Hamburg. Wegen der hohen Gas- und Ölpreise steigt die Nachfrage nach Kamin- und Kachelöfen. Umweltschützer sehen den Trend jedoch kritisch.

Die Preise für Erdgas steigen in dramatischem Ausmaß – und auch die Rechnungen für die Heizöltankfüllung sind zuletzt auf Rekordstände geklettert. Darum versuchen immer mehr Hamburger, dieser Kostenfalle zu entgehen – indem sie zusätzlich mit Holz heizen.

„Schon seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Kaminen und Kaminöfen deutlich zugenommen, weil die Menschen es zu Hause gemütlich haben wollen, aber seit einigen Monaten gibt es eindeutig mehr Kunden als vorher, denen es ganz klassisch um das Heizen geht und die dabei sparen wollen“, sagt Kai Markus, Inhaber des Niendorfer Fachbetriebs Ofenbau Markus. Voraussetzung dafür ist in der Regel allerdings ein eigenes Haus.

Hamburger heizen mit Kaminöfen: So viel lässt sich einsparen

„Auf jeden Fall kann man auf diese Weise sparen“, sagt Thomas Flindt, Inhaber von Hansefeuer aus Poppenbüttel. Auch wenn sich Holz im vergangenen Jahr ebenfalls verteuert hat, sei es „pro Kilowatt Heizleistung immer noch der günstigste Brennstoff, den es gibt“, so Flindt. Seine Auftragsbücher seien ohnehin voll, aber dieser Faktor werde sich künftig zusätzlich auswirken, erwartet er.

„Das Kosten-Argument wird von Interessenten jetzt wesentlich häufiger angesprochen“, berichtet auch Mathias Buhr, Inhaber von Feuerhaus Hamburg aus Stellingen. „Früher hieß es, man könne rund 500 Euro im Jahr mit einem Kaminofen sparen, aber im Moment ist der Betrag wegen der starken Verteuerung von Öl und Gas bestimmt noch höher.“

Heizen mit Kaminöfen: So teuer ist die Kilowattstunde

Einfachere Öfen kosten zwischen 2000 und 4000 Euro, bei aufwendigeren Installationen können allerdings durchaus 6000 oder 7000 Euro fällig werden. Den Preis für ein Kubikmeter Brennholz – bei Buchenholz sind das etwa 480 Kilogramm – geben die Ofenbauer mit 60 bis 70 Euro an. Ein Ofen mit einer Nennwärmeleistung von sechs Kilowatt (kW) und einem Wirkungsgrad von 80 Prozent, der ausreicht, um einen Raum von 60 Quadratmetern zu beheizen, benötigt nach Angaben des Online-Fachgroßhändlers Ofenseite.com etwa 1,8 Kilogramm dieses Buchenholzes pro Stunde. Damit kostet eine Kilowattstunde (kWh) knapp 4,1 Cent, während der Gas-Arbeitspreis bei neuen Tarifen mehr als 15 Cent beträgt.

„Außerdem ist das eine viel schönere Wärme als die von einem Heizkörper“, findet Buhr. Hinzu komme ein gewisser Fitness-Effekt, wenn man das Holz erst selber zerkleinern müsse, ergänzt Flindt: „Dann macht Holz mehrfach warm.“ Tatsächlich, so berichtet Markus, holen manche seiner Kunden ihr Brennholz vergleichsweise günstig aus dem Hamburger Umland und trocknen es selbst, anstatt es vor Ort gleich ofenfertig einzukaufen. Buhr sieht zudem einen Klima-Vorteil gegenüber: „Holz verbrennt CO2-neutral“ – denn das CO2, das der Baum zum Wachsen benötigt habe, gebe er beim Verheizen wieder frei.

BUND übt Kritik an den Öfen

Allerdings gibt es immer wieder Kritik an den Öfen. So ist neueren Forschungsergebnissen zufolge etwa zehn Prozent der Feinstaubbelastung in Deutschland auf Holzfeuerungen zurückzuführen, in manchen Regionen sei ihr Beitrag sogar noch deutlich höher. Kaminöfen hätten wegen ihrer weiten Verbreitung und vielfach auch wegen technischer Mängel und fehlerhafter Bedienung einen besonders hohen Anteil daran.

Auch Paul Schmid vom Hamburger Landesverband der Umweltschutzorganisation BUND ist kein Freund der Kaminöfen. „Es ist immer besser, CO2 in Holz zu binden, als das Holz zu verheizen, das im Übrigen auch nicht unbegrenzt zur Verfügung steht“, sagt er. Zwar seien die Öfen auch aufgrund neuer Verordnungen besser geworden, was die Schadstoffemissionen angeht. Es gebe aber immer noch Probleme mit so genannten aromatischen Kohlenwasserstoffen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu wirken. „Außerdem erfolgt die Einstellung solcher Öfen in der Regel von Hand und auch eine gute Holzfeuerung kann schlecht betrieben werden“, sagt Schmid. Gerade offene Kamine seien „definitiv eine Katastrophe“.

Moderne Öfen erzeugten weniger Feinstaubemissionen

Moderne Öfen erzeugten heute bis zu 85 Prozent weniger Feinstaubemissionen als solche, die vor 1975 gebaut worden sind, heißt es zu der Schadstoff-Kritik von der Ofen- und Luftheizungsbauer-Innung Nord. Diese Organisation, zu der sich mit dem Jahresbeginn 2022 die Kachelofen- und Luftheizungsbauer-Innung Hamburg sowie die Innung des Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks Schleswig-Holstein zusammengeschlossen haben, vertritt das Top-Segment des Marktes: Den Einbau von individuell gestalteten gemauerten Öfen und Kachelöfen, die auch das ganze Haus heizen können, zum Teil mit Regelungselektronik ausgestattet sind und bis zu 15.000 Euro kosten.

„Wir spüren einen Anstieg der Nachfrage, weil Kunden einen solchen Ofen als Alternative zu anderen Heizungen sehen“, sagt Christian Fahrenkrug, Obermeister der neuen Nord-Innung, im Gespräch mit dem Abendblatt. Die Installation eines Heizkamins oder Kachelofens ist jedoch aufwendig und kann am Ende deutlich mehr als eine Woche dauern.

Kaminöfen bei Hamburgern gefragt – lange Wartezeiten

Dagegen ist ein simpler Metall-Kaminofen viel schneller aufgestellt. Aber die Wartezeit darauf kann trotzdem sehr lang sein. Dafür sorgen schon allein die Lieferzeiten der Hersteller. „Material fehlt an allen Ecken und Enden“, sagt Buhr. Er habe zwar rund 100 Öfen in seinem Laden stehen. Müsse aber ein Modell bestellt werden, könne es bis in den Mai hinein dauern, bis es geliefert werde.

Bei Kai Markus beträgt die Vorlaufzeit derzeit wegen der vollen Auftragsbücher gar etwa neun Monate, während es vor einem Jahr nur vier bis fünf Monate gewesen seien. Der Grund für die langen Wartezeiten sei auch der Personalmangel. Es fehle an Gesellen und es interessierten sich offenbar wenig junge Menschen für eine Ausbildung in diesen Beruf: „Ich habe in den vergangenen fünf oder sechs Jahren nicht eine einzige Bewerbung bekommen.“