Hamburg. Wärme aus fossilen Brennstoffen wird in Hamburg zum Auslaufmodell. Was Sie über Wärmepumpe und Holzpellets wissen sollten.

  • Gasheizungen werden immer teurer, zudem ist der fossile Brennstoff klimaschädlich.
  • Welche alternativen Heizsysteme gibt es und wie hoch sind deren Kosten?
  • Deutschland will unabhängiger von Erdgaslieferant Russland werden.

Wer jetzt seine Heizung erneuern muss, steht vor großen Herausforderungen. Auf jeden Fall muss er viel Zeit und Geld für den Austausch einplanen. Handwerker sind auf Monate ausgelastet, auch das treibt die Preise hoch. In Deutschland werden bei Erneuerung bislang am häufigsten Gasheizungen eingebaut.

Doch der fossile Brennstoff ist klimaschädlich und extrem teuer geworden. Zudem will sich Deutschland schnell unabhängig machen vom größten Erdgaslieferanten Russland. Ist der Einbau einer Gasheizung überhaupt noch sinnvoll? Welche Vorgaben gelten in Hamburg? Welche alternativen Heizsysteme gibt es und wie hoch sind deren Kosten? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie hoch sind die laufenden Kosten nach dem Energiepreisschock?

Im Vergleich zu Öl- und Holzpelletheizung sowie einer Umluft-Wärmepumpe ist der Betrieb einer Gasheizung derzeit die teuerste Lösung. In einem schlecht gedämmten 180 Quadratmeter großen Haus kosten Raumheizung und Warmwasserversorgung mit Erdgas aktuell etwa 4520 Euro im Jahr (siehe Grafik). Wird Heizöl eingesetzt, sind es 3900 Euro. Deutlich günstiger sind Umluft-Wärmepumpe (3183 Euro) und Pelletheizung mit Jahreskosten von 2500 Euro.

An dieser Reihenfolge wird sich voraussichtlich auf lange Sicht nichts ändern. Unterstellt man einen Preisanstieg bei allen Energieträgern von 20 Prozent bis 2030 und nimmt einen CO2-Preis von 100 Euro je Tonne an, werden dann laut Beispielrechnung (siehe Grafik) für die Gasheizung rund 5800 Euro im Jahr fällig, für die Ölheizung etwa 5200 Euro. Da für Pellets (3000 Euro) und Wärmepumpenstrom (3183 Euro) keine CO2-Abgabe fällig wird, sind diese Energieträger dann bis zu 48 Prozent günstiger. Ein Kostenanstieg um 20 Prozent binnen acht Jahren ist eine sehr konservative Schätzung.

Wie wird der Gaspreis sich voraussichtlich entwickeln?

Eine Entspannung ist sehr unwahrscheinlich. Deutschland will sich komplett vom Import von russischem Erdgas verabschieden und es durch Flüssiggas (LNG) aus anderen Ländern ersetzen. Der Preis von LNG-Gas beruht zwar auf dem von Erdgas, ist aber höher, „weil das Erdgas erst verflüssigt, transportiert und dann wieder regasifiziert werden muss“, sagt Marina Eurich vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).

Der Preisaufschlag gegenüber russischem Erdgas hänge vom Transportweg und den Kapazitäten der Umwandlungsanlagen ab. „Zudem fragen viele Länder, die derzeit Gas aus Russland beziehen, LNG nach. Kurzfristig wird daher der LNG-Preis eher ansteigen. Sobald LNG-Kapazitäten in Deutschland geschaffen werden und LNG eine größere Rolle spielt, wird dies tendenziell einen etwas höheren Gaspreis für den Endverbraucher implizieren“, sagt die Rohstoffexpertin.

Welche Preisentwicklung ist bei den anderen Energieträgern zu erwarten?

Angesichts der Sanktionen gegen Russland, das zu den größten Ölförderstaaten der Welt zählt, wird der Ölpreis hoch bleiben. Experten sehen die untere Spanne bei 80 Dollar je Barrel (159 Liter). Aktuell liegt der Preis noch bei mehr als 100 Dollar. Wärmepumpenstrom war in der Vergangenheit günstiger, hat aber jetzt das Preisniveau von Haushaltsstrom von mehr als 30 Cent je Kilowattstunde erreicht. Gelingt die Energiewende kurzfristig oder durch staatliche Subventionen, könnte der Preis fallen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat das Ziel ausgegeben, die Zahl der in Deutschland installierten Wärmepumpen bis 2030 auf sechs Millionen zu erhöhen. Bisher sind 1,1 Millionen Wärmepumpen installiert.

Holzpellets sind derzeit deutlich günstiger als Öl und Gas. Doch das dürfte sich ändern, sobald auch die Industrie im großen Stil fossile Energie durch Biomasse ersetzen muss, sagte der Heizungsexperte Georg Thomassen von der Agora Energiewende im Deutschlandfunk. Fünf Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland werden derzeit mit Holz befeuert. Dieser Anteil kann sich verdoppeln. Für mehr als zehn Prozent Pelletheizungen reicht das Abfall- und Restholz in Deutschland nicht, so Thomassen. Holzreste können aber aus anderen Ländern importiert werden.

Ist die Wärmepumpe die beste Lösung?

