Billigfluglinie baut Geschäft aus. 900.000 Passagiere sollen befördert werden. Neben Mallorca weitere Destinationen in Südeuropa.

  • Ryanair erweitert das Angebot ab Hamburg Airport
  • Billigfluglinie fliegt London bis zu zweimal täglich ab Hamburg an
  • 13 Ziele ab Flughafen – viele in Südeuropa
  • Prognose: Flugtickets werden um 15 bis 20 Prozent teurer

Vor zwei Jahren schien es so, als ob Hamburg auf der Ryanair-Landkarte nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Im Januar 2020 schloss die irische Billigfluglinie ihre Basis in Fuhlsbüttel und zog die zwei hier stationierten Boeing 737 ab. Auch die Zahl der Ziele wurde um eine Drittel reduziert. Der Helmut-Schmidt-Flughafen bleibe für die Airline aber interessant, sagt Ryanair-Manager Andreas Gruber im Gespräch mit dem Abendblatt: „Der Hamburger Flughafen ist für uns sehr wichtig. Wir sind hier eine starke Nummer drei.“

Die Marktführer sind in der Hansestadt Eurowings und der Mutterkonzern Lufthansa. Danach sehen sich die Iren in einer guten Position. „Wir planen in unserem im April beginnenden Geschäftsjahr mit 900.000 Passagieren in Hamburg“, sagt Gruber, der als DACH-Chef für das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz und 1500 Mitarbeiter zuständig ist. Das wäre eine Verdoppelung zum Vorjahr.

Urlaub 2022: Ryanair fliegt London bis zu zweimal täglich ab Hamburg an

Im Sommer sollen 13 Routen geflogen werden mit 60 Frequenzen in der Woche. Spitzenreiter unter den Verbindungen wird Palma sein. Mallorca wird dreimal täglich angeflogen. Bis zu zweimal täglich geht es nach London-Stansted. „Wir rechnen mit einem sehr, sehr starken Reisesommer. Insbesondere für die Spanien-Strecken haben wir massive Vorausbuchungen, vor allem auch aus Hamburg“, sagt Gruber. Alicante, Barcelona, Malaga und Valencia stehen dort ebenfalls im Flugplan. Die weiteren Ziele sind Porto, Dublin, Edinburgh, Manchester, Mailand, Zadar und Danzig.

Andreas Gruber, DACH-Chef Ryanair und CEO Laudamotion – die Billigfluglinie will im Sommer 13 Ziele ab dem Flughafen Hamburg ansteuern.
Andreas Gruber, DACH-Chef Ryanair und CEO Laudamotion – die Billigfluglinie will im Sommer 13 Ziele ab dem Flughafen Hamburg ansteuern. © ERNST KAINERSTORFER | ERNST KAINERSTORFER

Allerdings war das Angebot in Fuhlsbüttel auch schon einmal deutlich größer. Mehr als 20 Ziele hatten die Iren in Vorjahren im Sommerflugplan. Einst wurden 1,7 Millionen Passagiere pro Jahr von und nach Hamburg geflogen. Es könnten zukünftig wieder mehr Fluggäste werden, sagt Gruber: „Wir sind guter Dinge, dass wir das Streckenportfolio ab Hamburg erhöhen. Aber eine konkrete Zielmarke gibt es derzeit nicht.“

Urlaub 2022 – diese 13 Ziele steuert Ryanair ab Hamburg an:

  • Mallorca
  • London-Stansted
  • Alicante
  • Barcelona
  • Malaga
  • Valencia
  • Porto
  • Dublin
  • Edinburgh
  • Manchester
  • Mailand
  • Zadar
  • Danzig

Rayanair kritisiert zu hohe Kosten an deutschen Flughäfen

Dem Ryanair-Manager gefällt allerdings grundsätzlich die Luftfahrtpolitik in Deutschland nicht. In anderen Ländern und von anderen Flughäfen würden Anreize geschaffen, den Flugverkehr nach der beispiellosen Covid19-Krise mit gemeinsamen Programmen wieder zu erhöhen. „Die Bundesregierung fördert nur ihren ,nationalen Champion’ Lufthansa, aber nicht die Airlines, die für Wachstum sorgen“, sagt Gruber und spielt damit unter anderem auf die Staatshilfen für den Kranich-Konzern an. Er hätte sich eine gerechtere Verteilung staatlicher Unterstützungsgelder gewünscht.

Auch sind dem Manager die Kosten an den deutschen Flughäfen zu hoch. Vor Kurzem verkündete das Unternehmen seinen Abschied aus Frankfurt, als der größte deutsche Flughafen seine Gebühren erhöhte. „Günstige Gebühren führen zu günstigen Flugtickets. Letztlich profitieren davon Flughafen, Stadt und Land, weil mehr Passagiere befördert werden, die vor Ort Geld ausgeben“, sagt Gruber.

