Hamburg. Kühlcontainer und gefährliche Güter können nicht abgeladen werden. Reedereien fehlen in China Lkw. Was das für die Preise bedeutet.
Zwölf Tage nach Beginn des Corona-Lockdowns in Chinas Millionenmetropole Shanghai werden die Auswirkungen auf den Warenverkehr immer deutlicher. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd warnt ihre Kunden davor, dass der Hafen von Shanghai keine Kühlcontainer und gefährlichen Güter mehr abnimmt.
Container mit diesen Inhalten müssten an Bord bleiben und in anderen Häfen abgeladen werden. Grund für die Entscheidung sei, dass die Lager voll seien und es keine Steckanschlüsse mehr zur Stromversorgung von Kühlboxen gebe.
Transporte stocken wegen Corona-Ausbruch
Bereits am Mittwoch hatte das Schifffahrtsunternehmen mit Vorstandschef Rolf Habben Jansen seine Kunden auf die Gefahren des Lockdowns in der weltgrößten Hafenstadt hingewiesen. Zwar geben die einzelnen Hafenbetriebe in Shanghai selbst an, trotz des Lockdowns normal weiterzuarbeiten und Schiffe ohne Verzögerungen abfertigen zu können. Doch Hapag-Lloyd meldet bereits Wartezeiten für seine Schiffe von bis zu zwei Tagen. Um den Hafenbetrieb trotz der Einschränkungen der öffentlichen Unternehmen aufrechtzuerhalten, befinden sich die Hafenarbeiter wie bei den Olympischen Spielen von Peking quasi in einer „Blase“.
Das heißt: Nach Schichtende gehen sie nicht nach Hause, sondern werden vor Ort versorgt und übernachten dort auch. Hauptprobleme sind nach Angaben mehrerer Reedereien die geschlossene Fabriken und fehlende Lkw-Kapazitäten, wodurch die Transporte von und zum Hafen stocken. Zugelassene Fahrer müssen einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter ist als 48 Stunden, dazu eine ausgedruckte Straßenzulassung, einen Nachweis der Reiseroute – und der Zielort muss darüber hinaus an nicht gesperrten Straßen liegen. Dadurch sei die Verfügbarkeit von Lkw eingeschränkt, warnt Hapag-Lloyd.
Hafen in Shanghai: Einbruch um 40 Prozent
Mitglieder der europäischen Handelskammer in China schätzen, dass das Ladungsaufkommen in Shanghai deshalb im Wochenvergleich bereits um 40 Prozent gesunken sei. Sie klagen über unberechenbares Verhalten der Behörden, unterbrochene Lieferketten, Transportprobleme, hohe Frachtkosten, Reisebeschränkungen und den Mangel an ausländischen Fachkräften. Auch in der Provinz Jilin sowie der Stadt Shenyang gibt es Lockdowns. EU-Kammerpräsident Jörg Wuttke warnt vor den Auswirkungen auf globale Lieferketten, die Weltwirtschaft und die bereits hohe Inflation: „Je weniger China produziert, umso weniger Auswahl gibt es, und umso stärker gehen die Preise nach oben.“
China erlebt gerade die schlimmste Corona-Welle seit Ausbruch der Pandemie vor zwei Jahren. Seit Anfang März wurden in Shanghai mehr als 130.000 Infektionen gezählt. Im Hafen von Shekou bei der Stadt Shenzhen beträgt die Wartezeit für Schiffe schon fünf Tage.