Hamburg. Ein Mund-Nasen-Schutz in Innenräumen ist bald nicht mehr verpflichtend. Doch einige Betriebe bleiben dabei, um sich weiter zu schützen.

Was in der Pandemie längst Gewohnheit geworden ist, fällt von Sonnabend an in Hamburg weg: die Maskenpflicht in Innenräumen. Von den einen lange herbeigesehnt, wächst bei anderen die Unsicherheit – auch angesichts einer am Mittwoch wieder deutlich gestiegenen Sieben-Tage-Inzidenz von 1307 – rund 100 mehr als am Dienstag.

Die gespaltene Stimmung ist auch in Hamburger Betrieben spürbar. Auf Grundlage ihres Hausrechts können Einzelhändler und Gastronomen selbst entscheiden, ob der Mund-Nasen-Schutz bei ihnen verpflichtend bleiben soll. Manche wollen das zumindest den Mitarbeitern vorschreiben – andere setzen auf Freiwilligkeit. Auch die Lehrenden in den Schulen müssen abwägen, ob sie weiter eine Maske tragen wollen.

Corona-Lockerungen: Maskenpflicht entfällt

Im Café Fabric in Winterhude wird Inhaberin Aliz Takacs Frieß ihre Kundinnen und Kunden vom 30. April an wieder ohne Maske empfangen. Von der Option, durch den Gebrauch des Hausrechts die Kunden dazu zu verpflichten, auch weiterhin eine Maske zu tragen, will sie keinen Gebrauch machen. „Wenn die Kunden keine Maske tragen, ist das okay. Wir haben die Tür die ganze Zeit geöffnet, und sie sitzen ja auch die meiste Zeit an ihrem Platz“, so Takacs Frieß.

Außerdem wolle sie keine Kunden durch die Aufforderung, auch weiterhin eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, verlieren. Auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchte sie nicht dazu verpflichten, ab dem Freedom Day weiterhin eine Maske zu tragen. Die Chefin appelliert aber, dies trotzdem zu tun: „Ich denke für uns als Angestellte macht das schon Sinn. Wir stehen hier den ganzen Tag und haben so viel Kontakt zu unterschiedlichen Menschen.“

Ohne Maske einkaufen: mehr Kunden in Einzelhandel

Durch das Wegfallen der Maskenpflicht erwartet City Managerin Brigitte Engler ab Sonnabend wieder deutlich mehr Kunden im Einzelhandel: „Die Besucherfrequenz wird sich sicherlich wieder um zehn Prozent erhöhen.“ Dass die Masken ab dem Wochenende ganz wegfallen, glaubt sie jedoch nicht – gerade unter den Mitarbeitenden. Sie weiß außerdem: „Einige Geschäfte möchten den Kunden empfehlen, weiterhin Masken zu tragen.“

Brigitte Engler, City Managerin: „Die Besucherfrequenz wird sich sicherlich wieder um zehn Prozent erhöhen.“
Brigitte Engler, City Managerin: „Die Besucherfrequenz wird sich sicherlich wieder um zehn Prozent erhöhen.“ © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Das bestätigt sich auch in einigen Eimsbüttler Boutiquen. Ramona Krämer, Inhaberin des Krämerladens in der Osterstraße, hat mit ihrem Team beschlossen, nicht auf die Masken zu verzichten. „Wir sind ein kleines Team, wenn sich bei uns jemand ansteckt, wird es schwierig“, so Krämer. Auch persönlich fühle sie sich damit wohler. Für die Besucher möchte die Ladenbesitzerin ein Schild mit einer Empfehlung an die Tür hängen. „Wir fänden es schön, wenn die Menschen ihre Maske aufbehielten.“

Maske tragen: Empfehlung statt Pflicht

Ähnlich sieht es im Eimsbüttler Einrichtungsladen Interiör aus: „Die Zahlen sind ja noch immer hoch, wir werden weiter Masken tragen“, sagt Inhaber Kai Zielke. Einen Zettel mit einer Maskenempfehlung wolle er ebenfalls an der Tür anbringen – trotzdem sei es natürlich allen Kunden freigestellt. „Wir hoffen, dass wieder mehr Menschen kommen, wenn die Normalität nun langsam wieder einkehrt.“

Andere wiederum machen direkt Gebrauch von der neuen Freiheit. So zum Beispiel Thomas Wegmann, Geschäftsführer des Herrenausstatters Ladage & Oelke am Alten Wall. Er sieht die Lockerung als einen großen Fortschritt an. „Wir werden keine Vorgaben und keine Empfehlungen machen“, sagt er. Wer eine Maske tragen möchte, könne das natürlich tun. „Ich finde es aber auch schön und wichtig, sich endlich wieder gegenseitig anlächeln zu können und das ganze Gesicht zu sehen.“

Maske oder nicht? Es liegt bei den Kunden

Auch beim Juwelier Mahlberg am Neuen Wall wird sich nach den neuen Regeln gerichtet. „Wir überlassen allen Kundinnen und Kunden selbst die Entscheidung“, sagt Geschäftsführer Thomas Schmidt-Jünemann. Im Zweifelsfall gelte aber das Prinzip der Höflichkeit: „Ich denke, wenn das Gegenüber eine Maske trägt, setzt man selbst auch eine auf.“ So könnten besonders vulnerable Personen geschützt werden.

