Hamburg. Handel nur in enger Abstimmung mit dem Zoll. Hafenkonzern macht 112,3 Millionen Euro Gewinn. Hilfe für ukrainische Mitarbeiter.
Bilanzpressekonferenzen sind in der Regel eine nüchterne Sache. Dabei geht es um Zahlen, Geschäftsentwicklungen und Prognosen. Wenn die Vorstandschefin der Hamburger Hafen und Logistik AG, Angela Titzrath, in den letzten Wochen vor die Öffentlichkeit tritt, wird es eher emotional. So auch am Donnerstag, als die Hafenmanagerin über den Geschäftsverlauf 2021 und die Aussichten für 2022 berichtete.
„Heute vor genau vier Wochen begann der völkerrechtswidrige Angriff Russlands. In diesen vier Wochen starben Tausende Menschen. Häuser, Brücken und Straßen wurden zerstört“, begann sie ihre Ausführungen. Je länger dieser Krieg dauere, umso schwerer würden die humanitären und wirtschaftlichen Folgen. „Auch wir hier in Deutschland und in Europa spüren die Auswirkungen dieses Krieges, nicht nur beim Tanken.“
HHLA vom Kriegsgeschehen direkt betroffen
Der Mangel an Lkw-Fahrern würde sich verschärfen weil allein 100.000 ukrainische Lkw-Fahrer fehlen. Laderaum würde dadurch knapper werden. Der Transport von Gütern über die chinesische Seidenstraße sei ins Stocken geraten. Durch die Sperrung des russischen Luftraums würden sich die Flugzeiten deutlich verlängern und die Kerosin-Kosten erhöhen. „Die Folge dieser Entwicklung sind stark steigende Preise für viele Güter und vor allem für Energie“, sagte Titzrath.
Wie berichtet ist die HHLA vom Kriegsgeschehen direkt betroffen, denn mit dem Einfall der Russen in die Ukraine wurde ihr Containerterminal in Odessa am Schwarzen Meer geschlossen. „Unsere 480 Mitarbeiter vor Ort haben wir nach Hause geschickt. Ihre Löhne und Gehälter zahlen wir vorläufig weiter“, sagte Titzrath und fügte auf Nachfrage hinzu. „Wir haben keine zeitliche Frist gesetzt. Es sind weiter unsere Mitarbeiter.“
HHLA-Beschäftigte aus Odessa nach Hamburg geholt
Wie berichtet wurden mit drei Bussen 165 aus Odessa über die rumänische Grenze geflüchtete HHLA-Beschäftigte und Angehörige nach Hamburg geholt. 140 von ihnen seien bei Kollegen in der Hansestadt untergekommen. Die Geflüchteten würden bei Behördengängen und Arztbesuchen begleitet, sagte Titzrath. Für weitere 107 geflüchtete Mitarbeiter habe man im rumänischen Konstanza ein Hotel angemietet. „Da wir nicht davon ausgehen, dass die Betroffenen schnell in ihr Heimatland zurückkehren können, sucht die HHLA nach langfristigen Lösungen.“ Dazu habe das Unternehmen einen Hilfsfonds in Höhe von einer Million Euro eingerichtet.
Die geschäftlichen Auswirkungen des Krieges für die HHLA bezeichnet Titzrath als moderat. „Der Anteil des Containerterminals Odessa an Umschlag und Ergebnis lagen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.“ Ein großer Teil der Investitionen von 170 Millionen US-Dollar in die Umschlaganlagen sei abgeschrieben. Den Rest würden Bundesgarantien auf Auslandsinvestitionen absichern. Man wolle den Betrieb gern wieder aufnehmen, sobald es möglich sei.
Metrans stellte Wahrenverkehr mit Russland ein
Den Umschlag von Gütern für Russland hat die HHLA hingegen schon wieder aufgenommen, wenn auch nur sehr eingeschränkt. Voraussetzung sei, dass der Weitertransport dieser Container gesichert ist und ihr Inhalt nicht unter die Sanktionen fällt. „Es handelt sich nur um wenige Boxen.“
Die Bahntochter des Hafenkonzerns, Metrans, habe hingegen den Warenverkehr mit Russland eingestellt. Lediglich der Transit von Gütern, die auf der Seidenstraße von China durch Russland und Belarus kommen, werde aufrechterhalten, sagte die Konzernchefin. „Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Situation keinen gravierenden Einfluss auf unser Geschäft hat.“ Titzrath dementierte damit einen französischen Analystenbericht von vor zwei Wochen, der die wirtschaftliche Stabilität der HHLA infolge des Krieges infrage gestellt hatte.
