit angeheizt wird“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen. Das Ende extrem günstiger Immobilienkredite sei besiegelt.
Unterstellt wurde für die Hamburger Modellrechnung der Kauf einer 80 Quadratmeter großen Eigentumswohnung aus dem Bestand für einen Angebotspreis von 537.000 Euro, die zu 95 Prozent finanziert wird. Die anfängliche Tilgung beträgt zwei Prozent und der Zinssatz für eine zehnjährige Zinsbindung liegt bei 3,05 Prozent. Immowelt bezieht sich bei den Zinskonditionen auf Daten von Interhyp.
Zinsen von mehr als drei Prozent müssen vor allem Immobilienkäufer zahlen, die nur wenig Eigenkapital mitbringen, wie in diesem Modellfall. Wer über mehr Eigenkapital verfügt, kann noch auf niedrigere Zinsen unterhalb von drei Prozent hoffen. Nach Berechnungen von Interhyp liegt der Durchschnittswert bei einer zehnjährigen Zinsbindung aktuell bundesweit bei 2,60 Prozent.
Ein Ende des Anstiegs bei den Baugeldzinsen ist nicht in Sicht
Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Zinserhöhung voraussichtlich noch bis zum Sommer abwartet, reagieren die Baugeldzinsen schon seit Längerem auf die gestiegene Inflation. „Hypothekendarlehen sind von der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank unabhängig. Sie werden langfristig über Pfandbriefe refinanziert“, sagt Herbst.
„Deren Zinsen orientieren sich an der Renditeentwicklung der zehnjährigen Bundesanleihe. Und die zieht in Zeiten hoher Inflationsraten deutlich an.“ Im April lag die Inflationsrate in Deutschland bei 7,3 Prozent. Ein Ende des Anstiegs bei den Baugeldzinsen ist nicht in Sicht. Experte Herbst prognostiziert: „Zinssätze von vier Prozent in diesem Jahr sind keine Schwarzmalerei, sondern sehr realistisch.“