Hamburg. Steakhaus-König Block und Geschäftsführer Stephan von Bülow über die Pandemie-Zeit, verlorene Millionen und Preiserhöhungen.

Eugen Block wirkt aufgeräumt. Zusammen mit dem Geschäftsführer seiner Block-Gruppe, Stephan von Bülow, hat der Steakhaus-Gründer das Abendblatt in sein Restaurant am Jungfernstieg geladen – und zwar vor der offiziellen Öffnungszeit um 12 Uhr mittags. Der 81 Jahre alte Gastronom ist ein aufmerksamer Gastgeber, schenkt während des Gesprächs immer wieder Mineralwasser nach.

Nachdem er sich zu Beginn der Pandemie sehr kritisch über die Corona-Maßnahmen geäußert und der Politik Panikmache vorgeworfen hatte, ist er heute dankbar für Staatshilfen und fordert eine allgemeine Impfpflicht.

Herr Block, wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Eugen Block: Man wird nicht jünger. Körperlich geht es mir gut. Manchmal wundere ich mich, dass das Gedächtnis etwas nachlässt.

Wie erleben Sie die Corona-Zeit?

Eugen Block: Ich registriere dankbar, dass unsere Leute – vor allem Stephan von Bülow und seine Truppe – mir die Arbeit abnehmen und gut managen. Um das tägliche Hickhack, die Vorschriften und Genehmigungsverfahren kümmern sich inzwischen andere. Man müsste eigentlich noch viel deutlicher immer wieder sagen und schreiben, was die Menschen alles mit Corona erleben und erleiden.

Sie haben sich vor zwei Jahren sehr kritisch zu den Corona-Beschränkungen geäußert und der Politik sogar Panikmache vorgeworfen. Wie ist das heute? Haben Sie sich impfen lassen?

Eugen Block: Natürlich. Ich bin zweimal geimpft und geboostert. Ich habe immer Glück gehabt, habe nie Corona bekommen.

Sind Sie für eine allgemeine Impfpflicht?

Eugen Block: Ich wüsste nicht, wie wir sonst mit dem Thema Corona zu Ende kommen. Wir brauchen eine Impfpflicht und einen straffen Terminplan – am besten mit Stichtag 1. April.

Im Jahr 2020 haben Sie nach dem ersten Lockdown gegen die Corona-Eindämmungsverordnung geklagt und Schadenersatz gefordert. Was ist daraus geworden?

Stephan von Bülow: Wir haben monatelang mit dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin verhandelt. Nachdem wir zunächst durch alle Hilfsprogramme gefallen sind, haben wir nach einem Jahr Hilfen bekommen. Daraufhin haben wir die Klage zurückgezogen.

Eugen Block: Wir haben Hilfen bekommen, dafür sind wir dankbar. Aber es ist nicht so viel, um unsere Schäden abzudecken.

Hat die Block-Gruppe Verluste gemacht?

Eugen Block: Wir haben Millionen verloren und verlieren sie auch jetzt noch.

Stephan von Bülow: Wir haben 2021 mit den Hilfen aus Berlin eine schwarze Null hinbekommen. Aber wir haben Millionen verloren, weil wir keine Gewinne mehr erwirtschaften. 2019 hatten wir in der Gruppe einen Umsatz von 410 Millionen Euro erreicht. Im vergangenen Jahr waren es 328 Millionen Euro. Man verdient das Geld immer mit den letzten paar Prozent. Das, was wir normalerweise an Erträgen erwirtschaften, ist ausgeblieben.

Mussten Sie Geld ins Unternehmen schießen? Manche Unternehmer haben in der Pandemie ihre Altersversorgung aufgelöst.

Stephan von Bülow: (lacht) Das hätte nicht gereicht. Aber Eugen Block hat über die Jahre auch nie Geld aus dem Unternehmen rausgezogen. Da liegen nicht irgendwo Millionen Euro herum. Damit werden Investitionen für das Unternehmen getätigt.

Wie hoch waren die Hilfen vom Staat?

Stephan von Bülow: Das waren 18,8 Millionen Euro im Rahmen der November- und Dezemberhilfen 2020. Im vergangenen Jahr, als wir fünf Monate geschlossen waren, haben wir zwölf Millionen Euro Überbrückungshilfe 3 bekommen. Dann konnten wir im Sommer aufholen, aber zum Ende des Jahres hat es uns wieder erwischt durch die 2G- und 2G-plus-Regelungen. Im Januar dieses Jahres liegt der Rückgang bei 25 Prozent im Vergleich zum Januar 2019.