Konzernumsatz auf 1,465 Milliarden Euro gestiegen
„Auf die HHLA ist in schwierigen Zeiten Verlass“, sagte die Managerin. Sie verwies auf das Geschäftsergebnis, das auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie gut ausgefallen ist. Der Konzernumsatz stieg um 12,7 Prozent auf 1,465 Milliarden Euro. 2020 lag der Umsatz noch bei 1,3 Milliarden Euro. Das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 84,7 Prozent auf 228,2 Millionen Euro. Unterm Strich blieb nach Anteilen anderer Gesellschafter ein Gewinn von 112,3 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahreswert, in dem ein Überschuss von 42,6 Millionen Euro erwirtschaftet wurde, eine Steigerung um rund 163,9 Prozent.
Dass ein Großteil der Gewinnsteigerung auf externe Faktoren zurückzuführen ist, wurde nur am Rande erwähnt. Zum Ersten stammt der Zuwachs aus stark erhöhten Lagergelderlösen infolge der anhaltenden Störungen der globalen Lieferketten mit massiven Schiffsverspätungen. Diese führten zu längeren Verweildauern und zusätzlichen Bewegungen von Containern auf den Hamburger Terminals der HHLA.
HHLA-Ergebnis: Aktie klettert auf 16,85 Euro
„Noch immer kommen die Schiffe mit Verspätungen zwischen drei und fünf Wochen zu uns“, sagte Titzrath. Zum Zweiten trug die vom Bund zur Steigerung des Bahngüterverkehrs eingeführte Trassenpreisförderung in Höhe von rund 11 Millionen Euro positiv zur Ertragsentwicklung der HHLA bei. Aber auch der um 2,5 Prozent auf 6,9 Millionen Standardcontainer (TEU) gewachsene Umschlag sowie eine um zehn Prozent höhere Transportmenge auf der Schiene im Vergleich zum Jahr 2020 haben den Gewinn vermehrt. Die HHLA schlägt deshalb der Hauptversammlung eine Dividende von 75 Cent pro Anteilsschein vor. Im Vorjahr waren es noch 45 Cent.
Die Anleger begeisterte diese nicht. Zwar legte die HHLA-Aktie über den Handelstag um eineinhalb Prozent auf knapp 17 Euro zu. Insgesamt ist ihre Entwicklung aber nicht beeindruckend. Schaut man sich den Preisverlauf des Wertpapiers in den vergangenen fünf Jahren an, so gab es zwar immer wieder Phasen in denen es mehr als 25 – einmal sogar mehr als 27 – Euro kostete. Es gab aber immer auch wieder Preisstürze – zuletzt nach dem Analystenbericht vor zwei Wochen.
HHLA: Chefin weicht Thema Hafenkooperation aus
Die Gründe dafür kann sich der Vorstand nicht erklären: „Wir hatten immer eine gute Rendite und zahlen regelmäßig eine Dividende“, sagte Finanzvorstand Roland Lappin. Er spricht von einem „eingeschränkt rationalen Verhalten der Märkte“. Lappin werde seinen Posten Anfang 2023 nach 20 Jahren „auf eigenen Wunsch“ aufgeben, teilte Titzrath mit. Mit dem Aktienkurs habe das natürlich nichts zu tun.
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Extrem schmallippig wurde Titzrath bei dem Thema der geplanten Hafenkooperation mit dem Bremer Konkurrenten Eurogate. „Die beteiligten drei Parteien sprechen weiterhin miteinander“, sagte die HHLA-Chefin. „Wie lange die Gespräche noch dauern werden, darauf will ich mich nicht festlegen, aber bei gutem Willen aller Beteiligten kann eine entsprechende Absichtserklärung zeitnah unterzeichnet werden.“ Weitere Fragen dazu ließ sie nicht zu.