Hamburg. Beschäftigte des Hamburger Hafenunternehmens nehmen die Menschen bei sich auf. Der Konzern gibt wiederum „Handgeld“ dazu.
Müde und erschöpft sind gestern gut 80 Familienangehörige ukrainischer Angestellter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) aus Odessa in Hamburg angekommen. Gut drei Tage lang waren die Geflüchteten in zwei von der HHLA gecharterten Reisebussen unterwegs, die in Rumänien starteten und schließlich an der Firmenzentrale in der Speicherstadt stoppten. „Ciao und alles Gute“ rief ein Busfahrer den Familien zu, als diese sichtlich erleichtert ausstiegen.
Die meisten von ihnen hatten kaum mehr als einen kleinen Koffer und einen Rucksack dabei. Bei den Ankömmlingen handelte es sich hauptsächlich um Frauen, Kinder und ältere Menschen, die nicht mehr unter die sogenannte „allgemeine Mobilmachung“ der ukrainischen Regierung fielen.
Krieg gegen die Ukraine: HHLA hat 480 Mitarbeiter in Odessa
Hintergrund der Aktion ist, dass die HHLA ein Containerterminal im Hafen von Odessa mit insgesamt 480 Beschäftigten unterhält. Diesen habe das Unternehmen jedoch mit Beginn der russischen Invasion schließen müssen, sei sich aber „über die Verantwortung für die Beschäftigten bewusst“, egal an welchem Ort diese arbeiteten, so HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath.
Weil der Logistikkonzern seinen ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schnellstmöglich habe helfen wollen, habe der Konzern eine interne Umfrage gestartet und gefragt, wer alles Familienangehörige ukrainischer Angestellter bei sich aufnehmen könne. Daraufhin hätten sich rund 70 Beschäftigte der HHLA sowie deren Verwandte und Nachbarn gemeldet und „eine Unterkunft in ihrem eigenen Heim zur Verfügung gestellt“, wie es von Unternehmensseite heißt.
HHLA-Mitarbeiter hat für Ukrainer „großes Kinderzimmer freigeräumt“
Einer von ihnen ist Oliver Borchers. Der 42-jährige Terminalentwickler lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Buxtehude in Niedersachsen und habe für die Ankunft der ukrainischen Mutter mit ihren zwei Töchtern „ein großes Kinderzimmer freigeräumt.“ Wie lange die ukrainische Familie nun bei ihnen bleibe, wisse er jedoch nicht. „Die Erstauskunft war, dass es zwei bis drei Wochen sind.“ Wie lange es tatsächlich sein wird, weiß jedoch niemand. Es ist das allererste Mal, dass der Terminalentwickler so etwas macht, erzählt er.
Genauso ist es bei Stefanie Valentin, die auch eine ukrainische Mutter mit ihrer siebenjährigen Tochter bei sich im schleswig-holsteinischen Bargteheide aufnimmt. Die 37-jährige Schiffsplanerin, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zusammenlebt, habe den Dachboden freigeräumt. Kennengelernt haben Borchers und Valentin die ukrainischen Familien bisher nur über WhatsApp.
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Finanziell gebe es dafür keine Unterstützung seitens der HHLA, allerdings statte das Unternehmen die Familienangehörigen ihrer ukrainischen Ortskräfte mit einem „Handgeld“ aus, bis sich diese in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung registriert hätten, erklärt Borchers. Auch bei diesem Vorgang wollen Borchers und Valentin den Geflüchteten behilflich sein.
Inwieweit die HHLA Beschäftigten dafür freigestellt würden, ließ HHLA-Sprecherin Carolin Flemming offen. Um den 480 Beschäftigten in der Ukraine jedoch „höchste Priorität“ einzuräumen, habe das Unternehmen einen eigenen Hilfsstab eingerichtet, der sich auch um den Transport der Geflüchteten gekümmert habe.