Fluglinie Ryanair will weiterhin Billigtickets anbieten

Ryanair wirbt bekanntlich als Marketingmaßnahme mit Tickets ab 9,99 Euro. Im Wahlkampf hatten sowohl der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch die amtierende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine Abschaffung der Billigtickets gefordert. Dass damit kostendeckendes Fliegen nicht möglich ist, räumt auch der Ryanair-Manager ein. Weiterhin anbieten werde man sie dennoch.

„Diese Tickets haben eine Zukunft“, sagt Gruber, „weil es einen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch in Europa geben muss.“ Der werde damit angekurbelt. Grundsätzlich sollte nicht über neue Steuern nachgedacht werden, sondern über Anreize, mit denen neue Technologien gefördert werden, die den CO-Ausstoß senken.

Prognose: Flugtickets werden um 15 bis 20 Prozent teurer

Der studierte Tourismusmanager erwartet ohnehin steigende Ticketpreise. Einige Airlines stellten den Betrieb ein, andere etablierte Fluglinien fahren ihr Angebot im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zurück. Bei sinkendem Angebot und der erwartet hohen Nachfrage im Sommer ist die Entwicklung zwangsläufig: „Wir gehen davon aus, dass Tickets in diesem Jahr um 15 bis 20 Prozent teurer werden“, sagt Gruber. Das gelte für ganz Europa, aber besonders für Deutschland, weil Ryanair wegen der hohen Kosten hierzulande weniger präsent ist. 14,5 Millionen Passagiere sollen aus und in die Bundesrepublik in diesem Jahr bewegt werden.

„Übrigens ist auch der Hamburger Flughafen zu teuer, deswegen sanken unsere Passagierzahlen dort in den vergangenen Jahren“, sagt Gruber. Das Aus für die Basis wurde damals damit begründet, dass sie defizitär sei. Dennoch sei theoretisch die (Wieder-)Eröffnung einer Basis in der Hansestadt möglich, aktuelle Pläne dafür gäbe es aber nicht.

Ryanair hat an Lübeck und Hannover kein Interesse

In Norddeutschland spielt ansonsten nur noch Bremen mit acht Routen und 32 wöchentlichen Frequenzen eine Rolle. Man erwarte dort etwa die Hälfte der Hamburger Passagierzahlen, also rund 450.000 Reisende. „An Lübeck haben wir momentan kein Interesse“, sagte Gruber, ohne Gründe dafür zu nennen. Auch nach Hannover zieht Ryanair derzeit nichts. Größte der sieben deutschen Basen ist Berlin. Am „BER“ stehen neun der 25 in Deutschland stationierten Boeing 737.

An die 500 Flugzeuge sind derzeit in der Flotte. Jahrzehntelang flog die Airline dabei ausschließlich Boeings 737. Von deren spritsparenden Max-Version wurden 210 Maschinen beim US-Flugzeugbauer bestellt. Trotz der beiden Abstürze hält Gruber den Jet für sicher: „Ich glaube, es gibt kein Flugzeug, das mehr auf Herz und Nieren geprüft wurde als die Gamechanger“, wie Ryanair die 737 Max intern nennt.

Urlaub 2022: Ryanair will ehrgeiziges Konzernziel erreichen

Allerdings gibt es in der Flotte des Ryanair-Konzerns seit wenigen Jahren auch Airbus-Jets. 29 A320 kamen zu den Iren, als sie Laudamotion übernahmen. Man sei mit der Performance der Flieger sehr zufrieden und auch schon in Toulouse gewesen, um mit dem Airbus-Management über einen Auftrag zu verhandeln, sagt Gruber: „Wichtig ist, dass wir als Gruppe nicht von einem Hersteller abhängig sind. Derzeit wird mit Airbus allerdings nicht über einen Auftrag verhandelt.“

Laudamotion hat mittlerweile den Flugbetrieb eingestellt. Heute arbeiten nur noch rund ein Dutzend Beschäftigte in der Verwaltung. Wegen der Krise konzentriert man sich seit Sommer 2020 auf die Kernmarke Ryanair. Wichtig sei Laudamotion aber gewesen, weil die einst vom früheren Formel-1-Rennfahrer Niki Lauda geführte Fluglinie die Eintrittskarte in den österreichischen Markt gewesen sei – einem wachsenden Markt.

In Wien sind jetzt 19 Flieger stationiert, dort werde die Präsenz ebenso verdoppelt wie in Lissabon und Rom. In Italien wird nach der Insolvenz von Alitalia der Markt gerade neu aufgeteilt. Ryanair will seine Pflöcke einschlagen, um das ehrgeizige Konzernziel zu erreichen. Gruber: „Wir wollen das Passagiervolumen von 149 Millionen vor der Krise auf 225 Millionen im Jahr 2026 steigern.“