Die Entscheidung, ob das Personal in den Restaurants und Bistros Küchenfreunde und Was wir wirklich lieben oder in der Bar Botanic District Maske trägt, will Johannes Schröder seinen Mitarbeitern überlassen. „Ich setze auf Selbstbestimmung“, sagt der Gastronom. Ebenso will es Peer Petersen in seinen Läden The Locks, Mellinghus, Balducci und Neumann’s halten.

Gastronomie kann Gäste wieder mit Lächeln begrüßen

„Ich gehe aber davon aus, dass das Personal sowohl in der Küche als auch im Service auf das Tragen einer Maske verzichten wird“, sagt er. Das stundenlange Arbeiten mit Mund-Nasen-Schutz sei doch sehr mühsam. Auch Sophia Behr vom Restaurant eisundsalzig geht davon aus, dass ihre Mitarbeiter in Zukunft die Maske weglassen. „Wir freuen uns, dass wir die Gäste künftig wieder mit einem sichtbaren Lächeln begrüßen können.“

Peer Petersen, Gastronom: „Ich gehe davon aus, dass das Personal sowohl in der Küche als auch im Service auf das Tragen einer Maske verzichten wird.“
Peer Petersen, Gastronom: „Ich gehe davon aus, dass das Personal sowohl in der Küche als auch im Service auf das Tragen einer Maske verzichten wird.“ © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Das Prinzip der Freiwilligkeit betont auch Niklaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident des Branchenverbands Dehoga in Hamburg. „Grundsätzlich werden wir keine Empfehlung aussprechen, weiterhin eine Maske zu tragen – weder an die Betriebe noch an die Gäste. Das muss jetzt jeder selber entscheiden.“ In seinem Betrieb, dem Hotel Baseler Hof, bestehe beispielsweise weiterhin eine Maskenpflicht in Aufzügen. „Zudem haben die Mitarbeiter die Vorgabe, Abstand zu halte, und die Tische in den Restaurants sind großzügig gestellt.“

Niklaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident Dehoga: „Für den weiteren Schutz ist es sicherlich empfehlenswert, in engen Räumen eine Maske zu tragen.“
Niklaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident Dehoga: „Für den weiteren Schutz ist es sicherlich empfehlenswert, in engen Räumen eine Maske zu tragen.“ © Michaela Kuhn | M.Kuhn

Ob Maske oder nicht: „die Pandemie ist noch nicht vorbei“

Auch am Empfang gebe es weiterhin Plexiglasscheiben. „Insgesamt ist eine große Erleichterung zu spüren, dass das Masketragen jetzt in die Eigenverantwortung der Gäste und Betriebe übergeht“, so Kaiser von Rosenburg. Er gehe jedoch nicht davon aus, dass viele Betriebe die Maskenpflicht aufrechterhalten, „aber die Pandemie ist noch nicht vorbei, und für den weiteren Schutz ist es sicherlich empfehlenswert, in engen Räumen eine Maske zu tragen“.

Auch Johannes Möller von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Hamburg sagt: „Eine Empfehlung als solches können wir nicht aussprechen, aus dem einfachen Grund, dass die Entscheidung, ob eine Maske getragen wird oder nicht, jetzt dem Arbeitgeber obliegt.“ Seiner Einschätzung nach wollen viele Arbeitgeber an der Maskenpflicht für Beschäftigte festhalten, jedoch an der für die Kunden „aus Angst vor dem Wegbleiben eben dieser“ eher nicht.

Corona-Lockerungen: Rückkehr zur Normalität

An den Schulen werde sich eine „Rückkehr zur Normalität gewünscht“, sagt Sven Quiring, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg. „Es gibt aber viel Verunsicherung, gerade weil die Zahlen in Hamburg wieder steigen.“ Die Beibehaltung einer anlasslosen Testpflicht sowie Lüften und Luftfiltereinsatz an den Schulen seien daher besonders notwendig. „Unseren Kolleginnen und Kollegen empfehlen wir, die Masken so weit es möglich und sinnvoll ist, freiwillig zu tragen.“