Hamburg. Zunächst überzeugt das Hamburger Start-up Closest Loop. Doch die Investorinnen stiegen wieder aus. Was das Gründerpaar sagt.

„Sensationell“, „brillante Idee“, „Wir machen das gemeinsam groß und die Welt ein bisschen besser“ – die Investoren in der „Höhle der Löwen“ waren hoch begeistert vom Hamburger Start-up The Closest Loop und seinem Spülschwamm aus Gurke. Star-Investor Ralf Dümmel, Beauty-Expertin Judith Williams, Gast-Löwin Sarna Röser und Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl lieferten sich einen harten Wettkampf darum, bei der jungen Firma aus Eimsbüttel einsteigen zu dürfen.

Am Ende hatten die Gründer Leonie Eißele und Niklas Heinzerling die Wahl: 100.000 Euro von Wöhrl und Röser für 20 Prozent der Anteile oder 150.000 Euro von Dümmel und Williams für 40 Prozent? Die Entscheidung fiel für das Löwinnen-Duo.

„Höhle der Löwen“: Gurkenschwamm überzeugt – aber Deal platzt

Der Gesichtsausdruck von Dümmel verriet Enttäuschung und wohl auch leichte Genervtheit darüber, dass ihm ein gutes Geschäft durch die Lappen gegangen war. So war es am Montagabend in der Investorenshow im TV-Sender Vox zu sehen.

Wenige Tage vor der Ausstrahlung sitzen Leonie Eißele und Niklas Heinzerling, die auch privat ein Paar sind, in ihrer Wohnung an der Osterstraße. Auf den Ansturm auf den Onlineshop ihrer jungen Firma, der schon während der Sendung unweigerlich einsetzen wird, sind sie gut vorbereitet. „Wir haben 25.000 Stück von Le Gurque vorproduzieren lassen“, sagen die beiden 31-Jährigen. Le Gurque, so heißt dieser sehr spezielle Abspülschwamm, der die Löwinnen und Löwen so in Euphorie versetzt hatte: Das Spezielle ist, dass der Schwamm nicht aus Kunststoffen besteht, die in der Restmülltonne landen, sondern aus dem kratzigen Inneren der Luffa-Gurke.

„Höhle der Löwen“: Klima retten beim Abwasch

Nachwachsender Rohstoff, lange haltbar, in der Maschine wasch- und auf dem Komposthaufen biologisch abbaubar, kein Einsatz von Pestiziden beim Anbau. Ein fast optimales Produkt für Menschen, die selbst beim Abspülen fettiger Teller und angesetzter Töpfe und beim Scheuern von Dusch- oder Badewanne auf Nachhaltigkeit setzen und dem Weltklima nicht schaden möchten.

Bislang allerdings nur ein fast optimales Produkt, denn die Luffa-Gurke wächst in tropischen Regionen. Im industriellen Maßstab angebaut wird sie vorwiegend in Asien. Beim Transport nach Europa entstehen klimaschädliche Abgase. Das haben die Gründer aus Eimsbüttel geändert. „Wir sind die einzigen, die Luffa-Gurken in Deutschland und in Europa anbauen lassen“, sagen Eißele und Heinzerling.

Doch trotz der großen Begeisterung der Investoren in der Sendung und deren Hoffnungen auf gute Geschäfte mit dem Gurken-Schwamm: Die Closest-Loop-Gründer sind weiter alleinige Teilhaber ihrer Firma. Der Deal, der in der Sendung zu sehen war, ist – wie so oft – nie vollzogen worden. Dagmar Wöhrl und Sarna Röser sind aus dem zugesagten Investment wieder ausgestiegen und haben sich an dem Hamburger Start-up doch nicht mit 100.000 Euro beteiligt.

Doch kein Deal in „Höhle der Löwen“ – die Gründe

Warum? „Es war eine gemeinsame und einvernehmliche Entscheidung. Alle Beteiligten haben sich in den Gesprächen nach der Aufzeichnung im Einverständnis doch gegen ein Investment entschieden“, so die Gründer und die Investorinnen in einem Statement. In ein Unternehmen zu investieren und ein Investment anzunehmen, sei eine wichtige Entscheidung, die in der Sendung innerhalb kürzester Zeit getroffen werde. Letztlich hatten beide Seiten wohl unterschiedliche Vorstellungen darüber, ob das Start-up organisch und eher langfristig wachsen oder auf einen schnellen wirtschaftlichen Erfolg setzen solle.

