Hamburg/Helgoland. Zehn Frachter warten teils seit Wochen auf Liegeplatz in Hamburg. Nun greift der Hafenkonzern zu einem ungewöhnlichen Mittel.

Weltweit sind die Lieferketten durch die Corona-Pandemie gestört, Schiffe kommen seit Monaten stark verspätet. Das hat auch im Hamburger Hafen zu Problemen geführt. Infolge der durcheinandergewirbelten Fahrpläne stauen sich die Container auf den Terminals. Doch in den vergangenen zwei Wochen hat sich die Situation aufgrund hafeninterner Probleme zugespitzt.Eine ganze Reihe von Schiffen müssen derzeit vor Helgoland warten, bis ein Platz in ihrem Zielhafen frei wird.

Aktuell würden zehn Schiffe in der deutschen Bucht warten, die nach Hamburg wollen, sagt der Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG, Hans-Jörg Heims. „Das kann von ein paar Tagen bis zu einigen Wochen dauern.“ Trotz aller Bemühungen und einem Großeinsatz von Personal und Technik komme es zu Verzögerungen bei der Abfertigung.

Hamburger Hafen: Lager der HHLA "sind voll"

„Ausgelöst durch die Corona-Pandemie, gibt es seit zwei Jahren weltweit Störungen in den Lieferketten“, sagt Heims. „Infolge von Lockdowns in großen chinesischen Städten ist der Betrieb in den dortigen Häfen immer wieder unterbrochen worden. Und dann stauen sich dort die Schiffe. Löst sich der Stau auf, kommt die Welle ein paar Wochen später in Europa an.“ Zusätzlich hätten schlechte Witterung und zuletzt der den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu weiteren Verzögerungen geführt. „Unsere Lager sind voll.“

Die HHLA habe bereits zusätzliche Flächen für Container angemietet. „Aber wir kommen an Grenzen, je länger die Situation auf den Lieferketten so angespannt bleibt.“ Die angemieteten Flächen, hätten keine automatisierten Containerlager. Jede Box müsse einzeln durch Fahrzeuge bewegt werden. Früher habe man 500 Meter gebraucht, um einen Container vom Lager zum Schiff zu bringen. Heute seien das manchmal 1,5 Kilometer – je nachdem, wo der Container stehe. „Es dauert alles viel länger."

Hamburger Hafen: HHLA bittet Mitarbeiter um Überstunden

Allein acht Schiffe würden derzeit auf eine Abfertigung am Burchardkai warten. Dort könne derzeit ein Liegeplatz nicht genutzt werden, weil die HPA eine Landstrom-Anlage baut. Diese sollte eigentlich im März bereits fertig sein. Nun soll der Liegeplatz ab der kommenden Woche wieder zur Verfügung stehen, sagt Heims.

In einem Aufruf bittet die HHLA ihre Mitarbeiter um Überstunden, und will dafür in die Tasche greifen: Nach Unternehmensangaben benötigt der Burchardkai 800 Schichten im Monat zusätzlich, um den Kreislauf an wartenden Schiffen zu durchbrechen und die Containerlawine zu bewältigen.

Zustehende freie Tage nach der Arbeitszeitverordnung will das Unternehmen seinen Mitarbeitern für 100 Euro pro Tag abkaufen. Jeweils vier Überstunden sollen mit zusätzlich 50 Euro entlohnt werden. Über dieses Angebot soll mit den Arbeitnehmervertretern am Montag verhandelt werden.