Hamburg. Stärkster Preisanstieg in Schleswig-Holstein. Wie eine neue Internetplattform zum Instagram für Immobilienbesitzer werden will.

Die Hansestadt Hamburg ist bei den Immobilienpreisen das teuerste Bundesland. Gerade im letzten Quartal 2021 sind die Preise noch einmal kräftig gestiegen. Der durchschnittliche Schätzwert pro Quadratmeter in Hamburg für Wohneigentum, also Eigentumswohnungen und Einfamilien- Reihen- und Doppelhäuser, beträgt 5733 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Das sind rund 15 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021, als der Wert bei 5004 Euro lag. Im Bundesvergleich bleibt die Hansestadt nach München und Frankfurt am Main die drittteuerste Großstadt der Republik. Das zeigt die jüngste Untersuchung des Münchner Immobilienportals Scoperty.

Das Unternehmen schätzt auf der Basis von vorliegenden Daten wie bisherige Immobilienverkäufe in der Straße, Baujahr und Wohnfläche den Immobilienwert und will damit den Markt transparenter machen. Von den bundesweit 40 Millionen Wohnimmobilien wurden inzwischen 35 Millionen mit einem Preisschild versehen.

Auf Basis von Immobilienverkäufen kam der Verband der Pfandbriefbanken auf einen Preisanstieg von 11,7 Prozent für Hamburg im vergangenen Jahr. Das Schätzverfahren nähert sich also – bei einer gewissen Überzeichnung der Immobilienwerte – den tatsächlichen Verkehrswerten an. Wer nicht möchte, dass seine Immobilie mit einem Preisschild versehen wird, der kann dem widersprechen. Die Veröffentlichung von Immobilienschätzwerten in Verbindung mit Adressangaben entspricht dem Datenschutz. Das hat das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht, in dessen Zuständigkeitsbereich Scoperty fällt, bestätigt,

Immobilien: Hamburgs teuerste Adressen

Am teuersten ist Wohneigentum in der Hansestadt in den fünf Stadtteilen HafenCity (9903 Euro pro Quadratmeter), Harvestehude (9526 Euro), Rotherbaum (9476 Euro), Hoheluft-Ost (9113 Euro) und Nienstedten (9031 Euro pro Quadratmeter). Geschätzte Quadratmeterpreise unter 4000 Euro gibt es noch in Neuenfelde (3287 Euro), Moorburg (3328 Euro), Altengamme (3366 Euro), Kirchwerder (3628 Euro) oder Francop (3643 Euro).

„Für die Preisentwicklung in diesem Jahr bleibt spannend, wie sich Themen wie höhere Finanzierungskosten, Mietpreisbremse, Neubautätigkeiten oder die Energiepolitik auf den immer heißer laufenden Markt auswirken“, sagt Stefan Kellner, Vorstandschef von Scoperty. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsunternehmen von Sprengnetter, die über die umfangreichsten Immobiliendaten der Republik verfügen, und der ING Bank.

Hier kann man die Schätzungen für alle Hamburger Stadtteile einsehen

Immobilieneigentümer sollen Daten verbessern

Immobilieneigentümer können den Schätzwert ihrer Immobilie verbessern, indem sie selbst Daten, Grundrisse und Fotos zur Verfügung stellen. Kellner arbeitet an einem Instagram für Immobilien. „Da wird zwar auch nicht immer die Wahrheit gepostet, aber wir gehen davon aus, dass einzelne Flunkereien in der Masse der Daten keinen Einfluss haben“, sagt der Vorstandschef. Bisher haben allerdings bundesweit lediglich 40.000 Eigentümer ihre Immobilie auf dem Portal „in Besitz genommen“ und mit zusätzlichen Angaben ausgestattet. Einmal im Quartal will das Unternehmen seine Schätzungen aktualisieren. „So wie Aktienbesitzer jeden Tag den Wert ihres Depots einsehen können, sollen sich auch Immobilienbesitzer fortlaufend über die Wertentwicklung ihres Objekts informieren können“, sagt Kellner.

Scoperty kann auch für den Verkauf von Immobilien genutzt werden. „Mit einem Symbol kann der Besitzer zeigen, dass er für Angebote offen ist“, sagt Kellner. Wer den Verkauf nicht selbst in die Hand nehmen will, kann sich an einen Makler vermitteln lassen. Zukünftig sind weitere Tools für Eigentümer zur Werterhaltung oder Gebäudesanierung geplant.

Auf der Veddel scheitert Scoperty

Allerdings kommt das selbstlernende System der Immobilienschätzung auch schnell an seine Grenzen, wie das Beispiel Veddel zeigt. Für den Stadtteil wurde innerhalb Hamburgs die höchste Preissteigerungsrate von 27 Prozent ermittelt. Der Blick auf den durchschnittlichen Schätzwert für Wohneigentum von 7574 Euro je Quadratmeter, also etwa so viel wie für Eimsbüttel, zeigt, dass diese Angabe keine realistische Grundlage hat. Scoperty räumte den Fehler auf Nachfrage ein. „Die Zahlen müssten Sie leider ignorieren, sie basieren auf zu wenig Daten wie wir festgestellt haben“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Das gilt auch für andere Quartiere mit viel Geschosswohnungsbau und vorwiegend kommunalen und genossenschaftlichen Eigentümern in Hamburg. Immobilienverkäufe gibt es dort kaum und die Eigentümer dürften auch kein Interesse an der öffentlichen Bewertung ihrer Wohnungen haben. Mit Rücksicht auf die Mieter und den Datenschutz werden sie kaum Daten zu Größe und Ausstattung liefern.

Schleswig-Holstein ist Spitzenreiter beim Preisanstieg

Laut Scoperty gab es den größten Preisanstieg im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein. Dort steigen die geschätzten Preise für Wohneigentum um 19 Prozent auf durchschnittlich 3111 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Im Vorjahr fiel der Preisanstieg nur halb so hoch aus. Den größten Wertzuwachs auf Landkreisebene haben Eigentümer seit dem ersten Quartal 2021 im Landkreis Nordfriesland erfahren, wo die Preise um rund 27 Prozent auf 4364 Euro je Quadratmeter gestiegen sind, gefolgt von Dithmarschen um rund 22 Prozent auf 2041 Euro und Plön um rund 20 Prozent auf 2947 Euro.

Nordfriesland ist damit bundesweiter Spitzenreiter, was den Wertzuwachs von Immobilieneigentum angeht. Vergleichsweise günstige Immobilienpreise finden Interessenten in Steinburg (2120 Euro pro Quadratmeter), Schleswig-Flensburg (2.290 Euro) und Glückstadt (2.092 Euro).

Hier kann man die Schätzungen für Schleswig-Holstein einsehen