Und im Hotel Grand Elysée?

Stephan von Bülow: Wir sind im Moment bei einer Auslastung von zehn Prozent. Am Wochenende vielleicht mal bei 20 Prozent. Das ändert sich erst, wenn wir wieder Veranstaltungen durchführen können. Wir haben schon eine Menge Anfragen für den Sommer. Da erwarten wir mehr Umsatz als 2019.

Der Hamburger Senat hat die Zugangs­beschränkungen für den Einzelhandel gerade aufgehoben. Fordern Sie das auch für die Gastronomie?

Stephan von Bülow: Mein Wunsch an die Politik ist es, dass nach Überschreiten des Höhepunkts der aktuellen Omikron-Welle zügig weitere Lockerungen umgesetzt werden. Das heißt: Weg von 2G plus und im nächsten Schritt auch weg von 2G. Das kann nach den derzeitigen Prognosen und je nach den Entwicklungen in den einzelnen Bundesländern schon sehr bald so sein.

Und wenn das nicht so kommt, fordern Sie dann weitere Überbrückungshilfen?

Stephan von Bülow: Wir wollen unser Geld selbst verdienen. Aber wenn es weiterhin Einschränkungen gibt, dann muss da ein Preisschild dran. Die Überbrückungs­hilfen III sind, wie es im Moment aussieht, ausgeschöpft. Wenn die Pandemie jetzt abklingt, muss man sich Gedanken machen, ob es noch verhältnismäßig ist, Restaurants mit Auflagen zu versehen. Unsere wichtigste Forderung lautet: Die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen zu entfristen. Jede Woche ist ein harter Kampf.

Trotzdem wollen Sie bis Mitte nächsten Jahres sechs neue Block-House-Restaurants eröffnen?

Stephan von Bülow: Ein Teil der Verträge ist schon vor der Pandemie geschlossen worden. Das gilt für Düsseldorf, wo wir im Dezember ein Block House eröffnet haben, und für Köln. Dort eröffnen wir im Mai. Außerdem haben wir zwei Standorte von der Maredo-Gruppe übernommen, in Mannheim und in München. In Stuttgart ziehen wir genau wie in Hamburg um, weil Gebäude abgerissen werden. Das sind Standorte, die bekommt man nur alle 30 Jahre angeboten. Wir sind der Meinung, man muss über den Tellerrand hinausgucken und Lagen sichern, die uns helfen, das Unternehmen in der Zukunft wachsen zu lassen. In dieser Situation gilt es zu entscheiden, ob man neben dem Negativen auch etwas Positives aus der Pandemie mitnimmt.

Einerseits klagen Sie über hohe Umsatzverluste, andererseits investiert die Block-Gruppe zweistellige Millionenbeträge in die Fleischerei, den Ausbau der Lebensmittelproduktion, in Wohnungsneubau und in zwei neue Hotels. Wie geht das zusammen?

Stephan von Bülow: Die Fleischerei in Hummelsbüttel wird in diesem Jahr fertig. Da geht es um eine Summe in Höhe von 20 Millionen Euro über mehrere Jahre. Bei Block Menü investieren wir die gleiche Summe über fünf Jahre. Der Wohnungsbau in der Hufnerstraße ist wie die Produktionserweiterungen schon lange vor der Pandemie geplant worden. Der Grund und Boden gehört Eugen Block. Wenn die Wohnungen Ende des Jahres vermietet werden, finanzieren sie Zins und Tilgung der Baukosten. Die Nachfrage ist enorm. Wir haben 133 Wohnungen gebaut und hatten innerhalb von vier Wochen 3000 Anfragen. Inzwischen sind die ersten Mietverträge unterschrieben. Aber klar ist: Wir überprüfen die Investitionen jeweils der Lage angepasst. Wenn die Pandemie noch länger anhält, müssen wir schauen, wo unsere Möglichkeiten sind.

Was ist die Block-Gruppe heute? Ein Gas­tronomie- und Hotellerie-Unternehmen oder eine Immobilienfirma?

Eugen Block: Kernstück ist immer das Block House. Aber wir sind sehr vielfältig gewachsen.