Sind die Gründer enttäuscht, gar ärgerlich darüber, das gemeinsame Angebot von Dümmel und Williams ausgeschlagen zu haben? „Nein“, sagen Leonie Eißele und Niklas Heinzerling. „Wir hatten unsere Wunschlöwinnen und sind mit der Entscheidung, wie wir sie getroffen haben nach wie vor zufrieden. Die gemeinsame Entscheidung mit Dagmar Wöhrl und Sarna Röser gegen ein Investment ist für uns weiterhin die richtige. Ein Investment hat zwar viele Vorteile, das Unternehmen alleine zu besitzen jedoch auch.“

Schwammgurken werden in Europa angebaut

Und auch ohne das Kapital der Löwinnen hat das Gründer-Duo sein Start-up seit der Aufzeichnung vor gut einem Jahr weiterentwickelt. Obwohl es zwischendurch auch eine böse Überraschung gab: Die Luffa-Gurken für die ersten Schwämme, von denen im Herbst 2020 einige tausend über eine Crowdfunding-Kampagne abgesetzt wurden, wuchsen im Gewächshaus eines Vertragslandwirts in Süddeutschland. Doch das wurde im Frühjahr 2021 bei einem Sturm zerstört. Die Jungunternehmer brauchten kurzfristig Ersatz: Der nächste Schwammgurken-Jahrgang reifte im vergangenen Jahr daher im Freiland heran. In Weinbergen in Deutschland allerdings klappte das nicht so wie erhofft. An den anderen Standorten in Albanien und Spanien dagegen schon.

Der Anbau in den beiden Ländern ist wegen der Transportwege dann zwar nicht ganz so konsequent nachhaltig, wie es sich die Gründer vorgestellt hatten, aber Leonie Eißele sagt: „Der Transport aus Spanien ist immer noch 90 Prozent weniger klimabelastend, als wenn wir die Gurken aus China holen würden.“ Und in diesem Jahr soll es wieder besser laufen. „Der Anbau ist gerade angelaufen“, sagt Niklas Heinzerling. „Ein Teil der Gurken wird wieder in Deutschland in einem Gewächshaus wachsen.“

"Höhle der Löwen": Wischlappen aus Bettwäsche

Le Gurque ist nicht mehr der einzige nachhaltige Haushaltshelfer von The Closest Loop. Inzwischen bietet das Unternehmen, dessen Name auf einen geschlossenen Stoffkreislauf verweist, auch einen nachhaltig hergestellten Wischlappen an. Es ist ein Upcycling-Produkt aus Biber-Stoff. Ein deutscher Altkleider-Verwerter sortiert brauchbare Kissen- und Bettbezüge aus aufgerauter Baumwolle aus, die werden in Deutschland zugeschnitten und gesäumt.

Zu kaufen sind sie derzeit allein im Onlineshop von Closest Loop. Zwei Luffa-Schwämme für 14,90 Euro, ein Wischlappen für 7,90 Euro, das günstigste Set mit beiden Produkten kostet 22,90 Euro. Der neue Altpapier-Sammelsack (aus Altpapier) namens Pappe Lapapp ist für 12,90 Euro zu haben.

„Wir sind auf dem aufsteigenden Ast“, beschreibt Heinzerling die aktuelle Lage der jungen Firma. Sämtliche Einnahme fließen derzeit in sie zurück. Ihr Leben finanzieren die studierte Nachhaltigkeitsmanagerin und der Freiberufler im Bereich Animationsfilm mit Teilzeitjobs und anderen Projekten.

Demnächst soll es eine weitere Teilhaberin geben, die in das operative Geschäft einsteigt und dafür im Gegenzug Firmenanteile erhält. Und auch der Schritt in den Handel ist zumindest in Vorbereitung. „Wir sind in Kontakt mit einer Reihe von Unverpackt-Läden. Die sind interessiert, unsere Produkte ins Sortiment zu nehmen“, sagt Leonie Eißele.

Einen der Löwen hatten sie und Niklas Heinzerling bei der Aufzeichnung jedoch überhaupt nicht überzeugen können. Carsten Maschmeyer wollte mit den Eimsbüttlern nicht ins Geschäft kommen und mäkelte am Namen Le Gurque herum. Der, so der fünfte Löwe in der Runde, erkläre ja nun überhaupt gar nicht, was das für ein Produkt sei. Es dürfe ja auch ein bisschen absurd sein, hielten die Gründer selbstbewusst dagegen. Beim nächsten Produkt machten sie es aber anders. Ihr Wischtuch aus Bettwäsche heißt schlicht: Der Lappen.