Hamburg. Bei Anbietern wie Shell, Aral und Total kam es entgegen der Erwartungen zu einem erneuten Preisanstieg. Was der ADAC jetzt empfiehlt.

Noch vor wenigen Tagen hieß es, die Benzinpreise würden sich trotz des Krieges in der Ukraine nicht noch einmal stark erhöhen. Doch nun zeigen die Tafeln mehrerer Tankstellen in Hamburg für den Liter Super Preise von mindestens 2 Euro an. Bei Aral am Schiffbeker Weg, bei Total an der Hammer Landstraße oder bei Shell am Heidenkampsweg lag der Preis am Donnerstagmorgen bei 2 Euro. Andere Stationen von Shell verlangen sogar 2,01 Euro, etwa an der Bundesstraße oder der Eiffestraße. An der Königsstraße erreicht der Wert bei der Marke mit der Muschel im Logo sogar 2,02 Euro.

Die Tankstellen reagieren auf die Lage an den Rohstoffmärkten, wo die Preise vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs zuletzt Höchststände erreichten: Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI überstieg am Donnerstag die Marke von 115 Dollar (knapp 104 Euro), das war der höchste Stand seit 2008. Die Sorte Brent reichte zwischenzeitlich fast an den Preis von 120 Dollar pro Barrel (159 Liter) heran. Diese Marke wurde seit 2012 nicht mehr erreicht.

Verkehr in Hamburg: Preise schon im Februar gestiegen

Der Preisanstieg spiegelt die Furcht vor Versorgungsengpässen im Energiebereich wider. Russland ist der weltweit zweitgrößte Exporteur von Erdöl. Zwar beträfen die verhängten Sanktionen nicht die Ausfuhr von Öl, erklärte Analyst Tamas Vargas von der Firma PVM Oil Associates. Der Handel damit wird durch die Sanktionen aber stark erschwert. Hinzu kommt: Die westlichen Firmen „sanktionieren sich selbst“, indem sie kein russisches Öl mehr kaufen und stattdessen nach Alternativen suchen, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote.

Die Kraftstoffpreise waren bereits im Februar deutlich gestiegen. Denn schon bisher konnte die Ölproduktion nicht mit der steigenden Nachfrage der Weltwirtschaft Schritt halten, die sich von den Folgen der Pandemie erholt.

Verkehr in Hamburg: ADAC rechnet mit steigenden Preisen

Der ADAC empfiehlt den Autofahrern, derzeit besonders die Preisschwankungen an den Zapfsäulen zu nutzen und bevorzugt in den Abendstunden zu tanken. Dann ist Tanken um einige Cent billiger als morgens. Der Autoclub rechnet derweil nicht mit einer Entspannung für die Kunden: „Die Verbraucher müssen sich tendenziell auf vorerst weiter steigende Spritpreise einstellen“, sagte ein Sprecher des Vereins auf Anfrage des Abendblatts.

Schließlich können die Abnehmer bei den steigenden Kosten nicht auf große Hilfe seitens der 23 Förderländer im Verbund Opec+ zählen, dem auch Russland angehört. Der Verbund setzt seinen Kurs einer nur schrittweisen und moderaten Ausweitung des Rohölangebots fort. Die Mitglieder der Internationalen Energieagentur (IEA) hatten deshalb unlängst beschlossen, einen Teil ihrer strategischen Ölreserven freizugeben. Dazu zählt auch Deutschland.