Hamburg. Der Übersee-Club lädt Branchenchefs zum traditionellen Jahresausblick. Die Unternehmen schwanken zwischen Hoffen und Bangen.

Alljährlich im Januar lädt der renommierte Übersee-Club die Spitzenvertreter der Hamburger Wirtschaft dazu ein, in die Glaskugel zu schauen und einen Ausblick auf den Jahresverlauf für ihre jeweilige Branche zu wagen. Fasst man die Vorträge der Veranstaltung zusammen, die wegen der Pandemie im 100. Jubiläumsjahr des Clubs nur per Internetkonferenz stattfinden konnte, lautet das Resümee: die Wirtschaft ist zwischen Hoffen und Bangen.

Positiv fiel der Ausblick des Präsidenten des Unternehmensverbands AGA, Hans Fabian Kruse, für die Hamburger Außenwirtschaft aus: „2022 wird ein gutes Jahr: der deutsche Außenhandel hat den Einbruch schon wieder wettgemacht und unsere Exporte und Importe werden in diesem Jahr neue Rekordmarken erreichen“, sagte er, fügte aber gleichsam hinzu, dass Produktknappheiten und Transportprobleme auch 2022 weiter anhalten.

Düstere Prognose für Hamburger Einzelhandel

Was das für die Hamburger bedeutet, ist klar: „Preise werden steigen, Lieferzeiten sich verlängern, als Konsumenten müssen wir flexibler werden und als Unternehmen müssen wir in Läger und Diversifizierung investieren.“

Fast schon deprimierend fiel die Analyse von Andreas Bartmann, dem Präsidenten des Handelsverbands Nord, für den Hamburger Einzelhandel aus: „Gestiegene Kosten und sinkende Umsätze bringen immer mehr Unternehmen in eine nicht mehr wirtschaftlich tragfähige Situation. Man kann also nicht behaupten, der Handel sei bisher besser durch die Krise gekommen, als noch vor einem Jahr befürchtet – wie es so mancher Politiker gerne behauptet.“

Bartmann differenzierte dabei: „Während der Lebensmittelhandel und der Onlinehandel teilweise stark zulegen, leidet der Non-Food-Handel und hier insbesondere der Bekleidungshandel – dies bedingt durch die anhaltenden Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Noch nie gab es in den letzten Jahrzehnten solch große Entwicklungsunterschiede innerhalb unserer Handelsbranche.“

Haspa-Chef gibt Prognose zu Inflation ab

Unter der Leitung des Präsidenten des Übersee-Clubs, Michael Behrendt, sezierte der Vorsitzende des Industrieverbands, Matthias Boxberger, die Lage der Betriebe Branche für Branche, während der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, politisch hintergründig Spitzen austeilte: vor allem gegen die EU-Kommission in Brüssel.

Der Vorstandssprecher der Haspa, Harald Vogelsang, vermutet, dass die Inflation in diesem Jahr etwas zurückgehen wird. Ob die Börsen sich auch in diesem Jahr wieder von Rekord zu Rekord hangeln, sei aber schwer vorherzusagen. Dafür gebe es zu viele Risiken „wie neue Virusvarianten, das Säbelrasseln von Putin an der Grenze zur Ukraine, das Säbelrasseln Chinas gegenüber Taiwan und das wirtschaftliche Drama in der Türkei.“ Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemmann warnte erneut eindringlich vor dem Fachkräftemangel.