Hamburg. Hafenkonzern bildet Krisenstab und verstärkt Schutzmaßnahmen in der Ukraine. Hamburger Händler sorgen sich um Warenaustausch.

Die unübersichtliche Lage im Ukraine-Konflikt stellt auch Hamburger Unternehmen vor Probleme. Die Sanktionen gegen russische Banken und staatliche Exportgesellschaften könnten sich negativ auf die Handelsgeschäfte auswirken, weil Zahlungen im Warenverkehr erschwert würden, warnt etwa Mirko Nowak, Vorsitzender des Arbeitskreises Osteuropa in der Handelskammer und Geschäftsführer der TDN Hamburg Großhandels-GmbH. „Die Ereignisse in der Ukraine überschlagen sich, was erhebliche Auswirkungen haben kann.“

Nach Angaben der Handelskammer betreiben 801 Firmen aus der Hansestadt Geschäfte mit Russland und setzten dabei im vergangenen Jahr rund 3,5 Milliarden Euro um. In der Ukraine sind 263 Hamburger Unternehmen aktiv, mit einem Jahresumsatz von etwa 220 Millionen Euro.

Ukraine-Konflikt: Hafen von Odessa von großer Bedeutung

Besonders bedeutend für den Ukraine-Handel ist der Hafen von Odessa am Schwarzen Meer. Seit russische Seestreitkräfte das Asowsche Meer und den Hafen Mariupol im von prorussischen Separatisten kontrollierten Bezirk Donezk beherrschen, ist Odessa zum wichtigsten Hafen der ukrainischen Wirtschaft geworden. Das größte Umschlagsterminal wird hier von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) betrieben, die 170 Millionen Euro in dessen Modernisierung investiert hat.

Etwa acht Schiffe werden wöchentlich abgefertigt. Jährlich werden rund 300.000 Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Aber auch Stückgut und Projektladung läuft über das CTO (Containerterminal Odessa) der HHLA, die dort etwa 480 Mitarbeiter beschäftigt. Zwar laufe der Betrieb noch normal, heißt es aus der Hamburger HHLA-Konzernzentrale. Gleichwohl bereite man sich „auf alle denkbaren Szenarien“ vor.

„Wir haben ein Krisenteam aus Mitarbeitern gebildet"

Philip Sweens, Geschäftsführer HHLA International.
Philip Sweens, Geschäftsführer HHLA International. © 2. Rechte Standard: intern + HHLA Presse / Rights standard: internal + HHLA Press

„Wir haben ein Krisenteam aus Mitarbeitern vor Ort und in Hamburg gebildet“, sagt Philip Sweens, Geschäftsführer von HHLA-International, in dem das Hafenunternehmen seine Auslandsbeteiligungen bündelt. Deutsche Mitarbeiter seien nicht mehr vor Ort. Er selbst sei zuletzt am 11. Februar in Odessa gewesen. Die Erstellung von Verhaltensplänen für den Fall einer weiteren Eskalation gehe aber weiter.

Der Schutz vor möglichen Cyberattacken sei nur eine der Maßnahmen. „Auch eine militärische Bedrohung ist nicht auszuschließen. Dazu entwickeln wir besondere Schutzkonzepte für unsere Mitarbeiter und unsere Anlagen. Was passiert bei einem Brand? Was passiert, wenn der Strom ausfällt? Wir sichern einen Großteil unserer Daten deswegen seit Neuem in einer Cloud ab“, sagt Sweens.

Ukraine-Konflikt: „Die Lage ist sehr volatil"

Aktuell befasse sich das Krisenteam mit der Ankündigung des ukrainischen Präsidenten, die Reservisten zu mobilisieren. „Wir müssen feststellen, ob das Auswirkungen auf unser Personal hat.“ Die Ankündigung des ukrainischen Sicherheitsrats, den Ausnahmezustand für das ganze Land zu verhängen, wodurch es zu Ausgangssperren kommen kann, muss auch noch berücksichtigt werden. „Die Lage ist sehr volatil. Wir müssen von Tag zu Tag schauen. Es gibt aber keine aktuellen Überlegungen, die HHLA aus dem Hafen von Odessa zurückzuziehen“, so Sweens.

Durch das erste Embargo 2014 nach der russischen Annexion der Krim hatte sich das Handelsvolumen Hamburger Firmen mit Russland bereits halbiert. Nun wachsen die Sorgen, dass es zu weiteren Rückgängen kommt. „Ein Blick auf die neue Sanktionsliste des Finanzministeriums der Vereinigten Staaten zeigt, dass die Beschränkungen nicht mehr nur für einzelne Personen gelten sondern für viele Institutionen“, sagt Ost-Experte Nowak. Betroffen sei beispielsweise auch das Russian Export Center. „Das ist für viele ausländische Unternehmen ein wichtiger Anlaufpunkt für den russischen Markt.“