Hamburg. Handelskammern Hamburg und Bremen stellen gemeinsames Positionspapier vor. Sieben Punkte als Treiber für stärkeres Wachstum.

Am Donnerstag meldete der Konkurrent einen Rekord. 15,3 Millionen Container wurden 2021 im Hafen von Rotterdam umgeschlagen – ein Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zu 2020. Zwar seien zehn Prozent weniger Großschiffe angekommen, dafür hätten sie aber 20 Prozent mehr Boxen an Bord gehabt. Das bedeutete hoher Zeitdruck auf den Terminals, zumal es coronabedingte Personalausfälle gab. Die Leistungsfähigkeit des Containersektors sei hoch zu bewerten, da ihm dennoch der Rekord gelungen sei, schlussfolgert der Rotterdamer Hafen in seiner Mitteilung. Die Marktanteile wurden ausgebaut.

Für die deutschen Häfen sind das schlechte Nachrichten. „Rotterdam alleine schlägt mehr Container um als sämtliche deutschen Häfen zusammen“, sagte am Freitag der Bremer Handelskammer-Präses, Eduard Dubbers-Albrecht, als er zusammen mit seinem Hamburger Kollegen Norbert Aust ein gemeinsames Positionspapier für die norddeutschen Häfen vorstellte.

Hamburger Hafen: „Idee ist nicht, Mitarbeiter zu reduzieren“

Hamburg (für 2021 wird mit rund 8,7 Millionen Containern gerechnet), Bremerhaven und Wilhelmshaven müssten durch das Heben von Synergien im harten internationalen Wettbewerb gestärkt werden, um gegen Rotterdam, Antwerpen und Danzig bestehen zu können. „In jüngerer Zeit verlorene Marktanteile müssen zurückgewonnen werden, und zusätzliches Wachstum muss für die norddeutsche Küste generiert werden“, sagte Aust.

Es müssten große Anstrengungen unternommen werden, um die Effektivität insbesondere beim Umschlag zu steigern. Durch zunehmende Automatisierung könne es gelingen, das Umschlagsvolumen zu steigern, sagte Dubbers-Albrecht. „Die Idee ist nicht, Mitarbeiter zu reduzieren.“ Schlüge man mehr Boxen um, könne man eventuell sogar Jobs schaffen in den Häfen. Das Grundziel sei, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Hamburger Hafen: Verwaltungen sollen kooperieren

Dafür haben die beiden Kammern sieben Punkte herausgearbeitet. Hafenverwaltungen sollten beispielsweise beim Einkauf von IT oder beim Sedimentmanagement stärker kooperieren. Hinterlandverbindungen wie die A 20 und A 26, Schienenanbindungen oder die Fahrrinnenanpassung der Weser müssten zügig umgesetzt werden. „Der Bau von Infrastrukturprojekten darf nicht zu einer Generationenaufgabe anwachsen“, so Dubbers-Albrecht. In den Häfen solle eine „grüne“ Wasserstoffwirtschaft aufgebaut werden, die Anlagen sollen zum Beispiel durch die Wiederverwendung von Hafenwärme umweltfreundlicher werden.

Die Anlaufkosten sollten geringer werden, in dem die (vom Bund kassierte) Lotsabgabe gesenkt oder die Befahrungsabgabe für den Nord-Ostsee-Kanal dauerhaft gestrichen wird. Die Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer soll auf einen europäischen Standard gebracht werden, um Nachteile deutscher Importeure zu beenden. Durch eine gemeinsame IT-Plattform soll es einen besseren Informationsaustausch zwischen Häfen, Schiffen und Unternehmen geben. Durch die gemeinsame internationale Vermarktung unter der Dachmarke German Ports könne man im Ausland zusätzliche Marktpotenziale erschließen.

Hamburger Hafen: Keine Einmischung bei Fusion geplant

Bei der geplanten Fusion von HHLA und Eurogate wehrten sich die Handelskammern gegen eine politische Einmischung. „Aus unserer Sicht müssen unternehmerische Entscheidungen immer unternehmerische Entscheidungen bleiben“, sagte Aust.