Hamburg. Immer mehr Häuser ab einer Million Euro verkauft. Quadratmeterpreis hat Rekordniveau – so könnte es auf dem Markt weitergehen.

Die Nachfrage nach Premiumimmobilien in Hamburg ist auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Eine Villa in Blankenese erzielte mit rund 27,5 Millionen Euro den höchsten Verkaufspreis. Zudem wurden 30 Ein- und Zweifamilienhäuser für mehr als 5,5 Millionen Euro verkauft – im Vorjahr waren es zehn. Der teuerste Quadratmeterpreis für eine Wohnung wurde in der HafenCity mit 34.280 Euro erzielt. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um ein Objekt im Konzerthaus Elbphilharmonie.

Diese Daten gehen hervor aus einer Analyse des Immobilienmaklers Dahler & Company, die auf den Zahlen des Gutachterausschusses für Grundstückswerte der Stadt Hamburg aus 2021 basieren, von dem jeder Verkauf dokumentiert wird. Es wurden in der Studie nur Eigentumswohnungen ab einem Kaufpreis von 10.000 Euro pro Quadratmeter und Ein- und Zweifamilienhäuser mit einem Kaufpreis ab einer Million Euro berücksichtigt.

Im Fokus standen die Bereiche Alster-Ost, Alster-West/Eppendorf, Alstertal/Walddörfer, Eimsbüttel/Altona/St. Pauli, Elbvororte, HafenCity und Rahlstedt.

Immoblien Hamburg: Umsatz im Luxus-Segment bei 773,5 Millionen Euro

Demnach wurden in diesen Segmenten 996 Immobilien verkauft und somit ein Gesamtumsatz von 1,84 Milliarden Euro erzielt und damit 46 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wechselten 533 Eigentumswohnungen den Besitzer. Das ist ein Plus von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, 2020 wurden 322 Verkäufe verzeichnet. Der Gesamtumsatz lag bei rund 773,5 Millionen Euro. Das war ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem der Umsatz bei rund 516,3 Millionen Euro lag.

Björn Dahler und Annika Zarenko stehen im The-Crown-Rohbau.
Björn Dahler und Annika Zarenko stehen im The-Crown-Rohbau. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Während im Jahr 2020 laut der Studie 18 Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von mehr als 18.000 Euro veräußert wurden, waren es im vergangenen Jahr 32. Insgesamt wurden 158 Eigentumswohnungen verkauft mit einem Quadratmeterpreis zwischen 12.000 Euro und 15.999 Euro, im Jahr 2020 waren es 104 Objekte.

Immobilien Hamburg: Penthouse in der HafenCity für elf Millionen Euro

Bereits im ersten Halbjahr vergangenen Jahres wurde im Luxushochhaus The Crown am Strandkai in der HafenCity, die ersten Bewohner sollen dort im Sommer 2023 einziehen, ein Penthouse für rund elf Millionen Euro verkauft (wir berichteten) und nimmt damit die Spitzenposition bei den Wohnungen ein. Das Abendblatt traf Björn Dahler, Geschäftsführer von Dahler & Company, zum Fototermin in dem Rohbau von Hamburgs aktuell teuerster Wohnung, die sich auf rund 430 Quadratmetern in der 15. und 16. Etage erstreckt, inklusive vier Terrassen.

Von dort reicht der Blick weit über die Elbe und die Stadt. Wer der Käufer ist, darüber wird natürlich nicht gesprochen. Dahler, der mit seiner DC Developments gemeinsam mit Aug. Prien Immobilien auch The Crown entwickelt, sagt „bei Preisen von mehr als zehn Millionen Euro gibt es nur noch wenige Interessenten.“

Vorwurf der Immobilienspekulation in Hamburg

Im 60 Meter hohen The Crown sind inzwischen 73 der 75 Eigentumswohnungen verkauft – und das bei durchschnittlichen Preisen von 17.700 Euro pro Quadratmeter. Die kleineren Wohnungen seien vor allem an Kapitalanleger verkauft worden, die größeren Wohnungen, die dann mehr als eine Million Euro kosten, würden meist für die eigene Nutzung gekauft, sagte Dahler.

Unterdessen kritisiert Rolf Bosse, Geschäftsführer vom Mieterverein zu Hamburg: „Wenn wir es bei den Käufer/-innen im Premiumsegment nicht mit Menschen zu tun haben, die selbst nutzen wollen und bereit und in der Lage sind, für ihre Traumwohnung solche Preise zu zahlen, so müssen wir von Immobilienspekulation ausgehen. Denn solche Kaufpreise zeigen, dass sich Menschen entscheiden, ihr Vermögen in Immobilien anzulegen, in der Hoffnung, dass sich durch die Wertsteigerungen bessere Renditen ergeben als am sonstigen Kapitalmarkt.“

Geld spielt offensichtlich keine Rolle. „Die Werte für 2021, vor allem im Topsegment, spiegeln die Dynamik des vergangenen Jahres wider. Spitzenimmobilien in Eins-a-Lagen und mit exklusiver Ausstattung, die mehrere Millionen Euro kosten, treffen auf hohes Interesse. Das hat in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugenommen“, sagte Dahler. Es gibt gleich mehrere Faktoren, die dafür sorgen. „Da ist zum einen das niedrige Zinsniveau, außerdem ist die Immobilie eine sichere Geldanlage mit Wertsteigerung. Dazu kommt die Erbengeneration, die über die finanziellen Mittel verfügt, auch im hochpreisigen Segment Eigentum zu erwerben“, sagte Dahler.

Und Annika Zarenko, Mitglied der Geschäftsführung von Dahler & Company, ergänzte. „Wir sehen aktuell, dass die Nachfrage aufgrund mangelnder Verfügbarkeiten vor allem nach Neubauimmobilien groß ist und diese weiterhin weit vor Fertigstellung erworben werden.“ So waren zum Beispiel rund 57 Prozent der veräußerten Eigentumswohnungen Immobilien mit einem Baujahr von 2020 und jünger oder befinden sich aktuell noch in Fertigstellung.

Immobilien Hamburg: 200 Häuser in den Elbvororten verkauft

In Hamburg wechselten im vergangenen Jahr 463 Ein- und Zweifamilienhäuser mit einem Kaufpreis von mehr als einer Million Euro den Eigentümer. Das waren 81 Objekte mehr als im Jahr 2020. Der Gesamtumsatz lag 2021 bei 1,07 Milliarden Euro und war damit rund 44 Prozent höher als im Vorjahr. Die Elbvororte konnten dabei mit 471,8 Mio. Euro und 200 Verkäufen den höchsten Umsatz erzielen. Immerhin 55 der verkauften Ein- und Zweifamilienhäuser erzielten einen Verkaufspreis von mehr als vier Millionen Euro. Darunter waren 18 Immobilien, für die die Käufer mehr als sieben Millionen Euro bezahlten.

Und wie geht es auf dem Immobilienmarkt weiter? Branchenexperte Dahler sagte: „Die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen könnten dafür sorgen, dass sich die Preissteigerung nicht mehr in dem bisherigen Maße fortsetzen wird, sondern es zu einer Abflachung des Anstieges kommen wird, wenngleich diese im Luxussegment kaum spürbar sein dürfte.“