Hamburg. Der Hamburger Senat will Ankeraktionär bei Traditionsreederei bleiben. FDP sieht Bürgermeister auf „milliardenschwerem Holzweg“.

Die Botschaft ist unmissverständlich: „Die Stadt wird Ankeraktionär der Hapag-Lloyd AG bleiben“, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Rede vor dem Überseeclub. Mit diesem einen Satz beendete er eine seit Wochen schwelende Diskussion darüber, ob die Stadt ihre Beteiligung an der Traditionsreederei verkaufen soll.

Die Zeit ist günstig wie nie: Die Aktie des Schifffahrtsunternehmens kostet an der Börse derzeit 300, in Spitzenzeiten sogar 350 Euro. Am Donnerstag rangierte sie nach leichten Kursverlusten bei 296 Euro. Selbst bei diesem „niedrigen“ Wert könnte die Hansestadt mit einem Verkauf ihrer 24.353.475 Stück Hapag-Lloyd-Aktien einen Wert von 7,2 Milliarden Euro erlösen. Eine Summe, mit der Hamburg sich den modernsten, umweltfreundlichsten Hafen der Welt bauen könnte.

Aktien: Hamburger FDP über Entscheidung enttäuscht

Die Hamburger FDP ist von Tschentschers Ankündigung deshalb enttäuscht. Sie fordert seit Langem den Ausstieg der Stadt, die 13,9 Prozent an Hapag-Lloyd hält. So sagte der FDP-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Kruse am Donnerstag: „Die städtische Beteiligung ist zum Hemmschuh für das Unternehmen geworden. Der Verkauf der Anteile würde auf einen Schlag sämtliche Einspardebatten der Stadt beenden.

Nach dem finanzpolitischen Desaster dieser Stadt mit milliardenschweren Schäden für die Steuerzahler bei der HSH Nordbank wäre diese Veräußerung die größte Versöhnung dieser Stadt mit dem Herz der Hamburger Wirtschaft, dem maritimen Sektor.“ Auch die CDU erinnert den Senat daran, dass die Beteiligung der Stadt an der Reederei einst aus einer Not geboren war, die nicht mehr besteht.

Aktien: Dividende auch für Hamburg wichtig

Nach dem Ausstieg des Reisekonzerns TUI hatte die SPD 2012 den Zukauf an Hapag-Lloyd-Aktien vorangetrieben, um das Unternehmen vor der Zerschlagung und einer möglichen Verlagerung aus Hamburg zu retten. Dieses Ziel ist erreicht, wie Tschentscher vor dem Überseeclub bestätigte: „Hapag-Lloyd gehört heute zu den größten, modernsten und ertragreichsten Reedereien der Welt.“ Die Beteiligung gehöre zu den wichtigsten hafen- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen des letzten Jahrzehnts. Zudem könne man mit der Dividende von 850 Millionen Euro einen großen Teil der finanziellen Belastungen aus der Corona-Krise ausgleichen.

Für FDP-Politiker Kruse ist die Entscheidung ein schwerer Fehler: „Der Bürgermeister ist mit seiner Nibelungentreue zur staatlichen Eigentümerschaft auf einem milliardenschweren Holzweg. Hapag-Lloyd muss nicht mehr gerettet werden, sondern braucht unternehmerischen Freiraum, um sich entwickeln zu können“, sagte er. Das klingt nicht nach einem Ende des Streits.