Stephan von Bülow: Das, was Eugen Block betreibt, ist eine Risiko-Diversifizierung. Einerseits hat er sich ein Immobilien-Portfolio geschaffen und wird das weiter ausbauen, anderseits ist das Kerngeschäft die Gastronomie und Hotellerie.

Unbeschwert essen gehen ist seit zwei Jahren Pandemie längst nicht mehr selbstverständlich. Glauben Sie, dass es ein schnelles Comeback geben wird?

Stephan von Bülow: In der Vergangenheit war es immer so, dass die Gäste wieder zu uns kamen und die Block-House-Restaurants voll waren, sobald die Restriktionen aufgehoben wurden. Das erwarte ich auch für die Zukunft. Das Geschäftsmodell funktioniert. Allerdings muss man eine Einschränkung machen, und die betrifft das Thema Homeoffice. Die Frage lautet, wie sich die Innenstadt-Standorte entwickeln.

Neben Corona beschäftigt die Menschen im Moment vor allem die Inflation. Bei Block gab es zwei Preiserhöhungen im vergangenen Jahr. Wie reagieren die Gäste?

Stephan von Bülow: Unser Eindruck ist, dass die Menschen wegen der Pandemie nicht so viel ausgehen möchten wie sonst. Und enorm viele Berufstätige sind seit bald zwei Jahren im Homeoffice, sie fehlen allen Gastronomen mit Innenstadtlagen.

Eugen Block: Ich bin immer ein Verfechter niedriger Preise. Aber jetzt muss ich sagen, dass wir im Block House im Vergleich zu anderen wohl doch zu spät die Preise angepasst haben.

Stephan von Bülow: Wir stehen vor der Situation, dass wir 30 Prozent mehr für Energie zahlen. Aufgrund der weltweiten Rindfleischverknappung sind die Preise auch dort um 30 Prozent gestiegen. Logistik, Verpackungen – alles ist deutlich teurer geworden. Und durch die Erhöhung des Mindestlohns steigen die Löhne in den unteren Lohngruppen im Laufe des Jahres um 20 Prozent. Das ist auch gerechtfertigt und gut für die Menschen. Aber es trifft die Gastronomie somit in dieser Situation doppelt hart.

Das ist die Kostenseite. Aber für den Verbraucher erhöhen sich in allen Bereichen die Preise – fürs Wohnen, im Supermarkt, im Restaurant. Letztlich ist es doch so, dass man auf Heizen schwer verzichten kann, auf ein Mrs. Rumpsteak aber schon.

Stephan von Bülow: Block House ist ein Volkshaus, das wollen wir auch weiterhin für unsere Gäste sein. Ab einer bestimmten Einkommensgruppe ist Geld vorhanden. Dass die Nachfrage nach hochwertigem Rindfleisch wächst, stellen wir zudem bei unserem Restaurant Theo‘s im Hotel Grand Elysée fest, das jeden Abend sehr gut besucht ist. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass die Gäste uns auch in der Zukunft treu sind.

Schließen Sie für dieses Jahr eine weitere Preiserhöhung aus?

Stephan von Bülow: Nein.

Wie sieht es mit Preissenkungen für Speisen aus, wenn die Rohstoffpreise zurückgehen. Gab es das in der langen Geschichte Ihrer Restaurants schon mal?

Stephan von Bülow: Daran kann ich mich nicht erinnern. Den Spielraum haben wir nicht.

Sie haben im vergangenen Jahr auch einen eigenen Lieferservice gestartet. Was wurde daraus?

Stephan von Bülow: Das ist für uns kein langfristiges Modell. Wir wollen die Gäste in unseren Restaurant begrüßen. Wir haben den Lieferservice deshalb eingestellt. Den würde ich nur wieder aufleben lassen, wenn die Restaurants aufgrund von Anordnungen der Politik erneut komplett geschlossen werden müssten.

Wenn wir richtig gerechnet haben, wird das Block House im Hamburger Deutschlandhaus voraussichtlich die Nummer 49 sein. Planen Sie etwas Besonderes?

Eugen Block: Es wird einen Hauch moderner aussehen. Aber es wird wieder viel Holz geben, Sitzbänke und rot karierte Tischsets – die Block-House-typischen Elemente. Wir sind gute Wächter unseres beliebten Aussehens.

Und was ist mit dem Jubiläumsrestaurant, der Nummer 50?

Stephan von Bülow: Ganz ehrlich, da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht.