Hamburg. Rolf Habben Jansen, mit Spannung erwarteter Redner im Hafen-Klub: Es ging um den Hafen, die Konkurrenz und unvorhersehbare Ereignisse.
Sein Auftritt war mit Spannung erwartet worden. Für Montagabend hatte sich der Vorstandschef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, für eine Rede im ehrwürdigen Hafen-Klub angemeldet. Dieser war mit rund 150 Gästen vornehmlich aus der maritimen Wirtschaft bis auf den letzten Platz besetzt. Denn kaum ein Manager einer Hamburger Firma steht derzeit so im Blickpunkt des Interesses: Hapag-Lloyd hat im vergangenen Jahr unterm Strich 9,1 Milliarden Euro verdient, nach 935 Millionen Euro im Vorjahr – und das vor allem wegen stark gestiegener Transportpreise.
Hapag-Lloyd-CEO Habben Jansen über Frachtraten: "außergewöhnliche Entwicklung"
In einer analytischen Aufarbeitung der vergangenen zwei Jahre, von den Anfängen der Pandemie, in der Hapag-Lloyd täglich sieben Millionen Dollar Umsatz verlor, über den Umbruch im Sommer 2020, als die Nachfrage nach Gütern „mit unvorstellbarer Wucht“ zurückkam, bis hin zu den heute noch immer massiv gestörten Transportketten erklärte er, wie es zu den Ratenerhöhungen kommen konnte: „Es war eine außergewöhnliche Entwicklung, die niemand, aber wirklich niemand vorhersehen konnte“, sagte er.
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Zugleich kritisierte er das Verhalten von Kunden, denen er in vielen Gesprächen zum Ende des Jahres 2020 geraten hatte, sich neue Verträge und damit Platz auf den Schiffen zu sichern: „Aber viele wollten das nicht hören, weil sie davon ausgingen, dass sich die Raten schnell wieder erholen werden.“ Habben Jansen räumte aber ein, dass die derzeitig hohen Transportpreise schädlich seien. „Es tut der Branche nicht gut, wenn die Frachtraten dauerhaft so stark erhöht sind.“
Hafen Hamburg: Lob vom Hapag-Lloyd-Chef – und ein Ratschlag
Dass sie jemals wieder auf ein Niveau vor 2019 sinken werden, glaubt der Reederei-Chef nicht, hatte seinen Zuhörern dennoch Tröstliches zu berichten: „Wir merken derzeit schon, dass die Nachfrage nicht mehr so hoch ist wie noch vor sechs oder neun Monaten.“ Deshalb rechnet er mit einer sehr viel schnelleren Besserung der durcheinander gewirbelten Logistikketten als viele seiner Kollegen: „…weil wir mit der Situation alle effizienter umgehen können als noch vor zwei Jahren.“ Schon zum Sommer dieses Jahres erwartet er Erleichterungen und dann werde auch das enorme Wachstum der Frachtraten zurückgehen. „Es wird so passieren, wie es gekommen ist: nämlich, wenn es niemand erwartet.“
Kritsch setzte sich Habben Jansen mit der Strategie anderer Reedereien auseinander, die zunehmend Speditionen erwerben, um deren Geschäft zu übernehmen: „Das werden wir nicht tun. Mir erschließt sich die Logik nicht. Das Speditionswesen ist ein völlig anderes Geschäft als unseres.“
Zum Schluss hatte er noch Lob für den Hamburger Hafen übrig, aber auch einen guten Ratschlag: „Der Hamburger Hafen ist eigentlich gut aufgestellt. Nur muss sich Hamburg so auf das Geschäft mit Fernost fokussieren? Ich glaube es wäre lohnenswert für Hamburg, andere Fahrtgebiete wie Afrika und Südamerika stärker in den Fokus zu nehmen.“