Hamburg. Frachtraten der Reederei steigen um 80 Prozent. Hafenbetriebe befürchten massive Streiks, wie es sie zuletzt 1978 gegeben hat.

Nach dem außerordent­lichen Rekordgewinn von knapp 9,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr schickt sich Hapag-Lloyd an, in diesem Jahr noch mehr Geld zu verdienen als erwartet. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung hat die Hamburger Reederei im ersten Quartal 2022 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4,8 Milliarden Dollar eingefahren, das sind umgerechnet 4,5 Milliarden Euro. Auf Basis des aktuellen Geschäftsverlaufs dürfte auch das zweite Quartal über den bisherigen Erwartungen liegen, teilte die Reederei mit.

Aufgrund dieser Entwicklung hat der Vorstand seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr angehoben. Ging er bisher von einem Ebit von zehn bis zwölf Milliarden Euro aus, soll es nun zwischen 11,7 und 13,6 Milliarden Euro betragen. Dabei sei die Transportmenge im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum gleich geblieben, sagte die Reederei. Allerdings sei die durchschnittliche Frachtrate, also der Transportpreis, im gleichen Zeitraum um 80 Prozent gestiegen. Zahlen müssen das am Ende die Kunden, deren Waren damit noch teurer werden.

Hamburger Reederei: Betriebe befürchten Streiks

Unterdessen richten sich die deutschen Seehafenbetriebe auf harte Tarifverhandlungen mit der Arbeitnehmer­seite ein, sogar flächendeckende Streiks werden befürchtet. Die hatte es zuletzt 1978 gegeben. Hintergrund ist, dass die Terminals wegen des hohen Wettbewerbsdrucks und der Automatisierung und Digitalisierung des Umschlaggeschäfts eigentlich ihre Arbeitskosten reduzieren müssten.

Zugleich wird erwartet, dass die Arbeitnehmervertreter in der ersten Verhandlungsrunde am Dienstag kommender Woche eine Lohnforderung zwischen zwölf und 14 Prozent aufstellen. Das Ergebnis der Gespräche der Tarifkommission lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Hamburger Reederei: Friedenspflicht endet im Mai

Eine so extreme Forderung werde die HHLA nicht mittragen können, hieß es aus Unternehmenskreisen. Am 31. Mai ende die Friedenspflicht und es gebe starke Anzeichen dafür, dass die Gewerkschaft Ver.di sich auf einen Arbeitskampf einstelle. Hafenarbeiter gehören im gewerblichen Zweig zu Spitzenverdienern mit durchschnittlichen Jahresgehältern von mehr als 90.000 Euro.