Im Neubau ist das gegenwärtig die Standardheizung. Die Wärmepumpe entzieht der Luft oder dem Erdreich Wärme und verdichtet diese unter dem Einsatz von Strom, sodass sie Häuser beheizen und mit Warmwasser versorgen kann. Langfristig sieht es so aus, als wäre die Wärmepumpe das Heizsystem der Zukunft. Aktuell sind aber allein schon die Kapazitäten für Planung und Einbau solcher Anlagen begrenzt.

Der Bundesverband Wärmepumpe spricht von Wartezeiten von bis zu zwei Jahren, denn der Branche fehlen 60.000 Monteure. Nur 15 bis 20 Prozent der Handwerksbetriebe haben bisher Erfahrungen mit Wärmepumpen gesammelt, so der Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima. Der Einsatz im Altbau erfordert eine fachgerechte, individuelle Planung und wahrscheinlich zusätzliche Maßnahmen bei Dämmung, den Einbau einer Fußbodenheizung oder die Vergrößerung der Heizflächen.

Warum ist der Aufwand bei einer Wärmepumpenheizung so hoch?

„Die Wärmepumpe arbeitet am besten mit niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 35–45 Grad“, sagt der Hamburger Energieberater Lars Beckmannshagen. Das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in Rohre und Heizkörper strömt. „Dafür sind große Heizkörperflächen, Wandheizungen oder am besten eine Fußbodenheizung geeignet“, so der Experte. Wichtig bei einer Wärmepumpe ist eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl. Sie beschreibt die Effizienz. Eine Jahresarbeitszahl von drei bedeutet beispielsweise, dass aus einer Kilowattstunde (kWh) Strom drei kWh Umweltwärme gewonnen werden.

Ist der Einbau einer Gasheizung überhaupt noch sinnvoll?

„Ich würde jetzt bei einer Erneuerung keine Gasheizung mehr einbauen“, sagt der Energieberater Jan-Peter Peters, der ein Ingenieurbüro betreibt. Ein einfacher Austausch Neu gegen Alt ist in Hamburg ohnehin nicht mehr möglich. Seit 1. Juli 2021 muss in der Hansestadt nach einem Heizungstausch ein Mindestanteil von 15 Prozent des Wärmeenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. „Die Pflicht gilt für Gebäude, die vor dem 1. Januar 2009 errichtet wurden“, sagt eine Sprecherin der Umweltbehörde. Umgesetzt werden kann das durch eine Solarthermieanlage auf dem Dach, die die Warmwasserbereitung unterstützt oder zusätzlich auch die Heizung.

So lassen sich bis zu 20 Prozent des Gasverbrauchs einsparen. Alternativ kann eine energetische Sanierung am Gebäude umgesetzt werden oder es wird Erdgas mit einer Biomethan-Beimischung bezogen. Das verteuert aber die aktuelle Gasrechnung noch weiter: von 4520 Euro auf 5200 Euro jährlich. Schon ab 2024 drohen bundesweit noch schärfere Regelungen beim Heizungstausch. Neue Anlagen sollen dann mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Das kommt einem Gasheizungsverbot gleich, denn mit Unterstützung durch Solaranlagen ist das nicht zu erfüllen. Im Koalitionsvertrag war noch das Jahr 2025 vereinbart, aber Habeck hat das Ziel ein Jahr vorgezogen.

Ist der Einbau einer Ölheizung verboten?

Nein. Hamburg konnte sein geplantes Ölheizungsverbot nicht umsetzen. Aber die Ölheizung ist ein Auslaufmodell wie die Gasheizung. „Auch bei einem Ölkesseltausch greift jetzt in Hamburg schon die Pflicht, zu 15 Prozent erneuerbare Energien einzusetzen“, sagt eine Sprecherin der Umweltbehörde. Der Bund will diesen Anteil von 2024 an auch für die Ölheizung beim Heizungstausch auf 65 Prozent erhöhen.

Im Protokoll des Koalitionsausschusses vom 23. März heißt es: „Wir werden jetzt gesetzlich festschreiben, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.“ Bereits in Betrieb befindliche Ölheizungen sind nicht betroffen, müssen aber spätestens nach 30 Jahren ausgetauscht werden.

Gibt es eine Alternative zur Wärmepumpe?

„Die Alternative zur Wärmepumpe ist für ältere Bestandsobjekte die Pelletheizung, weil damit die höheren Vorlauftemperaturen problemlos erreicht werden können“, sagt Energieberater Beckmannshagen. Damit lässt sich der Anteil von 65 Prozent regenerativer Energie beim Heizen problemlos erfüllen. Aber es braucht einen Lagerraum für die Pellets. Man veranschlagt für eine Tonne Pellets 1,6 Kubikmeter an Raum.

Wie viel muss für eine neue Heizungsanlage investiert werden?

Die Kosten für eine Wärmepumpe im Einfamilienhaus liegen zwischen 30.000 und 45.000 Euro. Für eine Pelletheizung müssen rund 28.000 Euro kalkuliert werden. Die Anlagen werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) bei einem Anlagenaustausch mit bis zu 45 Prozent gefördert, mindestens aber mit 35 Prozent der förderfähigen Kosten. Solarthermieanlagen werden mit mindestens 35 Prozent bezuschusst. Je nach Größe muss hier mit Anschaffungskosten von 15.000 bis 20.000 Euro gerechnet werden. Eine neue Ölheizung kostet zwischen 8000 und 10.000 Euro. Für eine neue Gasbrennwertheizung müssen zwischen 7500 und 10.000 Euro kalkuliert werden. Eine Förderung für diese Anlagen gibt es nicht.