Hamburg. Segeln in der Luxusklasse: Wer die schöne Atmosphäre genießen will, benötigt Geld und eine Impfung. Die Preise und was es dafür gibt.
Die Kreuzfahrtreederei Sea Cloud Cruises hat lange auf ihren Neuzugang warten müssen. Eigentlich hätte die „Sea Cloud Spirit“ schon vor einem Jahrzehnt fertig sein und auf den Weltmeeren kreuzen sollen. Doch dann kamen die Insolvenz der Werft, Bauverzögerungen und schließlich die Corona-Pandemie.
Bald aber kann die Reederei des bekannten Hamburger Unternehmers Hermann Ebel ihren Neuzugang entgegennehmen. Am 3. September wird das Schiff getauft. Am Montag stellte die Gesellschaft mit Sitz an der Außenalster ihren neue Großsegler vor. Es ist ein 138 Meter langer Traum in Weiß.
Hamburger „Sea Cloud Spirit“ für 136 Passagiere
Die „Sea Cloud Spirit“ ist ein schlankes, elegantes Dreimast-Vollschiff das aufgetakelt von insgesamt 28 Segeln vorangetrieben wird. Ein Luxus-Windjammer mit viel edlem Holz, der für 136 Passagiere und rund 85 Personen Besatzung ausgelegt ist.
Wer das Traumschiff allerdings direkt im Hamburger Hafen in Augenschein nehmen möchte, muss noch etwas warten: Die „Sea Cloud Spirit“ die im September in Rom ihren Dienst aufnimmt, wird zunächst in Mitteleuropa und rund um die Kanarischen Inseln unterwegs sein, bevor sie am 17. Juni 2022 den Hamburger Hafen und damit die Heimatstadt ihrer Reederei ansteuert. Von hier aus wird sie dann mehrere kurze Ostsee-Törns unternehmen, nach denen sie immer wieder nach Hamburg zurückkehrt. Während der Liegezeit im Hafen soll das Schiff auch besichtigt werden können.
Luxusschiff: „Segeln, wann immer es geht“
Wer Sea Cloud kennt, der weiß was er bei Buchung einer Reise erhält: Zunächst einmal viel Luxus – bis hin zu den vergoldeten Wasserhähnen in den Bädern. Denn darin unterscheidet sich der Neuzugang nicht von seinen beiden Schwestern in der Flotte „Sea Cloud“ und „Sea Cloud II“. Das Schiff wird von Hand gesegelt, kann aber bei Flaute seine zwei dieselelektrischen Motoren anwerfen. Der Schraubenantrieb soll aber so selten wie möglich eingesetzt werden. Entsprechend lautet eine klare Anweisung der Reederei an die Kapitäne: „Segeln, wann immer es geht.“
Einiges ist bei dem Neuzugang aber doch anders als bei den anderen beiden Seglern: Die „Sea Cloud Spirit“ ist zunächst einmal deutlich größer. Sie hat 69 Außenkabinen in edlem Yacht-Design, darunter drei Owner Suites. Und sie verfügt vor allem über Balkonkabinen. Das ist eine Seltenheit, bei Segelschiffen und ein Zugeständnis an den klassischen Kreuzfahrtmarkt.
Finnische Sauna an Bord der Sea Cloud
Ein weitläufiges Oberdeck mit einem Bistro empfängt die Besucher. Wem es an Deck zu kalt ist, der kann sich in einem großzügigen Wellness-Bereich aufwärmen, etwa in der finnischen Sauna oder im Dampfbad. Eine eigene Friseurstube und eine Boutique komplettieren das Angebot des neuen Großseglers. Dazu gibt es eine Lounge mit einem Steinway-Flügel, der immer wieder auch von Nachwuchskünstlern für Konzerte genutzt wird. Das Unternehmen Sea Cloud Cruises hat dafür seit längerem eine Partnerschaft mit der Musikhochschule Hamburg. Eine Bibliothek sowie ein Restaurant, in dem Vier-Gänge-Menüs serviert werden, ergänzen das Angebot, das auf Privatatmosphäre setzt.
Entertainment, Spielcasinos oder Unmengen an Restaurants wie auf normalen Kreuzfahrtschiffen sucht man an Bord der Sea Cloud-Windjammer vergeblich. „Wir bieten Urlaubern, die etwas anderes suchen als die gewöhnlichen Kreuzfahrten, etwas Besonderes. Nämlich frischen Wind und Entschleunigung“, sagt Daniel Schäfer, Geschäftsführer des Unternehmens. „Der Weg ist bei uns das Ziel. Wir bieten eine Form des sanften Tourismus.“
Mehrere tausend Euro werden fällig
Wer diesen genießen will, muss tief in die Tasche greifen. Allein die Mitreise auf der Etappe von London nach Hamburg im Juni 2022 kostet bei der „Sea Cloud Spirit“ 6500 Euro pro Person. Der Tagespreis für den Aufenthalt in einer Kabine der mittleren Kategorie liegt zwischen 600 und 700 Euro. In einer Eigner-Suite werden 1000 Euro fällig. Die „Sea Cloud Spirit“ liegt im Preis zwischen der „Sea Cloud II“ und der „Sea Cloud“, die als das älteste und kleinste Schiff auch das kostspieligste ist.
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Nicht nur Geld, sondern eine weitere Voraussetzung für eine Mitreise auf einem der Windjammer ist unerlässlich: Wer ab dem 15. Juli bucht, für den besteht eine Impfpflicht gegen Corona. Wer bereits gebucht hat, wird darum gebeten, sich bis zum Urlaubsantritt impfen zu lassen. „Für Reisen zu den Bahamas wäre das ohnehin Voraussetzung, aber auch so macht es die Besuche in den Häfen für alle angenehmer und einfacher“, sagt Geschäftsführer Schäfer.
Hamburger Sea Cloud steht für klein, aber fein
Erst im August werden auch die beiden Schwesterschiffe, die noch vor den Kanaren liegen, die Saison wieder aufnehmen, und auch dann nur in jeweils nationalen Gewässern rund um Griechenland und rund um die französische Riviera, bevor sie im Winter in die Karibik wechseln. „Wir starten spät zurück in die Saison. Aber anders als bei anderen Anbietern, wo es immer wieder zu Verschiebungen kommt, sind unsere Starttermine verbindlich und die Crews fest gebucht“, so Schäfer.
Das Konzept der Reederei, „klein und fein“ habe sich auch im Lockdown bewährt, sagt er. Am 13. März 2020 seien die „Sea Cloud“ und die „Sea Cloud II“ in der Karibik von den Vorboten der weltweiten Pandemie getroffen worden, als die ersten Häfen dort geschlossen wurden. „In nicht einmal 72 Stunden ist es unserem Team gelungen, alle unsere Gäste und alle für den unmittelbaren Schiffsbetrieb nicht benötigten Besatzungsmitglieder sicher auf den Weg in die Heimat zu bringen. Alle Buchungen wurden anstandslos rückabgewickelt“, so Schäfer. Jetzt gehe der Blick aber nach vorne. Es heißt: Segel setzen für neue Traumreisen mit Privatyacht-Atmosphäre.