Hamburg. Gründerin hatte Idee für MalikMint auf einer Reise durch die Heimat ihrer Eltern. Wo es das Getränk ab April zu kaufen gibt.

Eigentlich gab es nicht viel auszusetzen an dem Leben, das Saddia-Kiran Malik viele Jahre geführt hat. Die Wirtschaftsinformatikerin beriet internationale Firmen bei Transformationsprojekten, kam viel rum in der Welt und verdiente im Jahr mehr als 100.000 Euro. „Ich habe praktisch aus dem Koffer gelebt“, sagt die Hamburgerin. Irgendwann reichte ihr diese Art des Berufslebens nicht mehr.

Vor vier Jahren, als sie ihren leitenden Angestelltenjob bei einer großen Unternehmensberatung schon gekündigt und sich erfolgreich selbstständig gemacht hatte, saß die Deutsche mit pakistanischen Wurzeln während einer Reise durch die Heimat ihrer Eltern auf dem Rücksitz eines Autos und trank als Erfrischung eine Limonade mit Minze und Limetten.

Start-ups: Aha-Effekt in Pakistan

„Ich war völlig begeistert“, beschreibt sie diesen Aha-Moment. Es war so, als ob alle Puzzlesteine auf ihren Platz gefallen wären. Noch während der Weiterreise logte sie sich ins Internet ein und reservierte eine Webdomain auf den Namen MalikMint.

Jetzt sitzt Saddia-Kiran Malik in einem Konferenzraum im Beta-Haus auf der Schanze und erzählt vom Beginn ihres Limonadengeschäfts. Vor sich auf dem Tisch hat sie einige Flaschen aufgebaut – limonengelber Inhalt, türkisfarbenes Etikett, goldener Aufdruck. Wofür andere Unternehmensgründer mehrere Jahre brauchen, hat die Hamburgerin innerhalb von Monaten umgesetzt. Seit Ende 2020 ist MalikMint auf dem Markt. „Nach meiner Marktanalyse ist es die erste Limonade in Deutschland, die auf Minze basiert“, sagt die umtriebige Gründerin, die nebenbei weiter als selbstständige Unternehmensberaterin tätig ist.

Ab April bundesweit bei Alnatura

10.000 Flaschen sind inzwischen verkauft, in Supermärkten, kleinen Kiosken und Imbissbuden. Jetzt soll der Durchbruch für die neue Getränkekreation kommen. Die Bio-Supermarktkette Alnatura mit 130 Standorten bundesweit hat MalikMint gelistet, von Mitte April an sollen die Flaschen in den Getränkeregalen stehen. „Das hätte ich mir niemals vorstellen können“, sagt die 41-Jährige stolz.

2019, kurz nach der Rückkehr von ihrer Pakistan-Reise, hatte sie die MalikMint GmbH gegründet. Und parallel in der Küche ihrer Wohnung in Eimsbüttel angefangen, ein Rezept für ihre Minz-Limetten-Limo zu entwickeln. „Ich habe verschiedene Minzsorten ausprobiert, daraus einen Extrakt gemacht, mit Limonensaft aufgefüllt und sparsam gesüßt“, erinnert sie sich.

Ohne etwas Zucker geht es nicht

Als Tester setzte sie ihre Kollegen in einem Projekt bei einer großen Telefongesellschaft ein. Ganz zum Schluss holte sie noch einen Lebensmittelexperten ins Boot. Entstanden ist ein Bio-Getränk mit 8,5 Prozent Fruchtgehalt und 0,5 Prozent Minzextrakt. Der Zuckergehalt liegt bei knapp 22 Gramm pro 0,33-Liter-Flasche. „Mit weniger geht es wegen des hohen Limonenanteils nicht,“ sagt Malik.

Im Herbst 2020, zwischen den beiden ersten Corona-Wellen, kam die erste Lieferung ihrer Limonade in Hamburg an – 10.000 Flaschen in einer Zeit, in der die Gastronomie kurz vor der nächsten Schließung stand. „Ich habe dann schnell die Strategie geändert und mich auf den Lebensmittelhandel konzentriert“, sagt die Gründerin, die ihr Start-up komplett allein managt.

Niemerszein entdeckte das Potenzial früh

Klinkenputzen in Supermärkten war für die Frau angesagt, die sonst in schicken Büroräumen Topmanager berät. Sie habe Glück gehabt, sagt Saddia-Kiran Malik heute. Unter anderem bestellte Edeka-Händler Niemerszein mit neun Filialen in Hamburg ihre Limonade. „Die Resonanz ist gut“, sagt Malik. Und das, obwohl die unverbindliche Preisempfehlung mit 1,99 Euro pro Flasche im gehobenen Segment liegt.

Dabei ging es ihr auch darum, mit ihrer Firma soziale Projekte zu unterstützen. „Geschmackvoll Gutes tun“, nennt sie das. Mindestens zwei Prozent vom Umsatz spendet die Unternehmerin an ein Waisenhaus in Benin. Wichtig ist ihr auch, dass MalikMint in der Region produziert wird und sie als erste Getränkefirma in Deutschland das internationale Nachhaltigkeitszertifikat der B Corporation Company hat.

„Mindesgenusszeit“ zwölf Minuten

„Ich verkaufe keine Limonade, sondern eine Lebenseinstellung“, sagt Malik. Deshalb hat sie auf das Etikett eine „Mindestgenusszeit“ drucken lassen. Zwölf Minuten beträgt die nach ihrer Rechnung. „Ich möchte an regelmäßige Auszeiten erinnern, in denen man sich einen Moment des Innehaltens und Klarheit verschafft.“

Inzwischen ist die zweite große Lieferung von MalikMint im Lager in Hamburg angekommen. Dieses Mal sind es 30.000 Flaschen, die demnächst vor allem in den Regalen der Alnatura-Märkte stehen sollen. Inzwischen ist die neue Bio-Limonade bei diversen Bio-Großhändlern gelistet, auch die ersten Berliner Supermärkte haben bestellt.

Start-ups: Zwei neue Sorten geplant

100.000 Euro von ihrem privaten Geld stecken schon in dem Projekt – und viel Herzblut. Zwei neue Sorten sollen in den nächsten Wochen auf den Markt kommen: Apfel-Minze und Rhabarber-Minze. „Jetzt muss sich zeigen, ob es läuft“, sagt Saddia-Kiran Malik. Dafür arbeitet sie jeden Tag mehr als 16 Stunden. Ist es das wert? Die Gründerin lächelt und nickt. „Wer hat schon eine Limonade mit dem eigenen Namen.“