Hamburg. Wirtschaftsstaatsrat und HPA-Beamtin bemüht, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das sind ihre Argumente.

Im Streit um die geplante Verklappung von Elbschlick vor der Nordseeinsel Scharhörn geht Hamburg auf die Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu. Der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Andreas Rieckhof, kündigte am Donnerstag an, er werde in der kommenden Woche zusammen mit Vertretern der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) nach Cuxhaven reisen, um mit dem dortigen Bürgermeister und dem Landrat Gespräche zu führen.

Gleichzeitig betonte Rieckhof, dass seine Behörde bei der Rechtsauffassung bleibe, wonach die anderen Länder über das Vorhaben nur informiert werden müssen. Deren Zustimmung sei aber nicht nötig. „Ich weiß, dass einige Leute das anders sehen. Mir ist aber kein Gutachten bekannt, das etwas Gegenteiliges besagt“, sagte Rieckhof vor Journalisten.

Nordsee: Widerstand gegen Hamburgs Schlickpläne

Wie berichtet, plant Hamburg auf eigenem Gebiet in der Nordsee nahe der Vogelschutzinsel Scharhörn Schlick zu verklappen. Das Vorhaben hat bei Umweltverbänden und den Nachbarländern heftige Reaktionen ausgelöst, weil die geplante Verbringstelle nahe dem Nationalpark Wattenmeer liegt. Der niedersächsische Bundestagsabgeordnete der Grünen und ehemalige Umweltminister, Stefan Wenzel, sprach von einem „rücksichtslose Vorgehen Hamburgs“ gegen den erklärten Willen Niedersachsens und forderte die Inseln Neuwerk und Scharhörn zurück.

„Neuwerk gehört seit 700 Jahren zu Hamburg und hat nur kurze Zeit zwischen den 1930er- und 1960er-Jahren auf niedersächsischem Gebiet gelegen“, konterte Rieckhof. „Wir gehen davon aus, dass Verträge eingehalten werden.“ Auch der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) hatte die geplante Schickdeponie kritisiert und ein weiteres Gutachten zu einer möglichen Gefährdung des Wattenmeers gefordert.

Unesco-Welterbe-Status des Wattenmeers nicht beeinträchtigt

Rieckhof und die HPA legten dar, dass zahlreiche Untersuchungen zu den ökologischen Auswirkungen einer solchen Verklappung bei Scharhörn stattgefunden hätten. Ergebnis: Der Nationalpark und der Unesco-Welterbe-Status des Wattenmeers würden durch die Verbringung nicht beeinträchtigt.

Die für das Sedimentmanagement zuständige leitende Beamtin der HPA, Claudia Flecken, präsentierte Berechnungen, wonach das umgelagerte Baggergut nahezu vollständig von der Verbringstelle wegtransportiert werde. Feinsandige und mittlere Schwebstoffe würden überwiegend in die Nordsee getragen. Gröbere Teilchen setzten sich im Mündungstrichter der Elbe ab.

Eine Million Tonnen Elbschlick soll bei Scharhörn verklappt werden

Sowohl Flecken als auch Rieckhof bemühten sich darum, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. So solle nur eine Million Tonnen Elbschlick bei Scharhörn verklappt werden, verteilt auf zwei Jahre. Um die im Rahmen der Elbvertiefung versprochenen Tiefgänge zu halten, muss Hamburg dringend Sedimente ausbaggern, die sich in der Fahrrinne absetzen.

Dazu stehen der Hansestadt derzeit nur zwei Verbringstellen zur Verfügung. Die eine ist in der Elbe bei Neßsand, von wo aus die Sedimente durch die Tide ständig wieder elbaufwärts in den Hafen gespült werden. Diese müssen neu ausgebaggert werden.

CDU übt Kritik und fordert nationalen Schlick-Gipfel

Hamburg will diese Kreislaufbaggerei „aus ökologischen Gründen“ reduzieren und setzt auf Scharhörn. Die andere Deponie ist beim Seezeichen Tonne E3 in schleswig-holsteinischen Gewässern. Dort sind die Mengen begrenzt. Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus. Verhandlungen über eine Verlängerung laufen.

Kritik an den Plänen des Senats gibt es nicht nur von Umweltverbänden, sondern auch von der politischen Opposition: der hafenpolitische Sprecher der CDU, Goetz Wiese, sprach von einem „gescheiterten Alleingang“ Hamburgs und fordert einen nationalen Schlick-Gipfel.